Bei einer Explosion auf einem Schiff sterben 27 Menschen, es gibt nur einen Überlebenden, der nun schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Er erwähnt den Namen der Verbrecherlegende "Keyser Soze", die mit der Katastrophe in Verbindung stehen soll. Zur gleichen Zeit auf einem Polizeirevier: Dave Kujan (Chazz Palmintieri) verhört den Krüppel Verbal Klint (Kevin Spacey), der am Tatort geschnappt wurde. Er erzählt von fünf "üblichen Verdächtigen", die von der Polizei vor sechs Wochen wahllos zu einer Gegenüberstellung ausgewählt wurden. Anschließend tun sich die Männer zusammen, ahnen aber noch nicht, dass sie bloß Marionetten in einem abgekarteten Spiel sind, das Keyser Soze immer im Griff zu haben scheint.
Mehr verraten werde ich an dieser Stelle ganz sicher nicht, denn was hinter allem wirklich steckt, sollte jeder selbst herausfinden. Voraussetzung ist absolute Konzentration, denn von Anfang an wird man bei "Die üblichen Verdächtigen" mit einem Geflecht an Informationen und Namen beworfen, dass es manchmal schwer ist, sich zurechtzufinden. Zudem werden sich viele mit dem Wechsel zwischen den Zeitebenen schwer tun, denn der Film wird in Rückblenden erzählt, beginnt mit dem Massaker am Hafen, schwenkt dann um sechs Wochen zurück und steuert auf dieses Ereignis zu. Dazwischen ist immer mal wieder Verbal Klint beim Verhör zu sehen, welcher der Polizei immer mehr Hinweise liefert.
Dem ersten Anschein nach ist es ein überdurchschnittlich intelligenter Thriller, der die ganze Zeit über spannend ist, obwohl nicht ständig Action herrscht. Doch aufgrund der detailvoll gestalteten fünf Hauptfiguren, von überragenden Schauspielern dargestellt, wird man ständig bei Laune gehalten, auch durch tollen Dialogwitz. Des weiteren will man unbedingt wissen, wer Keyser Soze ist oder ob es ihn überhaupt gibt, wozu man bei jeder Szene auf jedes Detail achtet. Man kann also gar nicht anders, schon aus purem Interesse passt man immer auf.
Was aber dann am Ende passiert, ist schlicht und ergreifend der Hammer. Zunächst wäre da ein absolut sehenswertes, blutiges und actionreiches Finale, danach denkt man, mit der Auflösung seitens Kujans wäre das Rätsel gelöst. Ist es aber nicht, denn es geht noch ein Stück weiter und endet mit einer der genialsten Pointen der Filmgeschichte, die sich vor "The Sixth Sense" oder "Fight Club" nicht zu verstecken braucht. Im Unterschied zum Psycho-Horror-Meisterwerk des Michael N. Shyamalan jedoch wird "Die üblichen Verdächtigen" umso besser, je öfter man ihn sieht. Beim ersten mal kann man sowieso unmöglich alle Details aufschnappen.
Dass so etwas mit einem Budget von 6 Mio Dollar produziert werden kann, macht den Film bloß noch sympathischer. Von meiner Seite aus ist das keine Empfehlung, sondern ein Befehl: seht ihn euch an! Denn das gibt es nicht alle Jahre, das kann schon jetzt als ein moderner Klassiker gelten, obwohl der Bekanntheitsgrad allgemein noch zu gering ist. Auf jeden Fall bietet "Die üblichen Verdächtigen" super Unterhaltung und das nicht nur einmal. Ein Glanzstück der 90er, das leider häufig viel zu wenig Beachtung findet.