Review

Witze um Rabbis und Priester erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit und ein derartiges Gespann bildet auch die Hauptpersonen für Edward Nortons Regiedebüt, das jedoch glücklicherweise nicht zur platten Posse verkommt.
Stattdessen beweist Norton viel Gespür für den nötigen Respekt im Umgang mit dem Thema Religion und wenn er dann mal kritisiert, dann tut er es intelligent und treffend. Priester Brian Finn (Edward Norton) und Rabbi Jake Schram (Ben Stiller) sind seit Kindertagen die besten Freunde, interessieren sich auch für die Religion des anderen und planen sogar ein jüdisch-katholisches Seniorenzentrum. Beide führen moderne Gottesdienst und können ihre Gemeinden so begeistern, was eine der wenigen Botschaften von „Glauben ist Alles“ ist, denn Norton plädiert für lockere, moderne Gottesdienste.
Doch dann tritt Anna Riley (Jenna Elfman) eine gemeinsame Freundin aus Jugendtagen in ihr Leben. Zuerst hat das wiedervereinte Trio mächtig Spaß, doch es wird kompliziert als sich beide in die Frau verlieben…

Dreiecksgeschichte, die 147te. „Glauben ist Alles“ ist nicht unbedingt innovativ, wenn man von der Konstellation mit Priester und Rabbi mal absieht, doch andrerseits sind dies ja die wenigsten Liebeskomödien. So stört es auch nicht, dass Überraschungen in der Geschichte dünn gesät sind, selbst wer am Ende die Frau kriegt, kann man sich recht schnell denken, aber der Weg dahin ist mit massig Irrungen und Wirrungen gepflastert.
Vor allem die beschwingte Art, die Nortons Regiedebüt auszeichnet, hilft der wenig innovativen Geschichte über die Runden: Da laufen Priester und Rabbi zu den Klängen von Santanas „Smooth“ ultralässig mit Sonnenbrillen durch die Gegend und grüßen ihre Mitmenschen wie zwei echte Sunnyboys. Auch die zahlreichen Anspielungen sind echt herzig und nie zu aufdringlich, z.B. wenn Anna den Umstand, dass Brian nahezu jeden im Viertel kennt, mit „Der Pate“ vergleicht. Den besten Spruch hat jedoch Brian, der angesichts des ganzen Troubles bald glaubt in einer schlechten Aaron Spelling Serie zu sein: „Melrose Priest“.
Auch sonst kann „Glauben ist Alles“ mit diversen witzigen, aber nie zu slapstickhaften Momenten aufwarten, z.B. wenn Jake mit einer simpel gestrickten Fitnessfetischistin um die Häuser ziehen muss, weil die Gemeinde ihn verheiraten will, oder Jake versucht Freundschaft mit dem Türsteher in Annas Büro zu schließen, der auf den gar freundlichen Namen T-Bone hört. Nie ist das Ganze so überdreht wie in vielen anderen Komödien, gerade Stiller hält sich in diesem Film noch ziemlich zurück.

Leider fällt „Glauben ist Alles“ gegen Ende in ein fürchterliches Loch, da die Charaktere dann nicht ganz so sympathisch wie die von Filmen wie „Weil es dich gibt“ sind. Das große Leiden am Ende berührt wenig, teilweise wirkt es kitschig und auch das Happy End kommt leicht unmotiviert daher, da auf einmal alle die große Versöhnungsschiene schieben. Die besten Momente in der Endphase sind sicher Brians extrem lustige Verzweiflungsbesäufnisse, doch den besten Part davon, das Gespräch mit dem Barkeeper, benutzt Norton direkt als Opener.
Edward Nortons Regieleistung ist echt sauber, sein Schauspiel sowieso. Nach düsteren Rollen in „Zwielicht“, „Fight Club“ und „American History X“ ist er hier mal ein echter Saubermann, aber trotzdem gut. Ben Stiller darf da etwas mehr kaspern, bildet aber ein gutes Team mit Norton und Jenna Elfman komplettiert die Meute mit dem nötigen Talent. In Nebenrollen darf man sich zudem über Anne Bancroft und Eli Wallach freuen.

So kann man schlussendlich feststellen, dass „Glauben ist Alles“ gegen Ende einbricht, aber ansonsten ein sehr charmantes Feelgood-Movie ist. Nicht total innovativ, aber klasse besetzt und zudem ziemlich witzig.

Details
Ähnliche Filme