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"Ich liebe dich Mickey!"... "Ich liebe dich Mallory! Und ich weiss, wenn ich in den Himmel gucke und die Sterne sehe, dass du die selben Sterne siehst!" "Das Schicksal ist für uns, Mickey!"
...ist das nicht schön? Man könnte denken, dass dieser kurze Ausschnitt aus einem Dialog zwischen Mickey und Mallory Knox aus einem wunderschönen Drama oder einer kitschigen Liebesodyssee stammt. Dies ist jedoch in diesem Beispiel von Film überhaupt nicht der Fall. Denn dieser Dialog stammt aus dem berühmt-berüchtigtem und äusserst umstrittenen Streifen "Natural Born Killers", des Meisters für explizit politische Filme, Oliver Stone, welcher nicht nur mit dem genannten Beispiel sondern auch mit Filmen wie „Platoon" oder „JFK" äussert denkwürdige und zum Teil auch provokante Filmperlen der Neuzeit geschaffen hat. In dessen Filmographie gilt „NBK" als Paradebeispiel für sinnlose Gewalt und wird von Kritikern und auch Fans als Skandalfilm der 90er Jahre gehandelt! So wunderschön gefühlvoll wie die Dialoge zwischen den beiden Hauptpersonen kann man die Handlung eigentlich nicht nennen. Denn Mickey und Mallory Knox sind hier das gefürchteste Killerpärchen seit „Bonnie und Clyde". Der Regisseur ließ sich dabei von letzteren deutlich inspirieren und interpretiert die Geschichte der beiden Kriminellen mehr oder weniger „frei" in die Gegenwart! Die äußere Handlung von „NBK" ist schnell erzählt:
Das Killerpärchen Mickey und Mallory Knox fahren quer durch die USA und töten alles, was ihnen vor die Flinte kommt. Von den Medien werden sie zu "Superstars" hochgepuscht und fungieren als Idole für die ziellose Jugend. Als sie schließlich doch gefaßt werden, zettelt Mickey im Gefängnis eine Revolte an! Mehr zur Story möchte ich an dieser Stelle nicht nennen um den Filmspaß deren die den Streifen bis heute noch nicht gesehen haben oder gar noch nie etwas davon hörten zu trüben!
Auf jeden Fall ist „NBK" ein Film, der wohl so extrem polarisiert, wie kaum ein anderer. Von den einen wegen vermeintlicher Gewaltverherrlichung verpönt, wird er von den anderen wegen seiner heftigen Medien - und Gesellschaftskritik in den Himmel gelobt. Was sich hier vielleicht auf den ersten Blick stupide und äußerst fragwürdig anhört, erweist sich als eine der genialsten aber auch gewagtesten Satiren der Neuzeit. Regisseur Oliver Stone hat ein wahres Bollwerk von Film geschaffen, das definitiv nicht leicht zu verdauen ist. Durch die Videoclip-Ästhetik und die Verwendung zahlreicher Kameratypen schafft er eine Atmosphäre, die zugleich unangenehm und faszinierend wirkt. Das Unangenehme wird durch die extreme Radikalität der Stellungnahmen innerhalb des Filmes verstärkt, wenn z.B. Wayne Gale (ganz großartige Darbietung von Robert Downey Jr.) allen TV-Junkies den Spiegel vorhält, indem er sagt, dass die Leute morgen sowieso nicht mehr wissen, was sie heute gesehen haben. Vor allen Dingen der Gefängnisaufstand am Ende erinnert von der Kamera - und Schnitttechnik an die Reality - Shows im Fernsehen. Irgendwie schafft Stone es damit, dass man auf der einen Seite ein schlechtes Gewissen bekommt, da sich wohl fast jeder irgendwann einmal solche Sendungen angesehen hat und auf der anderen Seite fasziniert von dem Geschehen ist. „NBK" ist somit durch und durch eine Satire auf die sensationslüsterne Gesellschaft. Die ganze Handlung, inklusive der teilweise extremen Gewalt, bleibt unkommentiert, womit eine größere Schockwirkung erzielt wird. Allerdings liegt hier auch die Hauptkritik, da der Film missverstanden werden kann und dadurch eine Reihe von Nachahmungstätern fand. Man könnte sogar sagen, dass er Oliver Stones Karriere eher geschadet, denn genützt hat. Wobei sich hier für mich ganz klar nicht die Frage stellt ob man durch solche Art von Filmen selbst zum Amokläufer wird! Dies würde ich mit einem ganz klaren „NEIN" beantworten! Ausser man ist vielleicht psychisch krank oder hat in seinem Leben schon viele negative Erfahrungen machen müssen was Gewalt betrifft. Diese Gruppen von Menschen werden aber mit Sicherheit in den meisten Fällen professionell betreut um ihre schlimmen Erlebnisse zu vergessen und normal zu leben! „Nachahmungstäter" deren Motive auf das anschauen von Gewaltfilmen zurückzuführen ist, ist meines Erachtens somit völliger Blödsinn! Nichts desto trotz ist „NBK bei all seiner Kontroversität für mich eines der beeindruckendsten Werke moderner Filmkunst in puncto Gewalt, Darstellung und Stil! Besonders hervorzuheben sind dabei die äussert wirksamen Stilmittel wie Farbwechsel, Comic - und Videoclipelemente, die Stone in seinem Film zum Einsatz bringt. Der Film gleicht einer ungemeinen Bilderflut aus Blut und roher Gewalt. Die leider im groß und ganzen etwas schwache Story, wird also geschickt durch Bilder und Gewalt überspielt. Trotzdem schafft es Stone die ganze Zeit noch die Medien zu kritisieren. Ob beim Interview im Knast, die "In-Movie-Show" über Serienkiller oder nicht zuletzt durch die Missbrauchspassage über Mallory und ihren Dad im Sitcom Stil. Immer wieder zeigt Stone auf, wieviel Macht die Medien haben und wie sie es schaffen einen Menschen als Held oder Anti-Held darzustellen. „NBK" wurde oft wegen seiner teils drastischen Gewaltdarstellungen kritisiert, doch der Punkt ist doch das dadurch diese Kritik unterstützt und über den Film gesprochen wird. Dabei ist jedoch auch die grandiose Besetzung nicht ausser Acht zu lassen, die harmonieren muss und hier nicht weniger wichtig ist wie Stilmittel und Co. Damit dieser Film richtig funktioniert! Und in diesem Fall tut sie das auch und ist bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzt! Woody Harrelson hat als Mickey Knox die Hauptrolle ergattert und spielt den Serienkiller so unglaublich cool und grandios. Juliette Lewis als Mallory ist ebenfalls gut, verblasst aber meiner Meinung nach gegenüber Harrelson. Auch die Nebencharaktere sind alle klasse: Tom Sizemore als Cop Scagnetti, Rodney Dangerfield als fieser Dad, Robert Downey jr. als Reporter Wayne Gale und vor allem Tommy Lee Jones als Gefängnisdirektor McClusky. Fazit:
Oliver Stone hat einen umstrittenen, meisterhaften, oft missverstandenen Film auf Zelluloid gebannt der zeigt, wie geil die Medien und deren Konsumenten auf den täglichen Wahnsinn sind. Ohne Blutvergießen läuft da nichts!

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