Woody Harrelson und Juliette Lewis spielen ein Killer-Pärchen, das sich quer durch die Vereinigten Staaten tötet. Dabei stehen sie im Fokus der Medien und haben binnen kürzester Zeit eine eigene Fan-Gemeinde hinter sich. Doch dann kommt es, wie es kommen musste: Sie werden von einem ehrgeizigen Cop, gespielt von Tom Sizemore, gefasst, der sie in einen Hochsicherheitstrakt überstellt, deren Leiter, gespielt von Tommy Lee Jones, sie mit den größtmöglichen Sicherheitsstandards einsperrt. Dort geben sie einem Skandal-Journalisten, gespielt von Robert Downey jr., ein Interview, wobei sich eine Fluchtmöglichkeit ergibt.
Satiren zeichnen sich in aller Regel durch hintergründigen Humor und mitunter unauffällige Kritik, die durch den verwendeten Zynismus zum Ende hin an Kraft und Härte zunimmt, aus. Dies scheint Oliver Stone aber noch nicht so ganz verstanden zu haben, nicht umsonst distanzierte sich Autor Quentin Tarantino vom fertigen Film.
Die Medien und auch die Menschen, die praktisch fanatisch auf das Mörder-Pärchen fixiert sind, werden von Anfang an derart auffällig und offensichtlich ins Sperrfeuer genommen, dass schon früh so ziemlich alles verspielt wird, was eine gute Satire ausmacht. Hintergründiger Humor, oder überhaupt irgendeine Form von Komik kommt dabei nicht auf und so kann "Natural Born Killers" im Grunde auch nicht als Satire verstanden werden, sondern vielmehr als Thriller-Drama, aber auch in dieser Hinsicht scheitert das Werk über weite Strecken.
Denn die Charaktere gewinnen kaum an Profil. Zwar stellt Stone seine beiden Protagonisten recht ausführlich vor und geht dabei besonders auf die Liebesbeziehung der beiden ein, aber wirklich sympathisch, oder wenigstens verständlich werden die Bonnie-und-Clyde-Verschnitte dabei kaum und so langweilt die Geschichte recht schnell. Zudem fallen die Charaktere enorm unglaubwürdig aus; warum die beiden töten wird nicht einmal im Ansatz deutlich und auch die Aussagen rund um die Reinheit des Mordens und die Falschheit so ziemlich aller anderen Tätigkeiten sind nicht im Ansatz nachvollziehbar, eher pseudo-intellektuell und nervig. Da auch die Nebenfiguren wie wandelnde Karikaturen ausfallen, wird so überhaupt kein Bezug zwischen Zuschauer und Film hergestellt, mit dem Resultat, dass "Natural Born Killers", bei dem man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck bekommt, dass er wüsste, wohin er sich eigentlich entwickeln, worauf er hinaus will, langweilt.
Auch inszenatorisch kann man Stone einige Vorwürfe machen. So ist der ständige Wechsel von Schwarz-Weiß- und Farbeinstellungen auf Dauer relativ nervig, was auch für den hastigen Schnitt gilt und die zahlreichen Kurz-Einblendungen irgendwelcher Symbole, die das Ganze wohl einfach etwas verstörender wirken lassen sollten. Und wo wir schon einmal bei verstörend sind: Wenigstens hier punktet das vermeintliche Meisterwerk im Ansatz: Die eine oder andere Szene ist nicht allzu leicht verdaulich, besonders das Ende bleibt hängen, ob man dies jedoch positiv bewertet, da die Gewalt eindeutig zum Selbstzweck verwendet wird, obwohl sich der Film eigentlich gewissermaßen dagegen ausspricht, ist dann auch schon wieder zweifelhaft. Ein paar ganz nette Szenen hat der Film also, aber alles Weitere ist einfach nur mies.
Nun hätte man allein schon wegen der zahlreichen bekannten Namen schließen können, dass wenigstens die Darsteller eine gute Leistung abliefern und retten, was zu retten ist, aber auch dies ist leider kaum der Fall, was aber vermutlich auch auf die Regiearbeit des mehrfachen Oscar-Preisträgers zurückzuführen ist, der seinen Film hier vollends vergewaltigt. Tom Sizemore und Tommy Lee Jones, von denen besonders letzterer eigentlich ein ausgezeichneter Charakterdarsteller ist, werden hier zu gnadenlosem Overacting genötigt, mit dem sie ihre Rollen derart überstrapazieren, dass sie ebenfalls durch und durch nervig ausfallen. Woody Harrelson und Juliette Lewis füllen ihre Rollen dagegen solide aus, gehen aber im rasanten Schnitt weitestgehend unter und dann wäre da noch Robert Downey jr. dessen enorm großes Talent ebenfalls weitestgehend vergeudet wird.
Fazit:
"Natural Born Killers" ist komplett misslungen. Stone kreiert ein nichts sagendes Drama rund um undurchsichtige Charaktere, einen Plot, der nicht so recht weiß, wohin er will, überstilisierte Inszenierungsexperimente, die auf Dauer immer nerviger ausfallen und Darsteller, die entweder in den rasanten Schnitten untergehen oder zu ebenfalls nervigem Overacting genötigt werden. Und dann wäre da noch der dreiste Versuch, diesen Müll als Mediensatire zu verkaufen, obwohl Stone nicht einmal zu wissen scheint, wie hintergründiger Humor/Kritik geschrieben wird und er die zahlreichen Gewaltszenen ebenfalls nur zum Selbstzweck verwendet. Damit ist er im Grunde auch nicht besser als die ach so blutrünstigen und sensationsgeilen Medien, die er hier anzuprangern versucht.
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