Durch ("Hollywood-") Kritiker erntete "Natural Born Killers" fast ausschließlich Verachtung in der Gesellschaft. Dabei ist der Streifen ein ganz besonderes Werk der Filmkultur.
Hauptsächlich handelte sich der Film seine Kritik durch die Gewaltdarstellungen ein. Wenn man sich den Beginn anschaut, so ist die Skrupellosigkeit des Killerpäarchens Mickey und Mallory Knox anfangs erschreckend und schockierend zugleich. Dies ändert sich aber bald, da dem Zuschauer klar sein sollte, dass er es hier nicht mit der Realität zu tun hat. Die völlig abstrakten, aber genialen Bilder tragen einen großen Teil dazu bei. Die Inszenierung und der Filmstil sind einfach einmalig. Eine gewaltige Flut aus unter anderem bläulichen Bilder, Zeichentrick und kurz zu sehenden blutigen Sequenzen treffen auf das Auge des Betrachters.
Aber auch die sehr bewusst übertriebene Handlung stellt ein weiteres schweres Gewicht dar, dass den Film eindeutig auf eine irreale Seite kippt.
Mickey und Mallory werden dem Zuschauer im Laufe des Filmes mehr und mehr sympathisch. Die Bösen werden vom Publikum als Gute betrachtet. Diese Erscheinung tritt auch in vielen anderen Filmen auf und wertet sie dadurch ab. Hier ist es aber anders, da Mickey und Mallory gewollt so dargestellt werden, um die Realität noch weiter zu verdrehen. Durch diesen Effekt, der auch an der Gesellschaft im Film, in der die beiden Killer von Teenies schon fast als Helden verehrt werden, deutlich wird, kann sich die Satire erstmals voll entfalten. Es sind hier Teenies zu sehen, die Schilder mit Sprüchen wie sinngemäß "Lasst mich euer nächstes Opfer sein!" in die Höhe halten. Solch einen scharfen Sarkasmus am (hier hauptsächlich) amerikanischen Volk, das von der Arbeit kommt, es sich dann mit einer Chipstüte vor dem Fernseher bequem macht und es sich den ganzen restlichen Tag auf dem Sofa gemütlich macht und sich die sehr "gebildteten" Soaps und Talkshows mampfend reinzieht, bekommt man nur selten zu sehen. Dabei sollte man dies nicht nur als Kritik gegen die amerikanische Gesellschaft auffassen, sondern gegen die ganzen westlichen Industrieländer, in denen, und jetzt kommt der andere satirische Aspekt, die Medien schon eine viel zu bedeutende Stellung eingenommen haben.
Genial, wie man durch die Sitcom-Bilder, in denen Mallorys Vergangenheit erzählt wird, die Brücke vom "verblödeten" Fernsehvolk (um es mal überspitzt zu sagen) zu den Medien geschaffen hat. Der "Fernseher" gewinnt ab diesem Zeitpunkt nämlich große Bedeutung, denn er ist es, der den Medien es ermöglicht, den Zuschauer mit all möglichem Mist vollzupumpen. Einfach herrlich, wie man die Sensationsgeilheit der Medien durch überspitzte und übertriebene Bilder im Gefängnis dargestellt hat. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Figur des Wayne Gale, welche Robert Downey Jr. hier großartig verkörpert wird. Großes Lob natürlich auch an Woody Harrelson, dem man den skrupellosen Killer Mickey auf jeden Fall abnimmt. Einige Sprüche von ihm sind gar nicht mal so realitätsfern und bringen die Wahrheit eher auf den Punkt. Juliette Lewis ist mir nicht sonderlich sympathisch, gibt als Mallory aber eine durchaus gute Figur ab. Auch die restliche Besetzung, wie etwa Jommy Lee Jones' Darbietung des irgendwie durchgeknallten Gefängnisdirektors, kann sich auf jeden Fall sehen lassen.
Unterm Strich gibt es an "Natural Born Killers" kaum etwas zu kritisieren. Beschäftigt man sich nicht nur oberflächlich mit dem Film, so sollte man feststellen, dass das Augenmerk hier nicht auf Action oder Gewalt liegt, sondern auf Medienkritik. (9+/10 Punkten)