Bis zum Erbrechen diskutiert, von den meisten vergöttert, von wenigen gehasst, von vielen Kritikern als einer der brutalsten und gewaltverherrlichendsten Werke der Filmgeschichte beschrieben. Das sind so kurz zusammengefasst die Aspekte, wegen der "Natural Born Killers" allein schon mehr Aufmerksamkeit bekam als viele anderen Filme. Oliver Stone schuf Mitte der 90er Jahre ein Werk, das sich in Sachen Provokanz sicher vor gar keinem anderen Film verstecken braucht, einen Film, der zu den absoluten Meilensteinen der Filmgeschichte zählt, einen Film, der heute noch zu den beliebtesten und besten Filme aller Zeiten gehört. Zweifelsohne. So brutal und gewaltverherrlichend er auch ist, "Natural Born Killers" wagt das, was so viele Filme ausdrücken möchten, was sich vorher noch kein Regisseur getraut hat. Stone fasste Mut und inszenierte solch ein Werk. Doch schon bald wurde es noch vor dem Kinostart geschnitten, in Deutschland lief nur eine stark zensierte Fassung, die auch auf Video erschien. Nun ist der ungekürzte Director's Cut endlich auf DVD erschienen, dafür war es höchste Zeit. Und wie von den meisten erwartet, macht diese Version natürlich noch mehr Spaß, ist sie einfach unbestritten besser als die R-Rated Version. Nicht der Gewalt wegen, sondern einfach aus dem Grund, dass "Natural Born Killers" noch schockierender, noch provokanter und noch brutaler wird. Letzten Endes läuft es natürlich darauf raus, dass der Film aufgrund des erhöhten Gewaltgehaltes besser wird. So offensichtlich wird diese aber gar nicht dargestellt, ist es doch dem brillianten Schnitt zu verdanken, dass man alles Gewaltsame immer nur kurz vor Augen bekommt, bevor schon die nächste Szene ansteht. Der Film soll ja eine Satire darstellen. Und, traurig aber wahr, es gelingt ihm auch. Perfekt wird die Gesellschaft heutzutage wiedergegeben, wenn auch in der übertriebensten Form, in der es möglich ist. Aber das ist ja das Geniale an "Natural Born Killers". Teilweise übertrieben, aber dann wiederum doch irgendwie an der Realität.
Die Story dürfte und müsste eigentlich jedem hinlänglich bekannt sein, Mickey und Mallory Knox ziehen, nachdem sie Mallorys Eltern getötet haben, eine blutige und brutale Spur quer durch die USA. Von der Polizei gejagt, von den Leuten geliebt und von den Medien heiß begehrt ermorden sie jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Immer lassen sie eine Person über, die dann von Mickey und Mallory erzählen sollen.
Oliver Stone musste sich in den USA wegen seiner Gewaltorgie sogar vor Gericht verantworten, da "Natural Born Killers" angeblich vielen Leuten Ansporn gegeben hätte, Amok zu laufen oder einfach Menschen zu töten. Ich halte das für puren Schwachsinn, wie jede Diskussion um gewaltverherrlichende Medien, weil sie zwar schädlich sein können, aber nur für gewisse Leute, die nicht genügend Aufklärung bekommen, eine schwere Jugendzeit erlebt haben und so weiter. Und die Macher der Filme sollen da noch großmächtig Rücksicht nehmen, keine Gewalt zu zeigen. Es ist eben eine kleine Minderheit, der solche Werke zweifelsohne schaden. Außerdem sind die Gewaltdarstellungen keinesfalls selbstzweckhaft, sondern sie geben eben in übertriebenem Maße das wieder, was die heutige Gesellschaft sehen will. Sie ergötzt sich an Gewalt und an den Leiden anderer, es ist einfach so.
Filmtechnisch ist "Natural Born Killers" auch ein absolutes Meisterwerk. Schon allein die Schnitte, angeblich soll in keinem anderen Film jemals mehr geschnitten worden sein als in diesem. Also Filmschnitte, keine Zensurschnitte. Und "Natural Born Killers" hat man es zu verdanken, dass der Zuschauer heute mit feiner Optik von manchen Kinofilmen verwöhnt wird. Mal gibt es farbige Bilder, dann mal schwarz-weiß Bilder, teilweise werden Szenen reingeschnitten, die den Film voranbringen, aber wie Musikvideos aussehen, die gezeigten Bilder werden oft total schief gezeigt, auf Mickey und Mallory erscheinen plötzlich Wörter wie "Is she crazy" oder "Demon", die aussehen, als würden sie von einem Projektor auf Mickey und Mallory gestrahlt. Die Rückblende, in der sich die beiden kennenlernen, wird als Art Seifenoper dargestellt, im Hintergrund immer das Lachen wie in den Comedy-Sendungen und teilweise werden sogar kleine Comic-Filme reingeschnitten. Aber alles, wirklich alles, egal wie innovativ, einzigartig und ungewöhnlich es ist, bringt den Film voran. Es gibt einfach Nichts, das man Oliver Stone vorwerfen könnte, falsch oder schlecht gemacht zu haben. Dazu kommt noch die perfekte Musik, man hört zu Beginn gleich mal Leonard Cohen und später mal die Nine Inch Nails. Zum Schluss bekommt man dann auch noch Rage against the Machine zu hören. Die Schauspieler spielen sehr nachvollziehbar, man nimmt ihnen ihre Rolle total ab. Juliette Lewis spielt wunderbar naiv und abgedreht, Woody Harrelson schafft es, Mickey absolut cool zu spielen. So wie es sein soll. Wie schon gesagt, es gibt Nichts zu klagen, was den Film angeht. Ein Meisterwerk der Filmgeschichte, einzgartig, unkommerziell und provokant. Ohne dabei den Anschluss an die Realität zu verlieren. Muss jeder kennen, der sich mit Filmen auskennen will! Ein absoluter Meilenstein!! 10/10 Punkte