Wie alle Filme, beginnt auch NBK gemächlich. Eine Wüste. Man sieht einen Fuchs, der starr in die Gegend schaut. Im Hintergrund läuft Leonard Cohen's melancholischer Song Waiting For The Miracle (Miracle=Wunder - Wie passend!). Der Blick schweift auf ein kleines Kaffé, dort tanzt eine Frau, Mallory, zu den Klängen einer Jukebox, man denkt, dass das Lied nie aufhört. Doch dann kommt ein heruntergekommener Trucker, der Mallory anmacht. Sie tut es herunter und dann bricht in einem Moment die Hölle los! Das Traumhafte wird zum Alptraumhaften, die Musik vom Melancholischen Country zum Hard Rock. Der Trucker macht eine falsche Bewegung und Mallory tritt zu! Doch sie tritt nicht, wie man es zur Selbstverteidigung macht, sie tritt wie jemand, der es aus Lust macht. Nun kommt auch ihr Lover Mickey (Hervorragend gespielt von Woody Harrelson!) ins Bild. Der Truckstore wird zum Bloodstore, Blut spritzt, Knochen knacken und Pistolen rauchen. Doch sie töten nicht alle! Der Letzte, auch ein Trucker, bleibt am Leben, er soll ihre Geschichte erzählen...
Natural Born Killers, das ist ein Film, an dem sich die Geister scheiden. Die Einen bezichtigen ihm der Gewaltverherrlichung, die Anderen lieben ihn einfach! Was fest steht ist: Der Film ist technisch perfekt! Die Musik setzt immer punktgenau ein und trägt zur melancholischen Grundstimmung bei. Wenn ich so recht überlege, hätte es ohne NBK einige der besten Lieder der 90er nicht gegeben. Die Musik wird von technischen Spielereien ergänzt, wie z.B. Filmprojektion (Auf Mickeys Stirn wird "Too much TV" gebannt!) oder immer wiederkehrenden Zeichentrick-Schnipseln, die Mickey mal als Teufel, mal als rennenden Helden darstellen. (Eine ähnliche Technik gab es auch in "Lola rennt!") Den Letzten Schliff bekommt NBK durch die Schauspiel-Riege wie Juliette Lewis, Woody Harrelson, Robert Downey Jr. oder Tommy Lee Jones. Sie alle agieren passend und unterzeichen die von mir schon erwähnte Melancholie. Doch es gibt auch einen Minuspunkt...
Die krasse Gewaltdarstellung kann verwirren, weil sie nicht genau eingeordnet werden kann. Mal denkt man, sie soll kritisieren, manchmal auch bloß unterhalten, was das angeprangerte Medium Fernsehen doch unterstreicht. Jedenfalls ist er sich nicht einig, wie er Gewalt einordnen soll...
Am Ende muss ich doch sagen, dass NBK abseits von allem steht. Kein Mainstream, kein Hollywood, kein Trash. Stattdessen kann man es nicht einordnen, denn immer wenn man es versucht, ist man wieder am Anfang. Er ist einzigartig in seiner Form und seiner Botschaft und gehört zu der Sammlung der zeitlosen Filme, da Medienherrschaft immer präsent sein wird. (Also heißt die Botschaft: Das Fernsehen kontrolliert dich, nicht du es!) Am Ende noch drei Worte: "Danke, Oliver Stone!"