Mickey und Mallory Knox ziehen mordend durch das Land, wie Bonnie und Clyde hinterlassen sie eine blutige Spur. Oberflächlich erzählt Oliver Stone die Story von der Romanze des Killerpärchens, das wie Racheengel über das Land herfällt, und aufgrund der voyeuristischen Sensationslust des Publikums zu medienträchtigen Popikonen stilisiert wird. Mit sarkastischem Unterton beschreibt Stone die Grenze zwischen Gut und Böse, die nicht mehr entlang des Gesetzes verläuft, sondern zwischen den ursprünglichen Instinkten und der zivilisierten Welt. Die Dämonen im Inneren erschaffen polarisierte Menschen, die an ein konstruiertes "Survival of the fittest" glauben, "Born bad", "Natural Born Killers". Mit comichaften Einblendungen, Überblendungen und Hintergrundprojektionen gibt es haufenweise Anspielungen auf die Medienwelt und ihre blutrünstige Attitüde. Das vermurkste Elternhaus von Mallory ist als lachhafte Soapserie dargestellt, Futter für den dumpfen Mob vor der Glotze. Actionreich ist dieses auch eine Abrechnung mit dem Realitywahn und der Jagd nach Einschaltquoten. Auf 35mm, 16mm und sogar Super 8 gedreht, teils in S/W, teils monochrom gefärbt und teils im Dokustil grobkörnig und mit Laufstreifen versehen gibt Oliver Stone seinem chaotischen Road Movie eine außergewöhnliche Stimmung, die wie Schnipsel beim Zappen für einen Overkill auf den Rezeptoren des Betrachters wirken, doch stimmig zusammenpassen. Nicht bloss effekthascherisch sondern mit einer nahezu perfekten Kamera inszeniert er ein dramaturgisch minutiös ablaufendes, aufwühlendes Werk, das nicht nur auf Wohlwollen stiess. Das gezeigte Gewaltpotential scheint für eine Majorproduktion immens, aber nie selbstzweckhaft, vielmehr hält es der Konsumentenschaft den eigenen Spiegel vor, indem dieselben Stilmittel überzogen genutzt werden. Die Schauspieler laufen größtenteils zur Hochform auf, allein schon Woody Harrelson als anarchischer Antiheld und die ewige Lolita Juliette Lewis als Gangsterbraut bieten klasse Leistungen. Ein besonderes Schmankerl ist Tommy Lee Jones als schmieriger, reaktionärer, texanischer Gefängnisdirektor, der leistet 100 Punkte ab. Zu ihm gesellt sich Tom Sizemore als Scagnetti, ein schräger, erfolgslüsterner Ermittler, zu den enfant terribles der schlagzeilengeile Journalist Wayne Gayle (Robert Downing Jr.). Der Soundtrack, an dem Trent Reznor mitwirkte, hat sich gewaschen und stellt einige Größen der 90er Jahre wie seine NIN, L7, R.A.T.M., Melvins oder sogar Diamanda Galas zusammen, ganz erstaunlich. Die politische Richtung dürfte klar sein, als Pop Art verkauft Oliver Stone auch seinen Film, der eben mit derartiger Kultur wiederum aneckt, nicht nur Quentin Tarantino, der an dem ursprünglichen Skript mitwirkte, kritisierte dieses. Für den Zuschauer ist das mitreißendes, großartiges Adrenalin-Kino, dass neben Thriller noch Satire und blutiger Actionstreifen ist. Der Director's Cut ist Pflicht, denn die zwei Stunden vergehen wie im Flug.
Fazit: Ein Film, der wohltuend die Pulsfrequenz erhöht, dazu braucht man dieses Meisterwerk nicht auf den legendären Bodycount zu reduzieren. 9/10 Punkten