Review

kurz angerissen*

Etwas schwer in die Gänge kommt die Corman-Produktion um schleimige Fischmonster, die Bewohner eines idyllischen Fischerdorfes angreifen. Der Plot ist dabei so puristisch auf die reinen Attacken fokussiert, dass der Beginn einzig von seiner nasstrüben Fotografie und den reifen Gesichtern der Darsteller rund um Doug McClure zehrt. Und das ist nicht viel; eine Explosion ist zu verzeichnen, eine Auseinandersetzung mit rassistischem Hintergrund (mit dem alte Western-Beile wieder ausgegraben werden) und ein paar Monster-Vision-Shots. Das ist schon alles ganz nett, lässt aber echte Reibungen vermissen, mit denen man die Angriffe letztlich besser hätte verkaufen können; denn was verleiht schon mehr Genugtuung als zu sehen, wie ein echter Fiesling sein gerechtes Ende hinter Schwimmhäuten findet?

Andererseits hat der Purismus durchaus etwas für sich, hebt er doch das herbe Flair der Sets in den Vordergrund, das man in einer harmonischen Mischung aus US-Vorstadt- und Italo-Schmuddelhorror auf sich einwirken lassen darf. Und irgendwann geht dann ja auch richtig die Post ab; selbst heute, zu einer Zeit, da wir des Torture Porns und seiner Saat längst überdrüssig sind, wären vergewaltigende Ungeheuer, sprich die Vermengung von Sexploitation mit Phantastik, in einer etwas größeren Produktion nur schwer denkbar – was weitergedacht durchaus zu dem Schluss führen kann, dass die heutzutage fast ausschließlich im realistischen Bereich angesiedelten Grausamkeiten in ihrer Einseitigkeit entweder aus Scheinheiligkeit entstanden ist oder aus einer Vergessenheit des Wirkungsbereiches phantastischer Filme heraus.
So ist es tatsächlich ungewöhnlich, wie sehr sich einige Szenen niederen Instinkten hingeben; praktisch alle Opfer sind auffällig vollbusig und verlieren ihre ohnehin schon leichte Kleidung im Kampf unter einem zitternden Berg aus schwarzgrünen Schuppen, triefendem Schleim und struppigem Seetang – und all das letztlich nur für einen letzten prothetischen Effekt in der Schlussszene.

Ein ausladendes Finale, in dem eine ganze Stadt während eines Jahrmarkts von den kreaturen auseinandergenommen wird, versöhnt dann auch für die Ereignislosigkeit zuvor. Mit der "Jaws"-Tugend des Nichtzeigens kommt man bei einem Film dieser Machart nicht weit, insofern fällt zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung, mit den Monstern nicht mehr länger sparsam umzugehen, denn die von Maskenspezialist Rob Bottin geschaffenen Anzüge überzeugen mit künstlichen Armverlängerungen, einer undefinierbaren Körperbedeckung und ziemlich hässlichen Visagen, die von Kostüm zu Kostüm auch jeweils ein wenig unterschiedlich ausfallen (zumindest wird die Illusion erzeugt – angeblich standen beim Dreh nur drei unterschiedliche Kostüme zur Verfügung). Und ein nächtlicher Hafen vor brennendem Wasser, auf dem Menschenmassen vor Fischmonstern fliehen, sorgt für durchaus interessante Aushangfotos.

Aus heutiger Sicht erscheint die exploitative Unverhohlenheit von "Humanoids From The Deep" dankenswert ehrlich, zumal ironische Brechungen bereits stattfinden und den Scream Queens der 80er weiter den Weg bereiten. Man kann das skandalös finden oder sich an der Niedlichkeit erfreuen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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