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Der deutsche Titel zeigt es vor, der vorletzte Teil der Gendarmen-Saga um die Truppe aus St. Tropez wendet sich direkt an Eine Unheimliche Begegnung der Dritten Art (1977) und die dadurch mit anhaltende, kurz zuvor maßgeblich durch Krieg der Sterne (1977) ausgelöste Welle an Science fiction - Filmen der späten Siebziger Jahre. Die Grundidee des eigentlich eher merkwürdigen bis eingangs unpassenden und auch einmaligen Genrewechsels der insgesamt sechsteiligen Reihe (hinfort von einer Art Polizeifilm bis 'Krimi') stammt von de Funès selber, welcher auch maßgeblich für die Buchverfilmung Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe (1981) verantwortlich und nach seinem Durchbruch Mitte der Sechziger sowieso treibend bei seinen eigenen Projekten war. De Funès, welcher die letzten Jahre deutlich seltener vor die Kamera getreten ist, hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen, und teilweise auch gegenüber der jüngeren Generation und deren Vertreter wie Pierre Richard 'zurücktreten' musste, hat sich hierbei wieder neues und altes Publikum gleichermaßen 'erkauft', der Film ein ausgesprochener Kassenschlager, was im Grunde nicht nur und wie üblich für die Heimat Frankreich, sondern ganz Europa, speziell auch Deutschland (Platz Nummer Eins mit 5.6 Mio. verkauften Kinokarten) und die Sowjetunion gilt:


Während einer Patrouille stoßen die beiden Gendarmen Ludovic Cruchot [ Louis de Funès ] und Henri Beaupied [ Maurice Risch ] unabhängig voneinander auf ein UFO, was sie selber nicht ganz glauben können und von den Kollegen und dem Vorgesetzten Jérome Gerber [ Michel Galabru ] ebenso entsprechend skeptisch aufgenommen wird. Da die tatsächlich gelandeten Außerirdischen in der Lage sind, die Gestalt ihres menschlichen Gegenübers zumindest dem äußeren Anschein nach anzunehmen, und sie auch zunehmend energischer gegen die ständigen Aufdeckungsversuche gerade von Cruchot vorgehen, hat dieser aufgrund der noch fehlenden Glaubwürdigkeit und Unterstützung bald ein ernsthaftes Problem.

Die Jahre sind ins Land gegangen, das Jahrzehnt ist fast zu Ende, in der Mitte der Sechziger hat man das Küstenstädtchen erkundet und erobert und die ruhmreiche Karriere angefangen. Das Gebäude steht noch, damals noch, heute als Museum weiter, Cruchot hat abgenommen und eine andere Frau (bzw. die gleiche Frau, aber gespielt von jemand anderem) bekommen. Zwei neue Kollegen hat er auch, ein Darsteller ist abgesprungen, der andere war zeitlich nicht verfügbar, der Rest (zu Beginn einige kleine Autostunts, der Schabernack zur Einleitung, der lockere Umgang mit Dienstvorschriften) geht getreu der altgedienten und altbewährten Formel weiter. Dann wird bei Patrouille im Lande die fliegende Untertasse auf einer Lichtung entdeckt: jetzt noch, kurz darauf mit einer affenartigen Geschwindigkeit weg. Das Verlassen der (vergleichsweisen) Bodenständigkeit (und Harmlosigkeit) der früheren Filme hat man dabei schon mit dem Ende des Vorgängers Balduin, der Schrecken von St. Tropez (1970) angekündigt, mit dem dortigen Raketenbau, dem einen verfolgenden Sprengkopf und der Bombenentschärfung, ein leichter Sprung ins abenteuerlich Absurde und comigal überdrehte da schon vorhanden, und hier auf die Spitze und direkt in die harte Science fiction getrieben.

"Also, wie sah es aus, dieses Fluggerät?" - "Also, die Souli...die Silhouette war tropezförmig." - "Trapezförmig heißt das doch wohl." - "Ja, tropezförmig, sag’ ich doch, mit vielen Bullaugen. Viereckig." - "Jetzt sind es viele Bullaugen, vorhin waren es nur vier, und die waren rund." - "Ja genau, rundeckig." - "Rundeckig? Vorhin sagten Sie, das Ding war rund. Dann war es oval. Und mit einem Mal ist es tropezförmig."
Dabei ist das Geschehen zwischen Sein und Schein, Fassade und Inneres, und Körper und Geist erstmals eher spannend bis gar gruselig, ähnlich wie bspw. Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen (ebenfalls 1979, hier auch mit 3 Mio. gelösten Karten an der Abendkasse der Lichtspielhäuser), der ähnliche Motive mit sich führt und (für eben kleinere Zuschauer) auch fast zu erwachsen schon gehalten ist, dort auch mit zu Herzen gehender Emotionalität, welche hier nicht so recht vorkommen mag, der Humor aber auch phasenweise krachlederner und so mehr erleichternd ist. Genug haarsträubende Szenen vom letzten Schutzwall der irdischen Zivilisation gibt es (neben etwas Blut und nackte Tatsachen) dennoch, der nächtliche warnende Besuch auf dem Polizeirevier bspw., mit den ersten Demonstrationen des Könnens und der Fähigkeiten wie dem Gestalten wandeln und das Annehmen der Identität des Gegenübers, der Bodysnatcher-Faktor demnach, nur hier als Doppelgänger und nicht in der Vernichtung des 'anderen Wesens'. Der blecherne Klangkörper, der jegliche Angriffsmaßnahmen des Homo Sapiens abwehren kann, das Schießen mit den Laseraugen und die versuchte Entführung im Wald ist genauso furchterregend wie die musikalischen Klänge des Komponisten Raymond Lefèvre, der hier erneut in die Tasten greift und dabei ein speziell bedrohliches Theme entwickelt.

Humoristisch wird eingangs mit der unterschiedlichen Glaubwürdigkeit und dem Verwechseln echter mit 'falscher' Persönlichkeiten vorgegangen, was aufgrund der fortgeschrittenen dramaturgischen, teilweise auch humanistischen Komponente – die wesentlich früher starten als bei den Vorgängern, welche erst im Schlussakt so etwas wie ein Ziel haben, wenn überhaupt – und dem Kampf um die Wahrheit und die Aufklärung (der Versuch des Einzelnen, die ungläubige Masse wachzurütteln. Später auch die zunehmende Verunsicherung untereinander und selbst bei Einzelpersonen, die ihrer eigenen Paranoia aufgrund der Ebenbilder erlegen) eher aufreibend und entnervend als auflockernd ist; Giraults erneut unauffällige, mehr das Chaos beobachtende Regie tut da ihr Übriges. Die lange Drehpause und die beiden überstandenen Herzinfarkte vom Hauptdarsteller währenddessen merkt man hier übrigens nicht, de Funès ist auch körperlich ordentlich dabei, von den Schauspielern fehlen gerade die zuvor auch mehr prägnanten Christian Marin und Jean Lefebvre schon, auch wenn einer der Neuankömmlinge, nämlich Maurice Risch tatsächlich würdiger Ersatz, der andere mit Jean-Pierre Rambal aber noch weniger auffällig als die übergebliebenen Gendarmen ist.

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