Ich mag eher allein da stehen, aber ich empfinde die Fortsetzung „Infernal Affairs 2“ als den besseren Film im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger. Natürlich handelt es sich um ein Prequel, das in dem Jahrzehnt vor dem ersten Film spielt und es könnte daran liegen, daß man sich noch mehr an bekannten Vorbildern orientiert hat, aber für mich wirkt der zweite Film wesentlich mitreißender.
Praktisch dabei ist, daß man den zweiten Film sehen kann, ohne den ersten kennen zu müssen, aber der zweite schon elementar wichtiger wird, um den ersten überhaupt richtig zu verstehen. Wenn zu Beginn der Polizist Wong und der da noch kleine Gangsterboss Sam halb fröhlich beisammen im Vernehmungszimmer philosophieren, dann kann man das Drama schon am Horizont aufziehen sehen.
Eingekleidet wird die Handlung noch dazu durch die Übergabe Hong Kongs an die VR China im Jahre 1997, was zusätzlichen politischen Zündstoff für die Figuren liefert, etwa die Polizisten in ihrer Karriereplanung oder den Boß der Triaden, den eher harmlos aussehenden Ngai, der hier wie weilend Michael Corleone zu Beginn das Imperium seines Vaters übernimmt.
Die Parallelen zu „Der Pate“ sind dabei am deutlichsten ausgearbeitet, eine brutale Abrechnung mit den anderen, renitenten kleinen Gangsterchefs weckt Erinnerungen an die großen Säuberungen am Ende der Coppola-Filme. Hier ist sie eine zu erwartende Zäsur, dennoch jäh und roh in ihrer Brutalität (da wird verbrannt, erschossen, erstickt und lebendig begraben).
Die Verbindungen zwischen den handelnden Figuren sind wesentlich komplexer und auch wenn sie nicht alle ausgereift gezeigt werden, so haben sie doch mehr dramatische Tiefe als im Vorgänger.
Entgegen der Spannungskurve arbeitet natürlich, daß man bei Kenntnis des Erstlings weiß, wer dieses Drama alles überleben wird und dementsprechend auch, wer in diesem Film noch alles sterben muß, was dann auch folgerichtig passiert.
Gleichmäßig eine interessante Szene an die nächste reihend, immer wieder mit Todesfällen und Emotionen als dramatische Zäsur darin, kann man „Infernal Affairs 2“ mehr Größe einfach nicht absprechen und die Tragik kommt auch wesentlich besser herüber. Daß die Spitzel aus dem Erstling, jetzt dargestellt von jüngeren, aber sehr ähnlichen Darstellern zwar zu kurz kommen, aber dennoch effektiv im Plot entscheidende Rollen spielen, rundet das Bild nur noch ab.
Man kann jetzt dem Nachfolger vorwerfen, eine Art blasse Kopie amerikanischer Mafia-vs-Polizei-Filme zu sein, aber visuell und erzählerisch besticht der Film trotzdem durch asiatisches Flair und Eigenständigkeit.
Und das halte ich für wesentlich unterhaltsamer – wobei positiv anzumerken ist, daß man ständig auf der Hut sein muß, um alle Zusammenhänge auch wirklich zu verstehen. (8/10)