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Schon in den 20er Jahren begann die NSDAP mit der Produktion verschiedener Wahlkampffilme und ähnlich gelagerter Werke, von denen heute aber kein Film mehr wirkliche Relevanz aufweist. Sofort nach dem Regierungsantritt bemächtigte man sich der Filmindustrie und vollzog eine strikte Gleichschaltung, jegliche Filme die nicht den Vorstellungen der Nazis entsprachen wurden verboten und aus dem Verkehr gezogen. Mit propagandistischen Produktionen hielt man sich aber erstaunlich lange zurück (mit Ausnahme der Leni Riefenstahl Filme), erst zu Beginn des Zweiten Weltkriegs sollte die Anzahl drastisch steigen, in den frühen Dreißiger Jahren begnügte man sich zumeist mit leichter Unterhaltung. Doch Filmemacher wie Hans Steinhoff biederten sich politisch an mit aus freien Stücken gedrehten Propagandafilmen, berühmtestes Beispiel ist neben „SA Mann Brand“ wohl eindeutig ebenfalls 1933 gedrehte „Hitlerjunge Quex“.

Erst 1936 wurde der Eintritt in die Hitlerjugend verpflichtend, deshalb wurde vorher ziemlich aufwändig wie Werbetrommel gerührt. Die Romanvorlage basiert auf einem realen Fall: Der Hitlerjunge Herbert Norkus wurde 1932 fünfzehnjährig bei Straßenkämpfen getötet – diese Geschichte dient als Hintergrund für ein Hohelied auf die Hitlerjugend. Anders als beim Film handelt es sich bei der literarischen Vorlage um eine Auftragsarbeit, weiterhin um einen billigen Groschenroman ohne jeglichen künstlerischen Wert. Regisseur Steinhoff drehte seine Verfilmung in weiser Voraussicht da er wusste mit welcher Begeisterung die wichtigsten Funktionäre wie Hitler und Goebbels dem Massenmedium Film gegenüber standen. Und das Konzept ging auf: „Quex“ bekam das Prädikat „künstlerisch besonders wertvoll“ und wurde auch kommerziell ein großer Erfolg, Steinhoff selbst stieg zu einem der am meisten beschäftigten Regisseure der NS-Zeit auf und inszenierte später zum Beispiel „Ohm Krüger“, „Ein Volksfeind“, „Rembrandt“ oder auch „Die Geierwally“.

Als Heini am Ende hinterhältig und feige ermordet wird stilisiert ihn der Film zum Märtyrer und offenbart das eigentliche Hauptmotiv welches im Untertitel „Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend“ bereits deutlich mitschwingt: Der heroische Heldentod. Bis dahin entwickelt sich die Handlung vorhersehbar und in moderatem Tempo, optische Höhepunkte hat der relativ billig produzierte Film keine zu bieten. Fast alle Szenen spielen in geschlossenen Räumen, die Kulissen sind unspektakulär, Schnitt und Kamera bestenfalls durchschnittlich. Als musikalischer Hintergrund dient immer wieder das HJ-Lied „Vorwärts, Vorwärts“, getextet vom berüchtigten Baldur von Schirach, dem Jugendführer des Reiches. Immer wieder taucht das Lied auf, allerdings nicht wenn der Film gerade die Kommunisten zeigt: Die als dekadent, korrupt und kriminell dargestellte Gruppe wird gezeigt zu jazziger, chaotischer Hintergrundmusik. Der Charakter der Musik soll die ungeordneten Zustände in der so genannten Kommune verdeutlichen und steht im krassen Kontrast zur Marschmusik im restlichen Film.

Jürgen Ohlsen kann in der Hauptrolle als Heini Völker zwar annähernd überzeugen, offenbart aber auch sein schauspielerisches Unvermögen. Aufgrund der stereotypen Charakterzeichnung und Steinhoffs routinierte Schauspielführung erscheint seine Leistung im Rahmen des Dargebotenen aber durchaus angemessen. Seine pathetisch vorgetragenen Dialoge wirken aus heutiger Sicht aber unfreiwillig komisch, ähnlich wie die klischeehafte Darstellung der Kommunisten in einigen Sequenzen. Schauspielerische Akzente setzt eigentlich nur Heinrich George, der seinen Charakter (Heinis kommunistischer Vater) richtig schmierig anlegt und eine durchweg überzeugende Vorstellung liefert, anders als die statisch agierende Berta Drews als Heinis Mutter. Dasselbe gilt für den restlichen Cast, Totalausfälle sind zwar nicht dabei, George bleibt aber als Einziger mit seinem markanten Spiel in Erinnerung.

Fazit: Da es sich bei „Hitlerjunge Quex“ nicht um eine Auftragsarbeit handelt kann man nur von ekelhaftem Opportunismus sprechen, der Steinhoff als systemtreuen Speichellecker entlarvt. Filmtechnisch unterdurchschnittlich und in seiner plumpen Aussage völlig durchschaubar, Steinhoff gelang mit seinem ersten Propagandafilm keine wirklich überzeugende Leistung. Der angestaubte Film hat nur noch Relevanz als historisches Relikt einer zum Glück längst vergangenen Zeit, künstlerische Qualitäten kann man nicht wirklich ausmachen.

02 / 10

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