Mit „Truck Stop Women“ legte Mark L. Lester 1974 seinen zweiten Spielfilm vor; einen Exploitation-Reißer, der bereits die Actionneigung des Regisseurs erkennen lässt.
„Truck Stop Women“ ist allerdings ein in Sachen Ansprüche tiefer gelegter Schmierlappenfilm, dessen ersten Minuten schon die Stoßrichtung klarmachen, wenn ein Mann nebst nackter Gespielin in der Badewanne von zwei Killern genüsslich durchsiebt wird. Wie man kurz darauf erfährt, handelt es sich bei den wenig sympathischen Mordbuben um Smith (John Martino) plus Gehilfen, zwei Auftragskiller in Syndikatsdiensten, die bei der Übernahme fremder krimineller Unternehmen helfen, deren Besitzer kurzerhand um die Ecke gebracht werden.
Neues Objekt der Begierde ist der Truck Stop von Anna (Lieux Dressler), die dort nicht nur ein Bordell betreibt, sondern auch die Trucker bei horizontalen Aktivitäten aushorchen lässt, um zu erfahren wer denn wertvolle Ware dabei hat, die dann geklaut wird. Zusätzlich geben sich Annas Tochter Rose (Claudia Jennings) und andere Mädels aus Annas Gefolgschaft als Anhalterinnen aus, um weitere Trucker in die Falle zu locken, K.O. zu schlagen und deren Vehikel zu klauen. Das mag dann auch ein feministischer Ansatzpunkt sein, denn die toughen Mädels legen die Kerle mit dem Vorspielen des schwachen Weibchens rein und sind wesentlich kompetenter als Annas dauernd Faxen machende Mechaniker oder die Polizei, die sich von Anna mit Puffbesuchen und anderen Aufmerksamkeiten schmieren lässt.
Smith jedoch umgarnt Rose, die sich von Anna zu sehr eingeschränkt fühlt und versucht so einen Keil zwischen die Truppe zu treiben, während Mordanschläge nicht ausbleiben. Neben Smith und Annas Leuten mischen auch noch Annas Verbindungsleute vom Syndikat aus der Großstadt mit…
Aus dieser Prämisse strickt Mark L. Lester, der nicht nur Regie führte, sondern auch zusammen mit Paul Deason das Drehbuch schrieb, einen reichlich ziellosen Exploitation-Gangsterfilm, dessen unter Umständen feministische Ansätze schnell im Zeugen von nackter Haut und nackten Hupen untergehen. Sonderlich skandalös ist das Ganze allerdings nicht und eher schnell ermüdend, denn zwischen diesen Billigschauwerten wird doch enttäuschend wenig erzählt. Immer mal wieder geraten die Gangster aneinander, begrenzt spannend wird die Frage gestellt, wer denn nun zwei Mechaniker aus Annas Gefolge umgebracht hat, was zur Folge hat, dass die entsprechende Enthüllung im Finale kaum interessiert. So wird bei den Aktionen der Parteien gegeneinander das Inventar ausgedünnt, während zwischendrin neben Nackedeis noch jede Menge Szenen von Truckfahrten und das Possenreißen der Mechaniker zur Geduldsprobe werden.
Darüber tönt dann ein Soundtrack, der Countryfans die Freuden- und dem Rest der Welt die Leidenstränen in die Augen treibt, denn das nicht enden wollende Landei-Gedudel kann man wohl nur lieben oder nervig finden – ich gehöre eindeutig zu letzterer Fraktion. Und doch blitzen inmitten dieses erzählerischen Kuddelmuddels immer mal wieder inszenatorisch interessante Momente auf, etwa eine Montagesequenz in der Mitte, die mit vielen Quasi-Standbildern arbeitet, wenn sie verschiedene Geschehnisse zusammenfasst. Da zeigt sich durchaus das Talent von Mark L. Lester als Regisseur auf, während das Script eher von seinem begrenzten Vermögen als Drehbuchautor zeugt.
Auch in den wenigen Actionszenen kann man schon erkennen, welches Potential schon damals in Lester steckte. Leider sind die Actionszenen kurz, nicht mit sonderlich viel Budget ausgestattet und noch dazu teilweise wenig sinnvoll in die Handlung eingebunden, etwa wenn ein Fiesling vor lauter Frust ein am Abhang stehendes Auto tritt, damit dieses formschön den Abhang heruntersegeln kann. Zudem werden viele Verfolgungsjagden mit Trucks bestritten, die bekanntermaßen nicht das meiste Tempo draufbekommen. Wesentlich sehenswerter ist es dann, wenn die Transportfahrzeuge mal als Rammböcke eingesetzt werden, was nur selten passiert. Es gibt die gewohnt blutigen Lester-Einschüsse, wenn jemand über den Haufen geballert wird, doch die Schusswechsel sind allesamt eher statisch und kurz.
Dass der Mutter-Tochter-Zwist oberflächlich abgehandelt wird, dürfte ebenso wenig überraschen wie die Tatsache, dass alle Figuren hier bloß grobe Abziehbilder sind. Dass Rose sich aber für längere Zeit aus der Handlung verabschiedet, dann schon eher. Dadurch gibt es auch keine Hauptfigur, der man folgen oder an der man sich festhalten kann, was den Eindruck von erzählerischem Chaos noch verstärkt. Dass weder Claudia Jennings noch Lieux Dressler oder John Martino sonderlich talentierte Schauspieler sind, ist da keine Hilfe.
So erscheint „Truck Stop Women“ als Übungsfilm für Mark L. Lester auf dem Weg zu Besserem. Diesem wirr erzählten, stellenweise zähen und nicht sonderlich spannenden Exploitationfilm fehlt auch jene Gegenkulturattitüde, die Lesters ähnlich handlungsarmen „Bobbie Jo and the Outlaw“ zwei Jahre später aufwertete. Der hier hat immerhin stellenweise stark inszenierte Momente und im Rahmen des Möglichen immerhin kompetent gemachte Actionszenen zu bieten, die „Truck Stop Women“ noch ansatzweise über die Runden retten.