Review

Denk dir deinen Teil


2003, weit vor „13 Reasons Why“, „Utoya 22. Juli“ und Co., genauso wie vor etlichen weiteren echten Schulschiessereien, traf Gus Van Sant mit „Elephant“ schon erbarmungslos den offenliegenden Nerv Amerikas, der Jugend wie der Elterngeneration, eine der größten Ängste des Landes und einen massiven Zwiespält. In dieser erschreckend nüchternen und schockierenderweise komplett in sich ruhenden Collage einiger Teenager kurz vor einem (natürlich auf wahren Begebenheiten beruhenden) Amoklauf an ihrer Schule…

„Elephant“ ist in seinem Realismus, seiner kalten Sachlichkeit und seinem offenen Ende ohne Payoff, Rache oder Auflösung, ein ohne Frage richtig hartes Brett. Eine derart authentische, auf Abstand gehende und auf den ersten Blick unemotionale Erzähl- und Inszenierweise bewirkt wohl genau das Gegenteil von dem was das auf dem Papier aussagt. Ich war am Zittern, ich war sprachlos, ich war mitgenommen. Oft natürlich auch mit dem Gedanken „Was würdest du in einer solchen Situation tun?“ im Kopf. Aber auch etlichen weiteren Fragen, Wut und Ratlosigkeit im Bauch, im Kopf, im Herz. Und damit hat „Elephant“ alles richtig gemacht und hallt ellenlang nach. Das Gegenteil eines „Breakfast Club“. Unangenehm und unerlässlich. 

Fazit: wahrscheinlich noch immer der ultimative, ungeschminkte „Amokläuferfilm“ - da läuft es einem eiskalt den Rücken runter! 

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