Elephant wurde offensichtlich durch das Massaker an der Highschool von Columbine inspiriert.
Die mit Abstand dümmste Kritik zu diesem Film, die ich gelesen habe, interpretiert dessen Stärke als Schwachpunkt, ohne dies auch nur ansatzweise zu verstehen.
Dort ist die Rede davon, dass Elephant nicht erklärt, warum dies alles passiert und teilnahmslos, ohne Partei zu ergreifen, die Taten der beiden Jungen verfolgt. Dies sei zudem überaus langweilig, weil man das Gesehene daher auch nicht verstehen würde, der Film habe "keine Message".
Genau das ist das Grandiose an Elephant. Er erklärt nichts, er beobachtet nur, er zeigt keine Monster, die man hassen könnte und keine Opfer, mit denen man Mitleid habe müsste. Er ist neutraler Beobachter, parteillos, weder Ankläger noch Richter. Keine schlimme Kindheit wird zur Motivation erkoren, die es dem Betrachter erleichtern würde, diese Taten zu verstehen.
Es wir eben keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben, das Schicksal hat keine Rechtfertigung, ambivalent, zerrissen, das Grauen hat keine nachvollziehbare Motivation, Ambivalenz in Reinkultur.
Elephant gelingt es damit, gerade keine Anklage zu sein, was bei einem solchen Thema ansich schon unglaublich ist. Der Film lässt den Zuschauer daher komplett allein und ist damit mehr "Pseudo"-Doku, denn Spielfilm.
Für Zuschauer wie den Kritiker mit obigen Aussagen, die das Denken komplett anderen überlassen und nur konsumieren wollen, ist Elephant absolut ungeeignet.
Obwohl der Film nur beobachtet - oder gerade deswegen - ist er für mich eines der verstörendsten Werke, das ich bislang gesehen habe.
9/10