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Wenn ein Regisseur 33 Jahre nach seiner ersten Verfilmung den gleichen Stoff noch einmal als ein Remake verfilmt, müsste man fast davon ausgehen, dass er mit der ersten Fassung nicht zufrieden ist. Ich glaube, Cecil B. DeMille konnte und durfte mit seiner ersten Verfilmung der Geschichte des Auszugs der Israeliten aus Ägypten unter der Leitung Moses und die Übergabe der zehn Gebote an das Volk durchaus zufrieden sein, hebt er sich doch insbesondere durch seine Erzählweise vom späteren Monumentalfilm ab.

Denn beim Stummfilm von 1923 spielen nur rund 2/5 des Films zur Zeit Moses, der Großteil der Handlung ist in der Gegenwart der 1920er Jahre angesiedelt. So setzt der Film mit der Bitte Moses an den Pharao, sein Volk gehen zu lassen ein, um dann den Auszug des Volks, die Teilung des Roten Meeres, die Verehrung des Goldenen Kalbs und die Übergabe der 10 Gebote am Fuße des Berges Sinai zu zeigen. Damit wechselt der Film in die Gegenwart und der Zuschauer erfährt, dass eine strenggläubige Mutter ihren Söhnen gerade diese Stellen aus der Bibel vorgelesen hat. Diese Brüder könnten nicht unterschiedlicher sein, denn während John den Anweisungen seiner Mutter folgt und ein aufrechter und ehrlicher Zimmermann (!) wird, ist Dan ein "Nichtsnutz", der betrügt und stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Am Ende schafft er es, alle zehn Gebote Gottes übertreten zu haben - die Strafe, das kann man sich denken, folgt auf dem Fuß.

Die Handlung mag ein wenig "moralinsauer" daherkommen, das ist sie - gerade in den Abschnitten, die in der Gegenwart spielen -  auch. Aber die Bildsprache und das Schauspiel der Mimen verstehen über weite Strecken, so zu überzeugen, dass man über diesen Umstand gerne hinwegschaut. Insbesondere die Massenszenen und die gewaltigen Kulissen im ersten Teil des Films fand ich sehr beeindruckend (was alles ohne CGI doch möglich war!). Auch die Teilung des Roten Meeres und das Ende des Pharaos mit seinen Mannen ist gut und überzeugend dargestellt - wenn man an die 1923 zur Verfügung stehenden Mittel denkt. Theodore Roberts spielt einen Moses, wie man ihn sich bei der Bibellektüre vorstellt, und hat nur wenig von der Heldenfigur, die Charlton Heston 33 Jahre später verkörpert. Dies gilt auch für Charles de Rochfort, der hier einen überzeugenden Pharao spielt, der in der Trauer um seinem Sohn den Israeliten Rache schwört.
Gut agieren auch die Schauspieler, die mit ihrem Spiel die Handlung in die Gegenwart der 20er Jahre übertragen. Richard Dix spielt dabei den ehrlichen John McTavish, während Rod La Rocque die Rolle des brüderlichen Antagonisten übernimmt. Man spürt förmlich wie im Verlaufe des Films nicht nur die Spannung zwischen den Brüder wächst, sondern wie man als Zuschauer selbst immer mehr Abneigung gegenüber Dan McTavish empfindet. Vom Cast der Gegenwart seien nur noch die Mutter (gespielt von Edythe Chapman) und Mary Leigh (gespielt von Leatrice Joy) erwähnt. Mary steht zwischen den Brüdern, entscheidet sich für den falschen und muss am Ende die Konsequenzen tragen.

Die Bilder, die Cecil B.. DeMille in seine Handlung eingeflochten hat, sind mitunter beeindruckend. So lässt der Unternehmer Dan eine Kirche mit mangelhaften Zement errichten, wodurch sie zusammenbricht und sinnbildlich den Verlust der Glaubens durch die Menschen der Gegenwart zeigt. Die Mutter äußert sich wie folgt dazu: "The Angel of Brothers Raises Hell!", bevor die Kamera zu den Resten eines Fensters schwenkt und ein Kreuz sichtbar wird.

Leider verdeckt der Ruhm der zweiten Verfilmung des Stoffes durch Cecil B. DeMille zu Unrecht diese Perle der Filmgeschichte, weshalb man diesem Film noch viele Entdecker aus dem Kreise der Cineasten wünscht.

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