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Die Schriftstellerin Lauren Cochran entwickelt kurz vor der Veröffentlichung ihres neuesten Buchs eine spontane Angst-Neurose, die es ihr fast unmöglich macht, auch nur einen Fuß vor die Tür ihres Appartements zu setzen. Um den Agoraphobie-Attacken zu entgehen, fährt sie zusammen mit ihrem Freund Mark aufs Land, wo sie ein verlassenes Häuschen entdeckt, dass demjenigen aus ihrem Roman zum verwechseln ähnlich sieht. Lauren entschließt sich, den heruntergekommenen Kasten von dem alten Colonel Lebrun zu mieten und dort ihr nächstes Buch zu schreiben. Mit Ruhe und Frieden ist es jedoch nicht weit her, denn schon kurz nach ihrem Einzug beginnt Lauren nachts Alpträume zu haben und sieht auch ansonsten allerlei merkwürdige Dinge, die sie sich nicht erklären kann. Als sie die Geschichte des Hauses recherchiert, findet sie heraus, dass es sich bei dem Schuppen um ein ehemaliges Bordell handelt, in dem es vor Jahrzehnten zu einem Massenmord an den Prostituierten kam. Spuken die Geister der toten Nutten etwa immer noch durch das "Haus des Grauens"...? Dieses mittelprächtig unterhaltsame Horrorfilmchen macht sich ganz gut zwischen solchen Streifen wie "Amityville Horror", "Entity - Es gibt kein Entrinnen vor dem Unsichtbaren, das uns verfolgt" und "Poltergeist", auch wenn "The Nesting - Haus des Grauens" aufgrund der bescheidenen Produktions-Bedingungen sicherlich nicht ganz so erinnerungswürdig geraten ist wie der Letztgenannte. Statt eines groß angelegten Effekt-Gewitters erwarten einen bei Armand Westons Streifen demnach nur ein paar altmodische Low Key-Tricks, mit denen die geisterhaften Umtriebe visualisiert werden, und eine allgemein recht gut herausgearbeitete Atmosphäre, wobei die wenigen Make Up-F/X doch eher graphisch ausgefallen sind (zum Beispiel eine Sichel in einem Gesicht oder einige fetzige Zeitlupen-Einschüsse à la Peckinpah). Aufgrund der erst nach und nach aufgedeckten Backstory des Hauses, in der natürlich auch die Protagonistin noch eine gewichtige Rolle spielen soll, ist das alles zumindest thematisch ein wenig interessanter als die üblichen Spukhausfilme, die sich bei ihren Erklärungs-Versuchen ja zumeist damit begnügen, dass die besagte Hütte irgendwann mal auf einem Indianer-Friedhof errichtet wurde. Den Bemühungen um die passende Mystery-Stimmung stehen leider ein paar eklatante Drehbuch-Patzer gegenüber, die dafür sorgen, dass das volle Potenzial der Geschichte nicht wirklich ausgeschöpft werden kann, denn spätestens nach der Hälfte ist eh völlig klar, wie der Hase läuft und ab da wartet man nur noch auf einen angemessen spektakulären Showdown, der allerdings nicht geliefert wird. Stattdessen gibt es einen faden Anti-Klimax, der nicht in der Lage ist, die Handlung zur vollen Zufriedenheit des Zuschauers abzuschließen und einem nur das Gefühl vermittelt, dass man inhaltlich auf der Stelle getreten ist. Ein paar eher lachhafte pyrotechnische Spielereien retten dann auch nichts mehr, die erreichen nämlich nicht mal den allgemeinen Genre-Standard. Immerhin kann "The Nesting - Haus des Grauens" zuvor noch mit ein paar recht gut gelungenen Sequenzen und Set-Pieces aufwarten, von denen das eindrucksvollste sicherlich die Kraxelei auf dem Dach des architektonisch eigentümlichen, viktorianischen Landhauses ist. Die endet dann für einen der Beteiligten auch auf eine recht unangenehme Art und Weise mit einem spitzen Metall-Zacken im Kopf. Das sind so die kleinen Nettigkeiten zwischendurch, die einen am Ball halten, denn irgendwelche handwerklichen Qualitäten oder herausragende Schauspiel-Leistungen sollte man sich von dieser Billig-Produktion nicht erwarten. Am auffälligsten ist da noch John Carradine in einer kleinen Nebenrolle, der hier allerdings wieder mal ziemlich verschwendet wird und nicht mal eine Handvoll Szenen hat. Wenn man aber bedenkt, dass "The Nesting - Haus des Grauens" die einzige Mainstream-Regiearbeit von Armand Weston ist, der ansonsten seine Zeit damit verbracht hat, mehr oder weniger belanglose Speck-Filmchen runterzukurbeln, ist er eigentlich doch ganz okay.

6/10

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