Los Angeles, irgendwann in den Achtzigern: Die Girl-Punkband Clam Dandy unter der Führung der charismatischen Gitarristin, Sängerin und Songwriterin Jacki (Gina Gershon) schaft es einfach nicht, aus dem Sumpf von mies bezahlten Clubgigs herauszukommen. Seit Jahren dümpelt man durchs Leben, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und träumt vom Ruhm. Und dann erhält Jackie endlich den Anruf, der einen Plattenvertag verspricht. Der Durchbruch ist in greifbarer Nähe. Doch jetzt dringen die schon lange schlummernden Probleme in der Band (Drogensucht, Kindheitstraumatas, Beziehungsknatsch, Lebenskrise usw.) an die Oberfläche ...
Filme über fiktive Rockbands sind so eine Sache: Meistens werden Stereotypen präsentiert, und gezeigt wird die klassische Geschichte vom Aufstieg aus der Gosse in den Ruhm, garniert mit Ups and Downs, und die Musiker lernen wahnsinnig viel über sich selbst und werden bessere Menschen und solchen Quatsch.
Der Traum vom Ruhm steckt ja wahrscheinlich in allen von uns (in den einigen mehr, in den anderen weniger), und darum lieben wir ja auch Filme, die den Aufstieg eines Normalos in die Sphäre der Superstars zeigen. Wenn sich die Helden gegen alle Widerwärtigkeiten des Rockbusiness zur Wehr setzen, grosse Opfer bringen und am Ende belohnt werden, da fühlen wir uns gut.
Aber das Leben schreibt andere Stories.
Das Drehbuch dieses Filmes (zuerst ein Theaterstück) stammt von Cheri Lovedog, einer Musikerin aus Los Angeles, die in den Frühachtzigern mit ihrer Girl-Punkband Lovedog durch die Staaten tingelte. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse flossen in die Geschichte der fiktiven Film-Band ein. Das ist nicht frei von Klischees, unterscheidet sich aber trotzdem positiv von ähnlich gelagerten Filmen.
Die Ängste und Zweifel der Musikerinnen kommen sehr gut rüber, z. B. die Probleme als Frau im männerdominierten Rock-Business, oder – ein eher witziges Detail – das Herumschlagen mit jungen Möchtegernmusikern in der Gitarrenstunde. Vor allem Leaderin Jacki, eine Mischung aus Joan Jett (bei der Gina Gershon auch Gitarrenunterricht nahm) und Chrissie Hynde, und mit 40 die Älteste des Quartetts, kämpft u.a. mit einer ganz persönlichen Entscheidung: "Entweder bin ich ab jetzt eine 40-jährige verbitterte Zicke mit einer Rock'n'Roll-Band oder eine 40-jährige verbitterte Zicke ohne Rock'n'Roll-Band".
Die vier Haupdarstellerinnen wurden exzellent gecastet, geben die wilden, starken Frauen (mit all ihren Schwächen) glaubhaft, und speziell Shelly Cole, die Darstellerin der Schlagzeugerin, zeigt, dass sie dieses Instrument beherrscht (etwas, dass mich immer nervt in Musikfilmen, ist, dass man nicht wert darauf legt,dass die DarstellerInnen von SchlagzeugInnen optisch auch das spielen, was man hört).
Die vier "Heldinnen" sind verlebt und fertig. Ihre Band ist das einzige, was sie noch am Leben hält. Und trotz aller Liebe zur Musik hat jede ihre eigene Gründe, warum sie in dieser Band spielt. Vergessen, verarbeiten, rauslassen.
Und hier punktet der Film: Es sind schlussendlich alles Normalsterbliche im Showbusiness, das Märchen von einer verschworenen Gruppe (junger) Leute, die nur durch ihre Musik leben, ist eben nur ein Märchen. Dahinter stehen Menschen mit ihren eigenen Motiven, Schwächen und Macken.
Das einzige, was man hätte besser (sprich: authentischer) machen können, ist der Look des Films: Das Versiffte, das Abgefuckte kommt nicht recht durch, die Bilder sind zu klar, zu glanzvoll. Schwarzweiss und mit Handkamera gefilmt, das hätte einen zweiten "Hard Core Logo" geben können!
Aber Peanuts: "Prey For Rock'n'Roll" ist ein würdiger Vertreter der Sparte Rockbandfilm und glaubhafter alles vieles andere aus diesem Genre.
Geschichten über Verlierer(innen) berühren einfach mehr.