The Missing ist einer jener Filme, die in erster Linie durch ihr ungewöhnliches und erfrischend abwechslungsreiches Szenario bestechen. Sicherlich ist die Geschichte um eine von einem indianischen Hexer verschleppte Farmerstochter im Hinblick auf Komplexität und Originalität alles andere als richtungsweisend, durch die tollen Landschaftsaufnahmen, das Spätwesternszenario im Allgemeinen und die überzeugende Kameraarbeit ist jedoch für genügend Abstand zu vergleichbaren Filmen gesorgt. Auch der intensive und atmosphärische aber zu keinem Zeitpunkt aufdringliche Soundtrack fügt sich nahtlos in die ausgewogene, professionelle Inszenierung ein, weswegen es in technischer Hinsicht absolut nichts zu kritisieren gibt.
Im Gegensatz zum äußerst spannend und rasant geschnittenen Trailer kommt The Missing in seiner finalen Form jedoch überraschend behäbig daher, wobei wir auch gleich beim ersten Kritikpunkt angelangt sind: Der Film ist gut gerne 10 bis 20 Minuten zu lang, insbesondere am Anfang aber auch im Mittelteil hätten problemlos eine ganze Reihe kleinerer Szenen zu gunsten einer Temposteigerung wegfallen können - ohne dem Filmfluss dabei abträglich zu sein. Freilich kann man nicht behaupten, daß The Missing über nerfende Längen verfüge, um aber ein breiteres Publikum anzusprechen, ist heutzutage ein rasanteres Tempo beinahe schon Pflicht! Aus diesem Grund profezeihe ich dem Werk seiner tollen Inszenierung zum Trotz kein überragendes Einspielergebnis...
An den schauspielerischen Leistungen gibt es nichts zu kritisieren. Sowohl Tommy Lee Jones als auch Kate Blanchett spielen ihre Rollen überzeugend. Weniger den Hauptrollen als vielmehr den Nebenrollen der zwei Töchter ist jedoch eine interessante Beobachtung zu verdanken, der sich überraschenderweise ein guter Teil des Kinopublikums durch entsprechende Bemerkungen und Laute anschloss: Selten hab ich derart nervige Verhaltensweisen der weiblichen Darstellerriege sehen dürfen: in nahezu jeder brenzlichen Szene "verbockt" eine der Darstellerinnen durch Dummheit, Ignoranz oder Starrsinn die Situation, was meist Menschenleben kostet. Eins, zwei Mal sieht man sich dies billigend an, spätestens beim dritten oder vierten Mal geht einem diese vom Drehbuch erzwungene einseitige Stupidität mächtig auf den Senkel, zumal auch die Spannung teilweise verloren geht, wenn sowieso klar ist, daß der jeweilige weibliche Charakter die Situation vermurkst. Am heftigsten viel die Publikumsreaktion in dieser Hinsicht übrigens kurz vor Ende des Filmes in einer Situation aus, in der lächerlich übertriebens Rumgelärme ein Menschenleben kostet - aber ich will an dieser Stelle nicht zuviel verraten. Sehet und "ärgert" euch selbst ;)
Schlussendlich erhält The Missing von mit knappe 8 Punkte, die zwei fehlenden Zähler gehen zum einen aufs Konto der etwas zu langen Laufzeit, zum anderen auf die zuletzt ausgeführten, unverhältnismäßigen Verhaltensweisen einiger Charaktere (was aber sicherlich auch zu einem guten Teil eine Frage des individuellen Filmgeschmacks und Frauenbilds ist =).