Zwei Western haben mich in den letzten Wochen sehr beeindruckt. Der eine ist Kevin Kostners hervorragender Film OPEN RANGE, der anderes ist dieser hier.
Howards THE MISSING besticht durch eine unangenehm düster-dreckige Atmosphäre. Schon in den ersten Minuten wird dem Zuschauer klar, dass er hier keinen "Reissbrett"-Western zu sehen bekommt. Cate Blanchett präsentiert sich als harte und durchsetzungsfähige Heilerin und trägt von Anfang an die Storyline. Wenige Sequenzen später hat Tommy Lee Jones seinen Auftritt.
Lee, der seit Jahrzehnten ein Garant für sehr gute Darstellungskunst ist, überzeugt auch in der Rolle als seelisch zerrissenen Halb-Indianers.
Lee und Blanchett sind für diesen Film hervorragend gecastet. Die Geschichte kommt "rasch in die Gänge" und wird von Minute zu Minute dramatischer. Die Naturaufnahmen sind von Howard bewusst unromantisch gehalten. Hier wird deutlich die "Kehrseite romantisierter Westernfilme" gezeigt. Alles erscheint intensiv direkt und bleibt unangenehm in Erinnerung - unangenehm aber auch besonders. Die Erzählstruktur ist einfach und gradlinig und bleibt bis zum Schluss so. Wer unzählige Schiessereien sucht, ist bei einem anderen Film besser aufgehoben. THE MISSING ist Familien-Drama und Entführungs-Thriller im Gewand eines Western gekleidet. Natürlich gibt es auch Action - doch diese ist nicht vorrangig. Ein tiefes Entsetzen und ein unfassbares Leid motiviert die beiden Charaktere, sich der bevorstehenden Aufgabe zu stellen. Beide haben keine Wahl - dies merkt der Zuschauer in jeder Konfrontation und in jedem Dialog.
Im letzten Drittel wagt der Regisseur noch ein interessantes Crossover zum MYSTERY-Bereich (Stichwort: indianischer Exorzismus).
Fazit: gelungener und dramtischer Film, der durch seine straffe Machart und seine emotionale Direktheit überzeugt. Suchen Sie einen "besonderen Western" ? Dann ist dies Ihr Film!