Review

Hatte ich mich gestern noch lautstark über Herschell Gordon Lewis´ ziemlich missglückten Einblick in die PinUp-Szene (Film: "Scum of the Earth", 1963) beschwert, so kommt dieser Erguss von Russ Meyer deutlich besser weg. Der ehemaligen Tittenpabst (ich hasse dieses Wort!) porträtiert hier auf gewohnt satirisch-ironische Weise des Music Business der späten Sexties/frühen Seventies.

Die Story handelt von einer Girl Group - "The Carrie Affaires" - die vom unbekannten Act zu absoluten Superstars gepusht werden, um dabei das Musikgeschäft von seiner süßen (Sex und Partys) wie schmutzigen (Drogen, moralischer Verfall) Seite kennenzulernen...

Mit "Blumen ohne Duft" hat Russ Meyer seinen Budget-mäßig teuersten Film abgeliefert. Am Drehbuch hat Ober-Chefkritiker Roger Ebert mitgewirkt, was gleichzeitig wohl eine Lebensversicherungen gegen schlechte Rezensionen war - zumindest im angelsächsischen Raum. Im Gegensatz zu früheren düsteren Russ Meyer-Ergüssen ist daraus ein Feel Good-Movie geworden, das in jeder Pore den Spirit der damaligen Zeit atmet - und das Werk somit sehr sympathisch macht. So folgt in der ersten halben Stunde ein Knaller auf den nächsten: Jede treibt mit jedem, die Girls hüpfen von einer wilden Party auf die nächste, außerdem ist die Musik mit catchigen Songs wie "Find It" oder "The Gentle People" erstklassig.

Leider geht dem Werk nach zirka 30 Minuten ein wenig die Luft aus: die Story wird vorhersehbar, vieles wiederholt sich. Eine Intrige jagt die nächste, und  auch die vormals so sympathischen wie freakigen Charaktere werden nach und nach immer mehr stereotyp. So muss der Mittelpart als die eindeutige Schwäche von "Blumen ohne Duft" angesehen werden, denn hier gibt es leider zuviele langweilige Dialoge und auch die Story bewegt sich nicht so richtig vom Fleck. Als Entschädigung dafür ist das Finale mehr als gelungen. Ein absolut irres Finish, über das nicht allzu viel verraten werden sollte. Nur soviel: wer einmal eine psychedelische Party mit Superhelden-Kostümen, einen säbelschwingenden Transsexuellen sowie ein Manson´esques Tötungsdelikt - unterlegt mit der deutschen Nationalhymne - sehen will, der sollte unbedingt dranbleiben. Natürlich ist alles nur satirisch-überzogen gemeint, soviel zur political correctness.

Was manche wohl vermissen werden, sind die Oberweiten im XXL-Format. Auch ich tat mich schwer, im ganzen Film keine Tura Satana, Raven de la Croix oder Uschi Digard ausmachen zu können. Dennoch ist "Blumen ohne Duft" sehr sexy geworden, vor allem die Party-Szenen haben es in sich. Auch die schauspielerischen Leistungen gehen in Ordnung, wenngleich bis auf Charles Napier kein einziges bekanntes Gesicht vertreten ist.

Fazit: Russ Meyer mal anders - nicht unbedingt besser, aber immernoch gut. An seine Klassiker wie "Faster, Pussycat! Kill! Kill!" (OT) oder "Im tiefen Tal der Superhexen" reicht "Blumen ohne Duft" freilich nicht heran.

7 von 10 Punkten.

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