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Nur ein gutes halbes Jahr nach seinem ersten Auftritt als Nico Giraldi in "Squadra antiscippo" (Der Superbulle mit der Strickmütze, 1976) kam Tomas Milian als unkonventioneller Maresciallo, der als Mitglied der Carabinieri in Rom auf eigene Weise für Recht und Ordnung sorgt, erneut ins Kino. Unmittelbar nachdem er in "Il trucido e lo sbirro" (Das Schlitzohr und der Bulle, 1976) in nahezu identischer Bürgerschreck-Optik einen Kleinganoven gegeben hatte, der als Teil der römischen Szene zur Aufklärung eines Verbrechens beitragen konnte. Damit variierte Milian seine Polizisten-Rolle noch zusätzlich, woran die damalige Beliebtheit dieser Figur beim italienischen Publikum deutlich wird, die erklärt, warum es Nico Giraldi bis 1984 auf insgesamt elf Kinofilme brachte.

Der deutsche Verleih betonte dessen nonkonformistisches Aussehen noch mit dem lautmalerischen Titel "Hippie Nico von der Kripo", was aber nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass der Erfolg dieser Reihe auf seiner Nähe zu den spezifisch italienischen, mehr noch römischen Eigenarten beruhte. In einer kurzen Szene mit Nello Pazzafini als Kapitän eines spanischen Schiffes äfft Milian dessen Akzent nach. Eine ironische Umkehrung der Realität, denn die Stimme des Kubaners Milian musste synchronisiert werden, damit Nico Giraldi mit römischem Dialekt sprechen konnte. In der deutschen Synchronisation kamen Anspielungen wie diese platter und betont auf Klamauk gebürstet herüber, passten aber zu der Vermarktung des Polizisten als "Superbulle" Toni Maroni, wie er ab dem dritten Film der Reihe "Squadra antitruffa" (Der Superbulle schlägt wieder zu, 1977) in Deutschland genannt wurde. Auf Video, denn außer in Italien schafften es die Filme nach dem Erstling "Squadra antiscippo" nicht mehr ins Kino.

Vordergründig verständlich angesichts der Tatsache, dass Regisseur Bruno Corbucci und Co-Autor Mario Amendola bei Geraldis zweitem Auftritt "Squadra Antifurto" scheinbar exakt das Erfolgsmodell von "Squadra antiscippo" kopierten, sieht man davon ab, dass Giraldi von der "Antiscippo" (Taschendiebstahl) zur "Antifurto" (Schwerer Diebstahl) - Abteilung befördert worden war. Zuerst einen Einbruch oder Diebstahl an den nächsten reihend, erhielt Milian wieder genügend Gelegenheit zu eigenwilligen Aktionen bei der Verbrechensbekämpfung - darunter auch unter dem etwas sparsameren Gebrauch eines Gelände-Motorrads - bevor mit dem Auftritt eines US-Amerikaners (diesmal Robert Webber statt Jack Palance) die komödienhafte Handlung wieder die ernsthafteren Züge eines Poliziesco annahm, ohne deren tragische Konsequenz zu besitzen. Denn trotz einer Vielzahl an brutalen Morden unter den Kleinganoven Roms und Nico Giraldis abschließendem Vergeltungs-Trip nach New York, blieben Corbucci und Milian ihrem humorvollen Stil treu.

Genauer steigerten sie ihn noch im Vergleich zum Erstling. Die Schilderung des römischen Biotops und Giraldis tiefe Verzahnung mit der Bevölkerung nahmen in „Squadra antifurto“ noch mehr Raum ein und machen die sympathische Qualität des Films aus. Zwar kannte Milian hinsichtlich des expressiv-geschmacklosen Kleidungsstils seiner Figur wie gewohnt keine Grenzen, blieb aber hinsichtlich seines gossenhaften Benehmens zurückhaltender. Dafür nutzte er seinen Schlag bei Frauen hemmungslos für Ermittlungsergebnisse, was Corbucci mit romantischer Bildsprache persiflierte. Ob er von Olimpia - gespielt von Olimpia di Nardo, die ab Teil 7 („Delitto a porta romana“ (Elfmeter für den Superbullen, 1980)) fünfmal als seine Ehefrau Angela mitwirkte - bei der Beerdigung ihres ermordeten Freundes die Adresse eines Bandenmitglieds erfahren will oder er dem dunkelhäutigen amerikanischen Dienstmädchen den Wohnungsschlüssel abluchsen will, jeweils fährt Nico Giraldi das komplette Verführungs-Programm. Um nach erfolgreicher Umsetzung sofort wieder zur Tat zu schreiten.

Hielt „Squadra antiscippo“ noch die Waage zwischen Komödie und ernsthaftem Poliziesco, forcierte „Squadra antifurto“ den satirischen Blick auf die Klischees des damals sehr populären Polizei-Films bis hin zur geplanten Selbstjustiz, bevor die Reihe in ihrer Skurrilität immer eigenständiger wurde. Eine Entwicklung, an der nicht zuletzt Milian-Side-Kick Bombolo beteiligt war, der ab Teil 3 „Squadra antitruffa“ als „Venticello“ zum festen Besetzungsstamm gehörte und den Schub Richtung Komödie weiter beschleunigte. Zwar hatte Franco Lechner, wie „Bombolo“ bürgerlich hieß, in „Squadra antifurto“ seinen ersten Auftritt, spielte aber nur eine kleine Rolle zu Beginn als „Er Trippa“ (Fettwanst), der bei einem misslungenen Einbruch – der Besitzer hatte seine Wertsachen zuvor in Sicherheit gebracht – auf dessen Sessel kackt. Mit unangenehmen Folgen für „Er Trippa“, der seine Exkremente von Nico Giraldi als Mahlzeit serviert bekommt. Deftigkeiten dieser Art blieben noch die Ausnahme, hinterließen aber offensichtlich einen bleibenden Eindruck, weshalb Bruno Corbucci, der den römischen Straßenverkäufer „Bombolo“ für den Film entdeckte, diesem bis zum letzten Nico Giraldi Film „Delitto al Blue Gay“ (Ein Superesel auf dem Ku'Damm, 1984) treu blieb.

Angesichts des Filmposters mit Al Pacino, das Giraldis Wand ziert, ließ Milian keinen Zweifel daran, dass er sich an dessen „Serpico“ (1973) - Interpretation orientierte. Um gleich darauf das Vorbild wieder zu verulken, denn bei dem von ihm gerufenen „Serpico“ handelt es sich um eine kleine weiße Maus. Auf diese passt Vanessa in seiner Abwesenheit auf - im Film die von Giraldi bevorzugte Dame, die von der kürzlich verstorbenen Lilli Carati (23.09.1956 - 20.10.2014) in einer ihrer ersten Rollen gespielt wurde. Trotz des Erfolgs der beiden kurz nacheinander erschienenen Geraldi-Filme muss den Machern um Corbucci aber bewusst gewesen sein, dass sie nicht nach demselben Strickmuster weiter verfahren konnten, weshalb mehr als ein Jahr verging, bis ihr dritter gemeinsamer Film „Squadra Antitruffa“ in die Kinos kam. Giraldis Versetzung ins Betrugs-Dezernat und ein weiterer Schritt in Richtung Komödie. (7/10)

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