Prolog: Ist jetzt auch schon wieder ein Jahr her, daß ich das geschrieben habe. Keine Ahnung, warum das so lange rumlag, wenn ich meine Zeit schon für so etwas Schwachsinniges wie ein Internet-Review vergeude. Viel Spaß.
1985. Ich liege morgens vor der Schule im Bett und lausche dem Radio. Zu hören sind Meinungen von Leuten, die sich wohl am Vorabend "Die City Cobra" angeschaut hatten. Viele waren aufgebracht, es fielen Worte wie "faschistisch". Natürlich hatte ich keine Ahnung, wovon die da reden, aber mir war klar, der Film muß kraß sein.
1999. Ich leihe mir "Die City Cobra" in der Videothek aus. Beeindruckt hat sie mich wohl nicht, enttäuscht war ich vor allem wegen der Schnitte.
Vor wenigen Tagen war es dann soweit: Vorfreude auf die unzensierte Version erfüllt mich. Nach zwanzig Minuten bin ich aber erstmal genervt. Bis auf zwei, drei Dialoge (- Wie konnte denn das passieren, sind Sie betrunken? - JA!) und Slys Sonnenbrille ist der Film weder düster noch cool, ein spannendes Setting kann ich nicht erkennen. Niemand handelt logisch, Cobra riskiert mit seinen unlustigen Sprüchen, daß der Supermarkt-Typ Geiseln abknallt, der Schlitzer läßt Brigitte Nielsen unbehelligt wegfahren, nicht ohne ihr vorher lange sein erstauntes Gesicht zu präsentieren, damit sie ihn auf jeden Fall wiedererkennen kann...
Die Unterhaltung, in der Cobretti seinem Kollegen Gonzales den Zusammenhang von Ernährung und Gewalttätigkeit erklärt, ist sowas von langatmig, unlustig und sinnfrei wie in einer 08/15-Komödie und wird danach als eine Art laufender Witz fortgeführt, jedoch nicht lustiger - eine goldene Himbeere für den Dialogschreiber.
Ich habe mich dann auf den Trashfaktor eingelassen, vermochte es aber nicht, die fortlaufend gehaltlosen Wortwechsel, mäßig arrangierten und zumeist schlecht geschnittenen Verfolgungsjagden und Ballerszenen zu akzeptieren, dafür nimmt der Film sich einfach zu ernst. Wenige amüsante Dialoge und mißratene Einzeiler können viel heiße Luft nicht kompensieren - die Synchro-Abteilung hat aber auch wieder großartige Arbeit geleistet (im Original ist der Film allerdings nicht viel besser).
Die Mühe, Spannung zu erzeugen, hat man sich gar nicht erst gemacht: Liebe Bullen, böse Bullen, doofe Bullen, Killer - alle werden sie von Anfang an als das gezeigt, was sie sind. Leider wird auch nicht vertieft, was denn der Schlitzer und seine Kompagnons denn nun für eine neue Weltordnung wollen - da steckt wohl nicht mal ein antiamerikanisches Feinbild hinter, das scheint einfach nur ein Aufhänger zu sein für sinnlose Gewalt, die es aber bedauerlicherweise nur selten zu genießen gibt.
Die Verfolgungsjagd mit den Motorrädern wiederum ist ganz nett anzusehen, aber besonders die Shootouts sind lahm und im wahrsten Sinne des Wortes blutleer arrangiert.
Zum Vorwurf des "Faschismus": Als Liebhaber des Machohelden-Alleingänger-Rächer-Gewalt-Kinos fällt es mir natürlich schwer, ein objektives Urteil zu fällen. Selbstjustiz im Film ist wesentlich attraktiver als in echt - tatsächlich wird das (typisch US-amerikanische) Recht, selbiges in die Hand zu nehmen, wenn "die Polizei mit ihren herkömmlichen Mitteln nicht mehr weiterkommt", in diesem Film deutlicher in den Vordergrund gestellt als in vergleichbaren Werken mit unseren Lieblingshelden wie Bruce, Arnold und Jean-Claude; weniger von der Gewalt her, sondern eher was die konkreten Sprüche angeht ("Du verdienst keine Richter"). Aber mal ehrlich, das ist das geringste Problem dieses Machwerks.
Sly war vorher besser und er war hinterher besser, die restlichen Schauspieler habe ich schon wieder vergessen, außer der zur (aus 80er-Sicht) Aufhübschung eingebauten Brigitte Nielsen und natürlich David "Sledge Hammer" Rasche, von dem ich gerne mehr gesehen hätte.
2007: Ich hab einen sehr langweiligen, einfach gestrickten Actionfilm gesehen, der weder von den Schauspielern noch von "der" Gewaltszene gerettet wird und im Vergleich zu zeitnah entstandenen Klassikern wie "Phantom Kommando", "Terminator" und "Robocop" ganz einfach total abstinkt.