„Gelungene Actionparodie“, möchte man über Slys „Cobra“ fast sagen, aber vor 20 Jahren, da pfiff noch ein anderer Wind; Stallone und Regisseur Cosmatos knüpften nahtlos an die Message aus „Rambo II“ an, und wie die lautet, ist spätestens nach zehn Minuten klar: Je böser die Schurken, desto legitimierter das Töten. Selbstverständlich, damals. „City Cobra“ ist einer dieser Filme, die aufgrund ihrer moralisch fragwürdigen Botschaft, der unbesiegbaren Hauptfigur, der Musikuntermalung (typischer Synthie-Rock der 80er), ja überhaupt der ganzen Machart eine ganze Ära prägten und Stallone zur Ikone stilisierten. Schon das Videocover spricht hier Bände.
Stallone verwurstet hier als Drehbuchautor alle möglichen Copfilmklischees: von Charakterzeichnungen, bis hin zu Storyabläufen ist das dermaßen oberflächlich und vorhersehbar, dass es die reinste Freude ist. Seine Rolle ist, „Rambo II“ entsprechend, völlig over-the-top angelegt und natürlich zu keiner Zeit ernst zu nehmen. Die erste Viertelstunde wird die verspiegelte Pornobrille zu keiner Zeit abgenommen, dazu sitzt stets ein Zahnstocher/Streichholz locker-lässig im Mundwinkel. Ebenso wie seine Ermittlungsmethoden ist also auch Cobras Outfit so fern jeglicher Realität, dass die Figur durchaus einem Comic entsprungen sein könnte. Passend dazu lässt er One-Liner vom Stapel, die den geneigten Actionfan vor Freude an die Decke gehen lassen, ohne dabei einen Mundwinkel zu verziehen. Dementsprechend scheint Synchronsprecher Thomas Danneberg hier auch stets zwei Oktaven tiefer zu sprechen wie sonst, selbstverständlich streng monoton und ohne jedwede emotionale Regung.
Ein Sidekick steht ihm zwar zur Seite, ist aber blass genug angelegt, um Stallone die komplette Aufmerksamkeit zu sichern. Bzw. teilweise Brigitte Nielsen als…ja als was eigentlich? Als Zeugin, die es zu beschützen gilt, klar. Aber was das Zwischenmenschliche angeht, ist das derart hölzern inszeniert und sie damit als Love Interest unbrauchbar, dass man kaum glauben mag, hier ein in Wahrheit verheiratetes Paar auf der Leinwand zu sehen. Immerhin: Nielsen stopft ihre Jeans schon hier in die Stiefel und liegt damit auch 2008 noch (bzw. wieder) im Trend.
Die Motivation der Schurken bleibt stets im Dunkeln, offenbar handelt es sich um eine Untergrund-Gemeinschaft, welche in wirren Zwischensequenzen, die an Musikclips erinnern, merkwürdige Axt-Choreographien aufführt. Am Ende brabbelt einer noch irgendetwas von Weltherrschaft, was zumindest Cobra Anlass genug ist, einen Satz zum Besten zu geben, der gleichzeitig die Message des Films auf den Punkt bringt: „Bei Leuten wie dir hört das Gesetz auf. Du verdienst keine Richter.“ Und ab dafür an den Haken und in den Hochofen. Bezeichnend, dass die einzige Person, die Cobras Handeln in Frage stellt, in der letzten Szene auch noch eins auf die Fresse bekommt. Man nimmt es, wie so vieles in „City Cobra“ mit einem Schmunzeln zur Kenntnis.
Wenig humorvoll zeigt sich nach wie vor die FSK, sodass es das Ableben des Oberbösewichts bis heute in keine offizielle deutsche Fassung schaffte. In Zeiten von „Hostel“ & Co. wird das hier Gezeigte allerdings keinen mehr schocken.
Die Tatsache, dass die Macher das wirklich ernst gemeint haben, macht „City Cobra“ allerdings erst richtig sehenswert; Fans reaktionärer Actionfilme der Reagan-Ära kommen voll auf ihre Kosten. Alleine die Szene, in der sich Stallone, komplett mit Streichholz im Mundwinkel und Lederhandschuhen, eine Pizza mit einer Schere zurechtmacht, rechtfertigt das Einschalten. Gegen langweilige Samstagabende ist Cobra also tatsächlich immer noch eine gute Medizin!