Es gibt Klassiker und es gibt Remakes davon. Und es gibt wirklich miese Remakes. Und dann gibt es noch vollkommen überflüssige Fortsetzungen von miesen Remakes, weil letztere noch ein wenig Kasse gemacht haben. Und was dann dabei rauskommt, ist die totale Katastrophe!
Man kann es spüren: „King Kong Lives“ ist so ein Film „den die Welt nicht braucht“, das mühsam zusammengeschusterte Follow-Up zu Dino de Laurentiis schon beachtlich vergurktem „King Kong“ von 1976 mit Jeff Bridges und Jessica Lange, der hier noch einmal mit seinem Finale ausgiebig zu Beginn des Films zitiert wird.
Es würde den Rahmen dieses Reviews sprengen, WIE IDIOTISCH das finale Stück Film geraten ist, dazu verweise ich gern auf die quälende, aber sehr detailliert Analyse des Films bei „Jabootu’s Film Dimension“, aber ich kann nach einer Runde durch John Guillermins Sequel sagen, dass die Vorlauftaste hier tatsächlich lebensrettende Wirkung hat.
De Laurentiis hatte ja schon für sein 76er-Remake beschworen, dass alle Tränen weinen sollen, wenn „Konk“ stirbt, also weinen in diesem Film ziemlich viele Leute oder sind kurz davor. Entweder tun sie es, weil ein Affe verletzt ist oder stirbt oder in den Geburtswehen liegt oder weil sie in diesem Film mitspielen müssen, der sich nie entscheiden kann, ob er nun ein Monsterheuler oder ein Disney-Tierfilm in Übergröße oder eine Hommage an die japanischen Godzillafilme sein soll. Auf jeden Fall ist es ein ganz ganz ganz dolles Melodrama.
Inhaltlich geht es in den angeblichen 105 Minuten (die sich wie 305 anfühlen) um Folgendes: Kong ist vor 10 Jahren vom Hochhaus gefallen und liegt seitdem im Koma. Weil seine Pumpe flöten geht, braucht er ein rindsgroßes Kunstherz, doch als das bereit liegt, braucht er auch noch Blutplasma. Wie gut, dass der viertklassige Indianer-Jones-Crocodile-Dundee-Verschnitt Hank Mitchell gerade im Dschungel von Borneo über ein riesenhaftes Weibchen gestolpert ist und sofort ein Eingeborenenstamm mit narkotisierenden Schlafpfeilen zur Stelle war.
Er vertickt die Blutspenderin alsbald an das Medi-Team in den Staaten, wo eben Ex-Terminatrice Linda Hamilton das Skalpell bzw. die motorgetriebene Knochensäge schwingt. Nach erfolgter Herz-OP könnte alles im Lot sein, aber die Hormone schlagen alsbald durch und flugs hat man Leine gezogen, irgendwo ins nächste Naturschutzgebiet, dass man im Studio als Modell gut nachbauen konnte.
In Gottes freier Natur können sich die beiden Gorillas so richtig wohlfühlen, was in diesem Film bedeutet, dass sie sich aufführen wie amerikanische Sitcomdarsteller aus der Doris-Day-Ära, fehlen nur noch das geblümte Komfortsofa und die eingespielten Lacher.
Weil wir aber hier nicht bei „Born Free“ sind und die Zuständigkeiten in Sachen Riesenaffe nie einwandfrei im Film ge- oder erklärt werden, brauchen wir nun nur noch eines: ein paar engstirnige, halb durchgeknallte Militärs mit zu vielen Waffen. Die entführen Lady Kong und eröffnen das Feuer auf Mr. Kong, der daraufhin von einer Klippe in die Stromschnellen plumpst und sich da dann dolle die Murmel anschlägt.
Für tot gehalten verschwindet der Affe aus der Handlung und wird durch das nun die Dame bewachenden Militärs ersetzt. John „Hardball“ Ashton spielt einen zigarrekauenden und augenrollenden Klischee-Tarnfarbenoberst, der angesichts der in einem Silo eingesperrten Affendame eigentlich nur noch wie ein Fünfjähriger auf- und abspringen und „Meins! Meins! Meins!“ schreien müsste.
Naja, aber da ist ja noch der Filmtitel, der impliziert, dass Kong noch lebt. Nebenan ist nämlich ein Sumpfgebiet und da versnackt er schnelle mal alle vorhandenen Alligatoren und kommt dann leider auf der Suche nach seiner Herzensdame mit diversen Hillbillys und „Jaws“-Idioten in Konflikt, die ihn unter einer Steinlawine begraben wollen. Nachdem schließlich alle Klarheiten beseitigt sind, rollt Kong genau passend in den Kugelhagel, um den Fiesemöpp platt zu kloppen und dann mi t letztem Atemzug die Niederkunft seiner Gefährtin und seinen Sohnemann mit anzusehen.
Diese Szene, die auch hartgesottenen Schundfilmfreaks das vorletzte Essen wieder rausholt, ist so unverhohlen suppig-disneyesk gedreht, mit unglaublich schlechten Affenmasken (gilt für den ganzen Film) und dicken Tränen und leidenen Uuuuh-Lauten. Dazu kommt, dass Baby-Kong dann auch noch (neben der miesesten Affenanzugsmaske überhaupt) nur die Größe eines menschlichen Teenagers hat, was bei 20 Meter großen Eltern deutlich unwahrscheinlich erscheint, allein von den Verhältnissen her (der Kleine ist so groß wie zwei Finger von Kong).
Schließlich endet alles mit Rumpffamilie wieder happy in Borneo, aber da ist auch die letzte Lunte dieser Produktion schon feucht geworden – angefangen mit den miesen Modelltricks, den schauerlichen Matte-Shots und grauenhaften Hintergrundbildern, bis zu den furchtbaren Affenanzügen.
Die Rückprojektionen aus praktisch allen Fahrzeugen muss man gesehen haben und wenn wenigstens dort etwas Sorgfalt bei der Arbeit herrschte, dann ist das schon ein Highlight.
Die Tricktechnik hat offenbar noch stärker nachgelassen seit 1976 und manches erinnert fatal an die letzten Kasperepisoden der Godzilla-Saga.
Dass im fröhlichen Nachspann die Darsteller der beiden Riesenaffen übrigens vor den menschlichen Darstellern kommen (und Linda Hamilton sogar erst an vierter Stelle), ist da nur gerecht, denn jede menschliche Figur redet hier eh nur Kokolores oder macht depperte Sachen, von der Giganten-Herz-OP bis zu dem heroischen Versuch von Hank Mitchell, im Militärkomplex wegen Trotzanfall mal auf dicke Hose zu machen und wild Haken schlagend reinzulaufen, worauf man ihm natürlich die Fresse poliert.
Da haben die Menschenaffen doch gleich noch mehr Mimik und die Szene, in der Kongs unbeholfene Galanterie (er verehrt seiner Holden eine große Schlange zum Knabbern) nicht das gewünschte bringt und er dann erfolgreich eine Verwundung vortäuscht, die von Lady Kong sofort gepflegt wird, ist geradezu Sitcom-Gold-Standard. (Was auch vor der Tiefstwertung bewahrt!)
So öde also Guillermins Remake von 1976 war, es konnte es selbst sogar noch viel schlechter und inszenierte diese räudige Grütze gleich auch noch selbst, war aber offenbar nicht sonderlich interessiert oder hatte mit dem mäßigen Budget zu kämpfen. Was aber egal ist, Regie, Darsteller, Tricks, Schnitt und Dramaturgie schwanken konstant zuwischen öde und grauenhaft und daher warne ich vor, dass man diese Plotte am besten mit den geringsten Erwartungen angehen sollte. Darauf ne Banane! (2/10)