Für einen gepflegten U-Boot-Thrill bin ich immer zu haben. „Das Boot“, „The Hunt for Red October“ und “Crimson Tide” zähle ich zu meinen persönlichen Favoriten, doch seit dem Letztgenannten trumpfte in diesem Sektor leider kein Film mehr auf. Egal, ob der experimentierfreudige „Below“, das enttäuschende Mainstreamprodukt „U-571“ oder der langweilige „K-19: The Widowmaker“, keiner konnte mehr für spannungsgeladene Unterhaltung auf Tauchstation garantieren. Auch Regisseur Tony Giglio („Soccer Dog: The Movie”, „Chaos”), ohnehin ein hoffungsloser Fall, gelingt dies nach seinem eigenen Drehbuch nicht. Auch ein Grund, warum sein Film trotz namhafter Besetzung nie einen Weg in die Lichtspielhäuser fand.
Auf ein mangelhaftes Budget und die schlampigen Recherchen sind wohl vor allem die etlichen Defizite von „In Enemy Hands“ zurückzuführen. Vor allem den viel zu geräumigen U-Booten entbehrt jede Klaustrophobie. Ich bin wirklich niemand, der auf historische Authentizität pocht, aber wenn Flure und Stationen eines U-Boots während des 2. Weltkriegs die Ausmaße eines modernen Atom-U-Boots annehmen, fühle ich mich wie in einem schlechten B-Movie, zumal der Film sich auch nicht gerade um Detailgenauigkeit bemüht.
Nach dem immerhin anhand von Archivmaterial zusammengesetzten S/W-Intro, das den Film historisch einordnet, konzentriert sich Giglio auf seine unspektakuläre Prämisse. Das Duell im Atlantik legt er nämlich etwas anders aus, stößt dabei aber auch schon an seine kreativen Grenzen.
Als das amerikanische U-Boot Swordsfish ein deutsches U-Boot versenkt, wird es seinerseits anschließend von U-429 beharkt und schwer getroffen zum Auftauchen gezwungen. Der deutsche Kapitän Jonas Herdt (erschreckend gelangweilt: Til Schweiger, „Driven“, „King Arthur“) nimmt die wenigen überlebenden Amerikaner auf, ohne zu ahnen, dass er sich die Meningitis an Bord holt, die bald ein Grossteil seiner Besatzung hinrafft und ihn zu einem Entschluss reifen lässt: Nur mithilfe der amerikanischen Kriegsgefangenen kann er das Boot noch manövrieren und zwar an die amerikanische Kiste. Ein paar seiner Männer sind davon wenig begeistert...
Aus dieser nicht alltäglichen Kriegssituation macht Giglio leider erstaunlich wenig und ergibt sich stattdessen den üblichen Standards. Dass er als Regisseur nicht mehr als ein einigermaßen passabler Handwerker ist, hat er kürzlich auch mit „Chaos“ bewiesen. Die schwache Inszenierung von „In Enemy Hands“ steht dem in Nichts nach. Die U-Boot-Duelle unter Wasser mit herumschwirrenden Torpedos sind denkbar spannungslos umgesetzt und auch die Tauchgänge vor Zerstörern und Wasserbomben könnten kaum einfallsloser ablaufen. Den Kämpfen um Leben und Tod fehlt es leider an einem Regisseur, der solche extremen Momente entsprechend dramatisch löst. Wenn man allein mal Wolfgang Petersens 23 Jahre älteren „Das Boot“ ins Gedächtnis ruft, weiß man, wie so etwas auszusehen hat. Reaktion, Gegenreaktion, taktisches Kalkül, angespanntes Warten, die Suche nach dem Gegner, Lauschen, Pingen etc. Selbst Laien wird auffallen, dass Giglio überhaupt kein taktisches Verständnis besitzt und in einer grenzwertig lächerlichen Szene einem deutschen U-Boot-Kommandanten den Heimatsender aufdrehen lässt. Wirklich eine gute Idee, wenn man sich in feindlichem Gewässer befindet. „In Enemy Hands“ gibt es lauter solcher haarsträubender Momente über die man nur mit dem Kopf schütteln kann. Ich mag so etwas im Rahmen der Unterhaltung gern noch akzeptieren, aber für so blöd sollte man den Zuschauer dann doch nicht halten.
Mit der Situation an Bord von U-429 setzt er sich auch kaum auseinander, sondern lässt anhand von Plattitüden (u.a. „Nur ein toter Ami ist ein guter Ami“ *gähn*) und Routine auf sehr oberflächliche Weise das alltägliche Leben an Bord Revue passieren, ohne näher auf das Leben von U-Boot-Fahrern beziehungsweise was in ihnen vorgeht, einzugehen. Da können so erfahrene Mimen wie Til Schweiger, Thomas Kretschmann („Resident Evil: Apocalypse“, „King Kong“) und selbst William H. Macy („Jurassic Park III“, „Cellular“), der sich in einer ultrakitschigen Szene eingangs von seiner Frau verabschiedet, die ihm später noch einmal erscheint (!!), nichts ausrichten, wenn sie mit so flachen Dialogen bestückt werden. Schachspielen gehört noch zu den intelligentesten Dingen, die sie anstellen dürfen.
Dabei spricht Giglio eine ganze Menge Themen an, nur um das Meiste davon schnell wieder fallen zu lassen. Schweiger zweifelt längst am Endsieg und diskutiert mit Kretschmann, Macy muss im Gegenzug seine Männer im Zaun halten und sie später dazu bringen zusammen mit den Deutschen das Boot zu steuern. Die Enigma befindet sich auch an Bord, erhält aber nie Priorität und soldatische Tugendhaftigkeit spielt auch erst in den letzten Filmminuten eine Rolle. Solche Elemente hätte vermutlich ein besserer Regisseur / Autor viel effektiver und mit besseren Dialogen auf einem ganz anderen Niveau umgesetzt.
Immerhin sind die CGI-Effekte soweit passabel programmiert, wenn auch etwas steril. Aber so viele Möglichkeiten sie einzusetzen gibt es nicht, weil der Film so viel Action nicht bietet und an Bord die Amerikaner auch nur ein einziges Mal versuchen einen Torpedoabschuss auf ein amerikanisches Schiff zu verhindern. Zwar sind ein paar extrem linientreue Deutsche am Ende auch nicht ganz mit der Kooperation einverstanden, aber ihre Gegenwehr wird schon im Keim erstickt.
Die typischen Klischees auf beiden Seiten und, zugegeben seltene, pathetische Dialoge trüben den Filmspaß weiterhin. Oft nicht nachvollziehbar sind auch spontane Sinneswandlungen, während die Krankheit selbst irgendwann gar keine Rolle mehr spielt, so dass der Film sich ganz auf die Rettung in letzter Sekunde konzentriert als ein deutsches U-Boot nochmal anrauscht, um genau dies zu verhindern.
Am Ende outet sich auch „In Enemy Hands“ auch nur als DTV-Release, der viel mehr vorgibt zu sein, als er wirklich ist. Tony Giglio ist und bleibt ein schwacher Drehbuchschreiber und Regisseur, was er auch hier wieder eindrucksvoll beweist. An allen Ecken und Enden mangelt es an einer packenden Inszenierung, Spannung, guten Dialogen und vor allem einer Fokussierung auf ein Thema. Giglio wollte offensichtlich gleich alles unter einen Hut bringen, scheitert kläglich, entwickelt nur blanke Abziehbilder anstatt Charakterfiguren und kapituliert schließlich vor der eigenen Unfähigkeit.
Fazit:
Zwar prominent besetzt und passabel getrickst, erweist sich „In Enemy Hands“ als weitestgehend langatmiger Kriegsfilm, der seine Prämisse kaum nutzt, viele Aspekte anreißt, aber keinen ausarbeitet und sich in halbgare Actionszenen entschuldigt, die den unbegabten Tony Giglio völlig überfordern. Ein Regisseur ohne Geschick und Auge für spannende Momente ist immer der Untergang für solche so gearteten Filme. Daher wirklich kein Film, den man irgendeiner Zielgruppe empfehlen kann. Kompletthalber sicherlich mal mitnehmbar, aber bei weitem kein Pflichtprogramm.