Ein sehr interessantes Filmexperiment mit einer bunten Mischung aus realen Darstellern und solchen aus dem Computer.
Die Wahl scheint nicht willkürlich, sind doch Jill, Nikopol und Elma, die Hauptpersonen des Films, prominent (na ja) besetzt mit Thomas Kretschmann (Alcide Nikopol), Charlotte Rampling (als Ärztin Elma Turner) und dem Ex-Model Linda Hardy als Jill Bioskop. Alle anderen Charaktere, sogar der Gott Horus, sind Animationen.
Und wer sich hinter "John" verbirgt, bekommt man von Anfang bis Ende nicht heraus. Diese gänzlich vermummte Gestalt bleibt die ganze Zeit über sehr geheimnisvoll. Wenig wird bekannt von ihm: dass er nicht von der Erde stammt z.B. und dass er seinen Weg über die "Verbotene Zone" im Central Park zu uns gefunden hat. Nach eigener Aussage ist er schon hunderte von Jahren alt, und Jill scheint seine Schöpfung zu sein. Jedenfalls lassen ihre inneren Organe darauf schließen, dass sie erst drei Monate alt ist. Was haben John und Jill mit den Göttern zu schaffen? Und aus welchen Gründen wird Horus das Weiterleben als Gott von seinen Mitgöttern auf sieben Erdentage befristet? Was hat er angestellt, dass die anderen Götter ihm seine Unsterblichkeit nehmen wollen? Fragen die der Film offen lässt.
Aber recht schnell wird klar: Jill ist eine besondere junge Frau, wie es sie nur ein paar Mal im bekannten Universum gibt - sie ist in der Lage, den Göttern Nachkommen zu gebären.
Und genau das hat Horus mit ihr vor: Er will sich mit ihr fortpflanzen, um sich auf diesem Weg doch noch die Unsterblichkeit zu sichern. Dazu allerdings braucht er einen menschlichen Wirt, der ihn, den Gott, aufnehmen kann. Hier kommt Nikopol ins Spiel. Er dient Horus als "menschlicher" Mittler, als Samenspender mit göttlichem Funken sozusagen.
Alles in allem eine ziemlich banale Geschichte ohne große Höhen oder Tiefen. Aber interessant "bebildert". Die Visualisierung ist Regisseur Enki Bilals besondere Stärke, kein Wunder, waren doch die Vorlagen zu IMMORTAL seine eigenen Comics "La Foire aux immortels" und "La Femme piège".
Städte aus mehreren Ebenen, fliegende Autos etc. pp. hatte er schon gezeichnet und veröffentlicht, als Luc Besson von seinem "fünften Element" noch träumte. Und auch Ridley Scott bediente sich nach eigener Aussage visuell für seinen "Blade Runner" bei den Comics von Bilal.
IMMORTAL bietet mehr als interessante Schauwerte und eine Story, die durch ihr "Nicht-erklären-Wollen" zum nachgrübeln anregt. Zudem mag ich die Grundstimmung des Films. Ein bisschen morbid, aber nicht zu abgefahren, gerade Experiment genug, um bei der Stange zu bleiben, da man unbedingt wissen will, wie die Geschichte ausgeht. Aber wie geht sie eigentlich aus? Fängt am Ende des Films die eigentliche Geschichte nicht erst an? Möglich auch, dass die Geschichte zwischen den Bilder steckt und entdeckt werden will. Vielleicht ist es die Geschichte in der Geschichte in der Geschichte ...
Interessant, wenn der Gott Horus Nikopol fragt: "Glaubst du an Gott?"
Glauben die Götter an Gott?
fonu