Review

Refn Noir

"Fear X" klingt nach einer unbekannten Gefahr, der Angst vorm Ungewissen, Fragezeichen auf der furchterfüllten Stirn. Und tatsächlich spielen offene Fragen, unbekannte Mächte, ins leere laufende Obsessionen eine große Rolle in diesem stylischen Slow-Mo-Thriller. Refn ist ein Genie und einer meiner momentanen Lieblingsregisseure - "Fear X" ist da keine Ausnahme. Wenn auch weit entfernt von seiner Bestform. Sehenswert und faszinierend einlullend ist die hartnäckige Suche eines Mannes nach dem Mörder seiner Frau dennoch. Wie ein bizarrer Mix aus "Barton Fink", "Memento" und "Fargo" - nur eben im NWR-Style. Anklänge von Coppola, De Palma und Antonioni liegen ebenfalls in der flimmernden Luft. Großes Erbe, intelligent ausgefüllt.

Refn scheut sich nicht vor Risiken, was bei diesem Frühwerk schon mehr als deutlich wird. Ganz seinen Stilexzessen hingeben kann oder will er sich bei dieser bodenständigen Story zwar noch nicht, doch Fans von "Drive" und Co. erkennen ohne großen Aufwand schon etliche später ausgedehntere Ansätze. John Turturro spielt voller Understatement, oft verschmelzen Trauer, Wut und Ratlosigkeit übergangslos. Was für ein herausragender, mittlerweile oft unterschätzter Schauspieler! "Fear X" ist genau austariert, ein Spiel mit dem Ungewissen und der Erkenntnis, dass man vielleicht gar nicht alles wissen will, muss, kann. Leere Felder treffen auf volle Wände, schwere Sünden auf tiefe Trauer, unbekannte Kräfte auf allzu bekannte Dämonen.

Fazit: vom Suchen und Loslassen - "Fear X" ist ein entschleunigter Neo-Noir voller aufgestauter Gefühle, ausgelassener Showdowns und überraschend befriedigender (Nicht-)Auflösungen. Ungewöhnlich, Geduld fordernd, klasse!

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