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Fußball, das zweite Leben hier, die wahre Liebe, die echte Bestimmung, etwas, auf das sich alle Anwesenden einigen können, einmal die Woche wird auf dem Rasen dem Ball nachgejagt, auf den Rängen mitgefeiert. “Ich habe nie geheiratet, weil ich den AS Rom liebe.“, der Satz kommt von Bombolo, der wieder eine Ablenkung im Sinn hat und einen heimtückischen Plan, ein Einbruchdiebstahl während dem Ligaknaller, Rom gegen Inter Mailand, das Timing könnte erst nicht besser sein, dann wird es plötzlich schlechter:

Als der Kleinganove Franco Bertarelli a.k.a. Venticello [ Bombolo ] nach einem Diebstahl von Hausschlüsseln damit in die entsprechende Villa einbricht, wird er Zeuge des Mordes an der Herrin des Hauses, wird allerdings auf der Flucht verhaftet und selber wegen Mordes angeklagt. Sein Bekannter Marschall Nico Giraldi [ Tomás Milián ] wird vom bisherigen Dienstbezirk Rom nach Mailand gerufen, um den Fall zu untersuchen. Allerdings folgt ihm gegen seinen Willen per Wohnmobil auch seine hochschwangere Frau Angela Giraldi [ Olimpia di Nardò ] und deren gehörlose Großmutter [ Nerina Montagnani ], was die ganze Angelegenheit nicht gerade erleichtert.

Probleme haben eingangs alle, mal mehr und mal weniger, mal persönlicher Natur und mal beruflich, zwischendurch überschneidet es sich, die 'Komödie' speist sich aus beidem, sind nimmt von beidem die Situationen und Konstellationen, sie albert herum, sie flucht, sie pöbelt und sie versteckt sich. Die Sippschaft vom Giraldi wird erst in Augenschein genommen, der Sohn noch nicht da, aber bald, er ist im Werden und im Kommen, die Ehefrau und angehende Mutter wurde nicht bloß darstellerisch ausgetauscht, sondern verschlimmbessert. Der Stabsfeldwebel ist eigentlich im Urlaub, er wird an die Front zitiert, nicht ganz aus freien Stücken, und auch nicht in Rom, sondern in Mailand, eine andere Struktur, eine andere Umgebung. Es gibt schnell Ärger mit dem neuen Vorgesetzten, von der Ausdrucksweise her, dem Benimm, dem Auftreten drum und dran, die Rhetorik und Polemik hier gegenüber den 'feinen Pinkeln', ausgesprochen vom Mann der Straße, dem sogenannten kleinen Mann; Platz 30 in der Jahresbericht 1980-1981 war die Antwort, Corbuccis Zwei tote Hosen sahnen ab!, auch mit Milián und Renato Pozetto auf Platz 26, die 'Giallo-Komödie' Il ficcanaso mit Pippo Franco, Luc Merenda und Edwige Fenech weiter abgeschlagen auf #68.

Es geht ins Gefängnis, es geht an den Tatort, es geht in das Krankenhaus, alles Orte des Grauens und der Grenzüberschreitung, es wird der Zeuge befragt und den Witwer, und den Kollegen; Giraldi hat sichtlich keine Lust auf Arbeit, aber auch sichtbar keine Lust auf das volle traute Heim in der Heimat. Ein Krimi wird angeleiert, “Verbrechen an der Porta Romana“, manche reden, sagen aber nichts, manche deuten nur an, es gibt viele Menschen und viele Möglichkeiten, Giraldi ist immerhin und das als Einziger von einem überzeugt: “Sicher ist er unschuldig. Leute, die in den Schnee scheißen, können es nicht mehr verstecken, wenn der Schnee schmilzt.“ Ungewöhnliche Verhörmethoden mit ein Markenzeichen der Reihe, dass Mitwisser kurz vorm Geständnis gerne und gerne per Kopfschuss ausgeschaltet werden auch, es wird sich durchgefragt, komme es, was wolle, es wird ein bisschen fremdgeturtelt, mit einer „Schwanzkünstlerin“ gefummelt, ein paar Stunts auf Rollerskates gezeigt, sich in den Hauptverkehr und final in eine ellenlange hektische Hetzjagd Wohnmobil (Marke Alfa Romeo A 12) gegen ein KTM Motorrad bis auf die Schnellstraße, die Staatsstraße 3, Kilometer 92 getummelt.

Das Ganze hier ist hochpolitisch, es geht viel um Sex (“Techtelmechtel? Wo ich herkomme, nennen wir das einen Gangbang.“), auch um Brüste, um ein Halbweltmilieu, um eine Mordermittlung als andere Form von Aschenputtel, dazu gibt es eine Anarchie des Polizisten, der nichts für Ernst nimmt, der mit Wortspielen hantiert, in der feinen Gesellschaft wie ein bunter Hund auffällt und sich auch nicht darum schert. Als Humorversuch ein Fehlschlag, dafür ein Anschlag auf die Bourgeoisie, ein Auflehnen in der Hierarchie, das Ignorieren von Anstand und Petitesse, eine gutbürgerliche Feier wird gesprengt, später wird es richtig dringlich, das sicherste Versteck ist das gefährlichste.





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