Die Idee, den originellen römischen Polizisten Nico Geraldi als "Superbullen" zu bezeichnen, war keine schlechte Marketing-Strategie des deutschen Verleihs. Angesichts des siebten Films der Reihe mit Tomas Milian - immer unter der Regie von Bruno Corbucci - innerhalb von nur vier Jahren, wurde es ihnen mit dem "Superbullen" scheinbar zu viel, denn ab dem folgenden Film "Delitto al restorante cinese" (Ein Schlitzohr außer Rand und Band, 1981) wurde wieder das Schlitzohr aus "Il trucido e lo sbirro" (Der Bulle und das Schlitzohr) hervor geholt, dessen Protagonist Sergio Marazzi, genannt "Er Monnezza", für Milians Nico Geraldi seit dem ersten "Superbullen" - Film ("Squadra antiscippo" (Der Superbulle mit der Strickmütze, 1976)) Pate stand. Praktischerweise behielt Milian den Blaumann gleich an, den er als Marazzi in dessen letzten Film "La banda del gobbo" (Die Kröte, 1978) getragen hatte, und zog ein "Humphrey Bogart" - Outfit mit Hut und Trenchcoat darüber. Die Phase mit der Strickmütze auf dem Lockenkopf war seit Giraldis Abenteuern in den USA ( unter anderen "Squadra antigangsters" (Ein Superbulle gegen Amerika, 1979)) zwar vorbei, sein neues Outfit deshalb aber nicht weniger schräg.
Der originale Filmtitel "Delitto a Porta Romana" macht deutlich, dass Giraldi diesmal wieder in seiner italienischen Heimat ermittelt, genauer in Mailand, und damit für einen Römer auf feindlichem Terrain. Jeder Giraldi-Film zieht seinen Witz aus dem Gegensatz zwischen der Hauptfigur und dem Umfeld, in dem er ermittelt, aber in "Delitto a Porta Romana" ist das eine innere italienische Angelegenheit, wenn der aus einfachsten Verhältnissen stammende Polizist, der dank seiner Synchronstimme mit breitestem römischen Dialekt spricht (der gebürtige Kubaner Tomas Milian hatte einen spanischen Akzent), auf die gehobenen Kreise der norditalienischen Wirtschafts-Kapitale trifft - ein seit Jahrhunderten gepflegter Konflikt, auf dem der Film seinen gesamten Humor aufbaut.
Dem deutschen Verleih fehlte dafür offensichtlich das Verständnis, denn anders lässt sich der unsinnige Titel "Elfmeter für den Superbullen" nicht erklären. Außer in den ersten Minuten, als Giraldis alter Freund aus Jugendzeiten, der kleine Dieb Franco, genannt "Venticello" ("Zwanzigzeller" als leichte Steigerung von "Einzeller" - "Bombolo" in seiner angestammten Rolle als Side-Kick), bei einem Spiel der "Roma" gegen Inter Mailand einem Geschäftsmann und Anhänger von Inter dessen Hausschlüssel klaut, kommt Fußball nicht vor - Giraldi selbst hat gar nichts damit zu tun. Er taucht erst auf, als Venticello das Missgeschick passiert, unfreiwilliger Zeuge eines Mordes zu werden. Als er gerade in der Wohnung des Anwalts, die nahe der "Porta Romana" gelegen ist, das Silberbesteck einsammelt, hört er, wie die Haustür geöffnet wird. Er flüchtet unter das Bett, ein denkbar unglücklicher Ort, da sich dort ein Paar zum Liebesspiel niederlässt. Nachdem der Liebhaber gegangen war, von dem Venticello nur eine Narbe an dessen linkem Fuß gesehen hatte, stellt der verhinderte Dieb fest, das die Frau tot auf dem Bett liegt. Bei seiner überhasteten Flucht wird er prompt gesehen und unter Mordverdacht festgenommen.
Ein des Mordes angeklagter Freund, ein Polizist, der in einem ihm nicht wohl gesonnenen Umfeld ermitteln muss, ein Staatsanwalt, für den der Fall geklärt ist, und der Gegensatz zwischen reichem Bürgertum und einem vorbestraften Verdächtigen aus einfachsten Verhältnissen - der Film verfügt über alle notwendigen Inhalte, um einen spannenden, gesellschaftskritischen Polizeifilm daraus zu entwickeln, aber von dieser Zielsetzung hatte sich Bruno Corbucci schon lange entfernt. War sein erster Film der Nico-Giraldi-Reihe "Squadra antiscippo" noch ein gelungener Mix aus ernsthaftem Poliziesco und komödiantischen Elementen, hatte sich "Delitto a Porta Romana" inzwischen zu einer Aneinanderreihung skurriler und von deftigem Humor geprägter Szenen entwickelt, die durch einen Kriminal-Plot zusammen gehalten werden, der wenig Wert auf Schlüssigkeit und Spannung legt. Der Täter darf zwar zweimal morden, auch einmal mit einem gezielten Schuss, strahlt aber trotzdem keinerlei Gefahr aus - kein Vergleich zu Jack Palance Rolle in "Squadra antiscippo". Eine Entwicklung, die nicht zufällig parallel zum Ende des Poliziesco - Genres verlief.
Zudem bekommt Nico Giraldi eine hochschwangere Ehefrau an die Seite gestellt, Angela (Olimpia Di Nardo), die ihn auch in den übrigen Fortsetzungen der "Superbullen" - Reihe begleiten sollte. Da sie mit einer fast tauben und zittrigen Großmutter (Nerina Montagnani) gesegnet ist, gibt das dem Film reichlich Gelegenheit, seine Witze damit zu machen, aber das fällt in dem Sammelsurium an mal mehr, mal weniger gelungenem Klamauk kaum auf. Wenn etwa der adipöse Chef eines Striptease-Lokals nackt vor der johlenden Meute tanzen muss, weil Giraldi ihn mit vorgehaltener (Feuerzeug-)Pistole dazu zwingt, nachdem dieser zuvor eine Tänzerin kritisiert hatte, dann zeigen sich Gemeinsamkeiten zu italienischen Erotik - Filmen wie "L'insegnante" (Die Bumsköpfe, 1975), die das Zeitalter italienischer Klamauk-Komödien eingeleitet hatten. Das gilt natürlich auch für Bombolos Rolle, der im Knast ausgerechnet vom härtesten Typen als Liebhaber auserkoren wird, was dem Film die Gelegenheit gibt, die bekannten Klischees durchzuexerzieren.
Trotzdem wirkt "Delitto a Porta Romana" nicht unangenehm und hat wenig mit neuzeitlichen Filmen gemeinsam, die bewusst gegen die sogenannte "Political correctness" verstoßen. Das liegt an Tomas Milian, der einen Anarchisten verkörpert, der sich zwar nicht an irgendwelche gesellschaftlichen Regeln hält, für den aber hohe moralische Standards wie Freundschaft und Zuverlässigkeit gelten. Seine bewusste Konfrontation des Staatsanwalts und seines Umfelds sind dabei weniger originell, mehr dem Gegensatz Rom-Mailand geschuldet, aber wenn er in den Brüsten einer Striptease-Tänzerin versinkt, weil er bei seiner Frau seit zwei Monaten nicht mehr zum Zug gekommen war, dann wird deutlich, das er selbst Teil des irren Panoptikums ist und nicht als überlegene Figur darüber steht. Damit begründet sich auch der lang anhaltende Erfolg dieser Figur, auch wenn das Genre des Poliziesco langsam dahinter verschwand. (6/10)