Neben „Rage“ gehört ganz eindeutig „Last Man Standing“ zu den besten Regiearbeiten von Schorse Joseph Merhi („Zero Tolerance“, „Riot“), der hiermit einen wirklich flotten B-Actioner vom Stapel lässt, dessen vielfältige Actionszenen sich genau aus den traditionellen Elementen zusammensetzen, die man sich als Genrefan wünscht: Blutige Shootouts, knackiges Martial Arts und herrlich übertrieben-spektakuläre Autoverfolgungsjagden mit reichlich begleitender Pyrotechnik im Gepäck.
Jeff Wincott („Open Fire“, „Street Law“) gehörte nie zu den Edelmimen unter den B-Action-Helden, er meisterte seine Aufgabe aber eigentlich immer ordentlich. Da gab es viel schlimmere Vertreter seiner Zunft.
Als Cop Kurt, der nach dem Tod seines Partners suspendiert und auf die Abschussliste von Bankräubern und korrupten Cops gerät, schlägt er sich, im wahrsten Sinne des Wortes, wacker durch 90 Minuten P.M. Entertainment – Kost vom Feinsten, für die Langeweile weitestgehend ein Fremdwort darstellt.
Auch hier kann man den Plot natürlich kaum mehr als ein Mittel zum Zweck bezeichnen, er startet aber flott durch und hält auch mal eine Portion auflockernde Ironie parat, die dem ernsten Grundton der Prämisse ein wenig die Gefahr nehmen unfreiwilligen Humor zu produzieren. Kurts Frau Anabella (Jillian McWhirter, „Bloodfist VII: Manhunt“, „Rage“) sieht sich auf der Flucht die kämpferischen Auftritte ihres Mannes beispielsweise nur kurz an und beschließt dann spontan aktiv mitzumischen – mit sehenswerten Resultaten übrigens.Ergo lässt sich das Paar die ständigen Anschlag auf ihr Leben nicht lange bieten und schlägt seinerseits zurück, woraus einige Actionszenen resultieren.
Viel Leerlauf erwartet den geneigten Genrefan bei „Last Man Standing“ also nicht. Extensive Autoverfolgungsjagden mit imposanten Explosionen und durch die Luft segelnden Autos dauern minutenlang (der Parallel-Sprung von Motorrad und Auto ist ein echtes P.M. - Highlight), die brutalen Schießereien zeichnen sich durch eine gewisse Dynamik sowie den akrobatischen Wincott aus und heben sich damit deutlich von den manchmal zu statischen Ballereien des Studios ab und auf's Fressbrett gibt es auch reichhaltig, wenn Kurt in den Nahkampf übergeht. Genug fürs Auge wird also geboten.
Ich persönlich liebe es beispielsweise, wenn sich Darsteller in P.M. - Filmen hintereinander durch zig extra dort platzierte Glasscheiben prügeln oder am Ende so einer Keilerei ein unmöglicher Stunt auf sie wartet, aus der die Hauptfigur völlig unbeschadet hervorgeht. Hier springt Wincott mitsamt seinem Kontrahenten aus einem Hochhaus in einen Swimming Pool und unten warten natürlich schon die Kollegen, um ihn einzusacken. Tough!
Die obligatorische Erotikszene darf natürlich genauso wenig fehlen, wie ein paar idyllische Bilder aus Kurts Privatleben, die allerdings dankbar knapp gehalten werden. Auffällig ist nur, dass Wincott in fast jeder Szene raucht. Egal, ob im Bett, am Frühstückstisch, im Café, im Büro seines Vorgesetzten, im Vernehmungsraum, immer hat er eine Kippe am Start. Sein Zusammenspiel mit Jonathan Banks („Freejack“, „Dark Breed“) gerät darüber hinaus ganz putzig, weil dieser nicht nur noch bei seiner Mutter wohnt, sondern auch noch seine eigene Art von Humor mit in den Film einbringt. Schade, dass er so früh von der Bildfläche verschwindet.
Fazit:
Bis zum ordentlichen Finale in der U-Bahn bewahrt sich „Last Man Standing“ dank seiner beständig deutlich über dem Genremittel inszenierten Actionszenen seine gute Note. Abwechslung bieten die Locations auch genügend, die Darsteller sind, abgesehen vom etwas besseren Jeff Wincott, durchaus solide und die Story so zweckmäßig wie nötig. Wenigstens fallen weiter keine größeren Lücken im Drehbuch auf.
Merhi liefert eindeutig einen etwas besseren B-Actioner ab, als man es sonst von ihm gewohnt ist. Den Rest besorgt Spiro Razatos mal wieder mit seinen exzellenten Autostunts. Genrefreunde werden sich hier definitiv wohl fühlen.