Als Science-Fiction Fan ist man ein leichtes Opfer. Es genügt ein dämlich-futuristisches Cover mit einem Titel wie Laserkill – Todesstrahlen aus dem All und schon hat man eine Produktion von Charles Band im Einkaufswagen. Moment, Charles Band? – Genau. Diese einzige Regiearbeit von Michael Rae, bei dem es sich genauso gut im ein Pseudonym handeln könnte, entstand unter der Fuchtel des einschlägig bekannten Produzenten – hier jedoch noch unter der Marke Selected Pictures.
Während die jüngeren Full Moon Produktionen in der Regel auf Bockmist abonniert sind, finden sich unter den Charles Band Filmen der 80er Jahre durchaus kleine Perlen. Doch wie sieht es nun mit Laserkill – Todesstrahlen aus dem All aus, der unter dem Originaltitel Laserblast im Jahre 1978 die späte Konkurrenz zum Krieg der Sterne angetreten ist? Zumindest die Attitüde läßt man durchblicken, indem ein Jüngling mit seiner Laserkanone eine Star Wars Werbetafel wegblasten darf. Wohl ein kleiner Stinkefinger der jungen Wilden, denen George Lucas mit seinem finanziellen Erfolg nun wegschwamm – obwohl seine Weltraumsaga ja eigentlich auch genug frischen Wind in die Sci-Fi Schublade geblasen hat und so manch billig hergestellte Kopie einiges an Kohle eingefahren haben dürfte.
Die für die CMV Trash Collection verwendete Kopie ist jedenfalls tausendmal ehrlicher als der digital weichgeklopfte Hollywood Blockbuster heutzutage. Ein sehr filmischer Eindruck mischt brilliante Aufnahmen vor strahlend blauem Himmel mit körnigen und farblich überkontrastierten Bildern, die an die Charakteristik eines 16mm Films erinnern. Inhaltlich kann ein Erscheinen in dieser Sammlung jedoch vieles bedeuten. Laserkill – Todesstrahlen aus dem All besticht in seiner Ouvertüre dann zugleich mit einem laserballernden Zombie und per Stop-Motion animierten, reptilisch anmutenden Außerirdischen.
Dieses Szenario findet in einer Wüstenumgebung statt, so daß bisher unklar bleibt, auf welchem Planeten wir uns befinden. Die von David Allen und Jon Berg designten Puppen sind zweckdienlich, aber nicht unbedingt filigran ausgearbeitet. Zumeist von Randall William Cook animiert, sind die Aliens irgendwie putzig, obwohl man an die Qualitäten von Willis H. O’Brien oder seinem Zögling Ray Harryhausen kaum heranreicht.
So richtig klar wird nicht, wo es in Laserkill – Todesstrahlen aus dem All eigentlich hin gehen soll. Die Aliens entsteigen dem Raumschiff und ballern den Laserzombie um, worauf sie dann wieder das Weite suchen. Es sollen noch unzählige Zeiteinheiten der Double Feature tauglichen Laufzeit von bummelig 80 Minuten vergehen, bis man zumindest erahnen kann, was sich das Autorenduo Franne Schacht und Frank Ray Perilli gedacht hat.
Großer Bestandteil der Laserkill Story ist, wie Ende der 70er im Autokino durchaus beliebt, eine beliebige Sammlung von Impressionen aus dem Leben von Teenagern. So ist die Liebe zwischen Billy (Kim Milford) und Cathy (Cheryl Smith) belastet durch den Frühpensionär Colonel Farley (Keenan Wynn). Der Opa der blonden Zuckerpuppe mag den Bubi nicht. Deshalb muß sie auf ihrem Mofa dann in Schrittgeschwindigkeit durch die Botanik tuckern, um sich mit ihrem Lover, der bequem mit seinem Van vorausgebraust ist, in der Einöde zu einem Stelldichein zu treffen.
Bei der obligatorischen Poolparty, wo man züchtig Haut an den Bikinis vorbeiblitzen sehen kann, kocht ein paar Haudegen dann das Testosteron über, so daß der arme Ritter seiner Holden sogleich aus der misslichen Lage einer versuchten Vergewaltigung helfen kann. So schlimm das ist, bleibt die berechtigte Frage, wo man ‘the fuck’ den Bogen zurück zu einem Film bekommen will, der doch als Laserkill – Todesstrahlen aus dem All firmiert.
Zum Glück hat Billy die Laserkanone aufgelesen, welche wie ein Bastard aus Industriefön und Schlagbohrmaschine anmutend seine Unterarmlänge verdoppelt und aus ihm einen Vorgänger von Mega Man macht. Daß diese Waffe nur funktionuckelt, so er denn den beiliegenden Halsschmuck mit einem glühbirnenartigen Flakon als Anhänger umlegt, hat er schnell spitz. Daß er stets mit relativ freiem Oberkörper herumturnt kommt ihm aber nicht zu Gute. Das Ding brennt sich ein.
Nicht nur Cathy sorgt sich um Billys Wohlbefinden. Auch Doctor Mellon befindet seinen Zustand so kurios, daß er noch nächtens weitere Analysen anfordert. Übrigens mögen aus Laserkill – Todesstrahlen aus dem All die Gesichter von Keenan Wynn, Ron Masak, Dennis Burkley oder Gianni Russo umtriebigen Filmfreunden irgendwie bekannt vorkommen, während Kim Milford eher weniger populär ist und die früh verstorbene Cheryl Smith oft nur Rollen des Formats ‘Naked hippie girl on motorcycle’ bekleiden durfte, doch der Doc war doch vorher schon Cornelius auf dem Planet der Affen und ins Spukgeschehen beim Tanz der Totenköpfe involviert? Nun, rückwirkend ist Roddy McDowall für den Genrefan einfach als vampirjagender Peter Vincent aus Fright Night gebrandmarkt, was der medizinischen Versorgung wie so oft einen Wesenszug der Komik anheftet.
Übrigens ist der kurze Moment, in dem sich der Arzt nun der metallverschorften Wunde mit einem Skalpell annimmt, zwar zehnägelhochkrempelnd, jedoch nebst vielfältigen Explosionen ein rarer Schockmoment im in den USA lediglich mit PG freigegebenen Laserkill – Todesstrahlen aus dem All.
Der im Mystery Science Theater 3000 geadelte Film verprellt seine Drive-In Wurzeln dennoch nicht. Während die Polizei lieber den Kids die Joints abnimmt, um sie im Dienstfahrzeug während der Einsatzzeit selbst zu schmauchen, durchlebt Billy in Laserkill – Todesstrahlen aus dem All einen faustischen Konflikt, der seinen jungen Geist bei ablehnender Haltung gegenüber der Gesellschaft moralisch auf die Probe stellt. Die Idee, von der Energie seiner dicken Laserwumme verzehrt zu werden läßt nicht nur Parallelen zur dunklen Seite der Macht im Krieg der Sterne ziehen, sondern findet sich auch in aktuelleren Filmen wie Renny Harlins The Covenant wieder.
Mit unbekannter Herkunft der Superwaffe, derer sich keine irdische Kraft erwehren zu können scheint, ist die Bevölkerung kaum mehr als ein Spielball – auf den globalen Blick von Aussen und letztlich auf Unterstützung dieser ominösen Weltraumpatrouille angewiesen, sollte Billy nicht von selbst Einhalt anstreben. Die eigentlichen Ordnungshüter haben in Laserkill – Todesstrahlen aus dem All insofern alles Recht sich entspannt zurückzulehnen und die kleinen Alltagsproblemchen angesichts der Weite des Universums zurückzustellen.
Direkt als Killer Kid und indirekt als Alien Arsenal – Welt in Gefahr in einem Remake neu umgesetzt wurde ein lang angekündigtes Sequel zu Laserkill – Todesstrahlen aus dem All nie verwirklicht. Auch nach einem angeblichen Verkauf der Rechte war von diesem Projekt nichts mehr zu hören. Vielleicht ist die Zeit nun auch endgültig vorbei für einen Film, der ein Spielplatz für große Kinder ist. So scheinen Annekdoten die Relevanz der ganz possierlichen aber weder sensationellen wie übermässig unterhaltsamen Produktion zu überschatten.
Daß wie Randall William Cook auch Spezialeffekt-Mann Steve Neill später die Magie von Ghostbusters miterzeugen sollte und außerdem einen ganzen Katalog von wahrgenommen Genrestreifen zwischen American Monster, Die Wiege des Schreckens und Insect mitgestaltet hat überrascht genauso wie sein Kollege Harry Woolman, der sich zunächst in Lee Frost Filmen herumgetrieben hat, um dann an Guilty Pleasures wie Cannonball und Angel’s Höllenkommando mitzuwirken. Als würde sich die kosmische Ordnung für den cinegalaktischen Grenzgänger offenbaren.
Laserkill – Todesstrahlen aus dem All ist nicht unbedingt anstrengend, aber man merkt schon, daß genug Denkpausen eingebaut wurden, um auf die Gesamtspielzeit zu kommen. Der Score von Richard Band und Joel Goldsmith (Sohn des Komponisten Jerry Goldsmith), die hier ihr klangwerkliches Debüt feierten und gleich wie ein Möchtegern-Klaus-Schulze klingen, der an seinen Synthies einen auf Prime Evil macht, hilft nicht unbedingt, gerade die zu Anfang etwas ausufernde tote Phase durchzustehen. Das ist schlimmer als übermüdet Twin Peaks zu gucken und in den wabernden Klangflächen von Angelo Badalamenti zu entschweben, weil man bei Laserkill – Todesstrahlen aus dem All dann mehrmals erst angesichts des Abspanns zu Sinnen kommen kann. Ist mir passiert. Dennoch soll es einen limitierten Release des Soundtracks auf BSX Records geben. Vielleicht muß ich mir die Scheibe als 100% wirksame Schlaftablette sichern.
Eine konkrete Empfehlung kann man für Laserkill – Todesstrahlen aus dem All in der Tat nicht aussprechen. Es ist ferner überhaupt fragwürdig, ob es eine konkrete Zielgruppe für das Potpurri verschiedener Versatzstücke gibt, von denen kaum ein Zweig eindeutig definiert wird. Deshalb hat sich mit CMV vermutlich genau das richtige Label für einen weiteren Vertrieb des Films in Deutschland gefunden. Ich kann mir kaum ein Stammpublikum vorstellen, dessen Geister so vorurteilsfrei geöffnet sind für das, was man mit Laserkill – Todesstrahlen aus dem All erleben darf.