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"Wild Things" dürfte vermutlich jedem ein Begriff sein, der auf gut gemachte, wendungsreiche Thriller steht. Der von John McNaughton inszenierte Streifen verlockt zudem mit einem wahren Staraufgebot und wurde so auch zu einem Überraschungshit, der einiges einspielte. Leider liegt es in der Natur der Sache, dass etwas, wenn es denn erfolgreich ist, gerne fortgeführt wird. Und "Wild Things" hat nicht nur eine, sondern gleich zwei Direct-to-Video Nachfolger hinnehmen müssen, die sich zwar mit diesem wohlkingenden Namen schmücken, der Thematik aber in keinster Weise irgendwelche neuen Inhalte verleihen können. Insbesondere "Wild Things 2" erdreistet es sich, fast schon als exakte Kopie des Originals daherzukommen, die man sich wirklich nur dann ansehen sollte, wenn man den Vorgänger noch nicht kennt.

Die Story gibt zwar anfangs noch vor, sich von der des Originals zu unterscheiden, dürfte aber allen "Wild Things" Kennern sofort sehr bekannt vorkommen. Die Introsequenz mit den Tieraufnahmen, vermischt mit einer wilden, sphärischen Musik, direkt danach die Uni, der unruhige Vorlesesaal, die beiden Männer, die sich den Studenten vorstellen, und ihnen einen Vortrag halten - erschreckend aber wahr, alles, aber auch wirklich alles erinnert an den ersten Teil. Da hätten wir dann natürlich auch schnell die beiden hübschen Mädels, einst von Neve Campbell und Denise Richards, nun von Susan Ward und Maya King dargestellt, was an und für sich schon einen gewaltigen Absturz darstellt. Doch auch ihr Verhalten bringt nicht sehr viele Neuerungen zu Tage. Zuerst zicken sich die Beiden an, wobei allerdings jedem schon längst klar sein sollte, das dies nur Fassade ist.

Obwohl man sich mit der Optik sehr, sehr viel Mühe gegeben hat, lässt sich das niedrigere Budget im Vergleich zum ersten Teil einfach nicht leugnen. Im Musikvideostyle, der mehr als nur ein bisschen an diverse Hip Hop Videos erinnert, räkeln sich schon zu Beginn äußerst knapp bekleidete, braun gebrannte Damen auf einem Volleyballplatz, all dies vor einer malerischen Kulisse. Sonne, Strand, Palmen, kühle Drinks, Sixpacks und natürlich reichlich blanke Brüste. Obwohl dies durchaus etwas her macht, stehen dem sofort die wesentlich schlechtere Kamera gegenüber, billig ausgestatte Innenaufnahmen und das sich beim Zuschauer breitmachende Gefühl, sich einen mittelmäßigen Pornostreifen anzusehen.

Die Entwicklung der Handlung ist zwar recht interessant zu verfolgen, hat mit der Realität aber rein garnichts mehr zu tun. Wo "Wild Things" wenigstens noch ansatzweise nachvollziehbar war, wenn uns McNaughton in der zweiten Hälfte süffisant lächelnd den Mittelfinger zeigte, und sich alles, aber auch wirklich alles plötzlich ins Gegenteil wendete, so wirkt dies hier wie ein Wettrennen mit dem ersten Teil. Wie der peinliche Versuch, McNaughton´s Erstling noch an Intrigen, Verstrickungen und Verwirrspielchen zu übertrumpfen. Das einzige, was Jack Perez jedoch damit erreicht, ist dass man irgendwann selbst keinen Überblick mehr über das Geschehen hat.

"Wer jetzt mit wem, wieso und warum und überhaupt und was jetzt eigentlich?" - Diese Frage stellte ich mir nicht selten im Verlauf des Films. An diesem Nonplusultra an Ver - und Entwirrungen ist jedoch bei weitem nicht alles negativ. Wenn man es schafft, den ersten Teil für 90 Minuten vollständig aus seinen Hirnwindungen zu verbannen, dann wird man definitiv seinen Spaß mit diesem Film haben. Zwar bietet er weniger Erotik, doch wenigstens die Spannung bewegt sich etwa auf dem selben Level. Mit Isaiah Washington ließ sich zudem ein Schauspieler finden, der fast schon an das Talent der Darsteller aus dem Vorgänger anknüpfen kann. Washington, manchen vielleicht noch aus "Ghost Ship" bekannt, bringt seinen Charakter, den Versicherungsvertreter, sehr symphatisch rüber, so dass man sich gerne mit ihm identifiziert.




Wer den Vorgänger kennt und mag, sollte wohl besser einen Bogen um "Wild Things 2" machen, denn bei näherer Betrachtung erweist sich der Streifen als eine pure Kopie des Überraschungshits aus dem Jahre 1998. Der einzige Unterschied, der dabei festzustellen ist, ist die aufgesetzt wirkende Handlung, die eindeutig auf TV-Niveau agierenden Darsteller und die weniger freizügigen Erotikszenen. Unglaublich schlecht jedoch ist "Wild Things 2" deshalb noch nicht, denn wer sich gerne verwirren und überraschen lässt, kommt auch hier noch einmal auf seine Kosten. Letzten Endes Durchschnitt, nicht mehr und nicht weniger.

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