David gegen Goliath - der auf einer wahren Begebenheit beruhende Film über die Missstände in einer Plutoniumfabrik in Oklahoma fesselt zum einen mit seiner authentischen Fabrikatmosphäre und der Brisanz missachteteter Sicherheitsvorschriften und skandalöser Arbeitsmethoden und zum anderen durch seine eindringlich spielenden Darsteller, vor allem Meryl Streep als Karen Silkwood, eine Arbeiterin in der Fabrik. Durch die differenzierte Ausgestaltung der Rolle von Karen Siilkwood umschifft Streep meisterlich die Gefahr, Karen Silkwood zu einer Heiligen der Anti-Atom-Bewegung zu stilisieren. Im Laufe des Films wird deutlich, dass die Titelfigur weniger in Bezug auf eine Anti-Atom-Überzeugung politisiert war, sondern für sich und ihre Kollegen gegen Sicherheitsmissstände kämpfte und sich gewerkschaftliche Rückendeckung holte. Der letztlich konkret angegangene Plan, der Presse Beweismaterial für manipulierte Brennstäbe zuzuspielen, scheitert, als Silkwood nach einer vermutlich gezielten Plutoniumverseuchung bei einem nie geklärten Autounfall ums Leben kommt. Das offene Ende bietet bewusst keine eindeutigen Hinweise, die weitere Spekulationen über die nähere Unfallursachen nähren würden.
Meryl Streep spielt Karen Silkwood mit beeindruckendem Facettenreichtum. Einerseits - mit durchaus plebejischem Habitus und derbem Humor - die unerschrockene und gewissenhafte Kämpferin für Arbeitnehmerschutz, andererseits die durch Brüche in der eigenen Biografie verletzbar gewordene junge Frau und dreifache Mutter ohne Sorgerecht, die zunehmend vereinsamt, als sie die Unterstützung ihrer um ihre Jobs in einer strukturschwachen Gegend bangenden Kollegen verliert.
Die ebenfalls mit unter die Haut gehender Intensität spielende Cher, die während der Dreharbeiten einen Nervenzusammenbruch erlitt, half Meryl Streep, den Song "Amazing Grace" am Ende des Films zu singen. Das Lied und der Film hallen beim Zuschauer eine lange Weile nach.
Eine interessante kleine Analogie bietet die Szene, in der Silkwood mit Gewerkschaftern in einem Taxi an den Sehenswürdigkeiten von Washington, DC, vorbei fährt: Eine ganz ähnliche Szene gibt es in dem 2007 gedrehten Politfilm "Von Löwen und Lämmern".
Ausgerechnet die New York Times, die in den letzten Wochen vor Silkwoods Tod an der Enthüllung der Brennstab-Geschichte interessiert war, warf dem Film fehlendes Fachwissen vor, jedoch darf man nicht außer Acht lassen, dass die Dreharbeiten unter schwierigen politischen und juristischen Bedingungen stattfanden.