In seinen besten Momenten erinnert Treasure Hunter, das Regiedebüt von Prügelknaben und Action Director John Cheung Ng-long an das HK Kino um 1990 mit seinen klarsichtigen Kommentaren ebenso wie an den überlokale Maßstäbe setzenden Purple Storm, 2000 A.D. und Co.; die Verbindung von Altbewährtem vor allem in der treibenden Gangart mit dem Bestreben, durch halbseidene Spionagegeschichten und gleichfalls bemühtem Effektschwindel eine gewisse Internationalität vorgaukeln zu wollen. Dabei ist der Film selber auch ein Taschenspielertrick, weit mehr Schein als Sein, legt die Bluffs und red herrings in alle möglichen Richtungen aus und tut die meiste Zeit nur so, als ob tatsächlich noch etwas kommen könnte. Schürt die Hoffnung, die Wiedersehensfreude, die Erinnerungen an Maschinengewehr und Granatwerfer im One Drop of Blood per Step - Motto und reizt bis dahin durch kleinere Absurditäten über die eigentlich große Leere hinweg.
Dankbar sein darf man angesichts der Tatsache, dass die nachfolgenden Jahre sowohl im Big Budget Bereich als auch weite Kreise ziehend im immer tiefer sinkenden Niedrigpreissegment mehr als dürftig waren, das Geld woanders angelegt und das Talent in den Ruhestand versetzt wurde, besonders für eine erstaunlich solide Optik. Hier sieht man tatsächlich noch nach Etwas aus, wird auf Film gedreht statt direkt auf Video, die Außenlocations bemüht statt die verhangenen Ein-Raum-Wohnungen, sich um ausgedehnte Panoramen auf, über und unter Wasser gleichfalls geschert wie um eine Handvoll zuordbarer Darsteller. Sinnliche Attraktion, um eine vordergründige Harmonie und Gerechtigkeit willen:
Das Bergungsunternehmen von Mr. Chan [ John Cheung ] wird vom Geschäftsmann Wang Chuen [ Simon Loui ] engagiert, um - ohne diesen speziellen Hintergrund bekannt zu geben - auf den Grund des Meeres versteckte Stealthprodukte zu heben, die bei den Wirren des Kosovokrieges und dem Absturz zweier Jets herübergeschmuggelt wurde. Zufälligerweise entdecken Chans Mitarbeiter Fu [ Chin Siu-ho ] und Kwai [ Benny Lai Chun ] bei einer ihrer privaten Schatzsuchen den Koffer mit der Missiletechnik und verkaufen ihn arglos, dafür aber mit dem unfreiwilligen Entfernen des Codes an Schwarzmarkthändler Billy [ Billy Ching ], der prompt von den Hintermännern in Beschlag genommen wird. Während Kwai als Geisel entführt wird, bekommen auch Mr. Chan, der dritte Mitarbeiter Yuen Tai-lung [ David Leung ], seine Freundin Monica [ Monica Chan ] und Fus Freundin Pinky [ Pinky Cheung ] unliebsamen Besuch.
Gereist, gegrüßt und auf später verschoben wird angesichts schnell identifizierbarer Problematik sowieso viel; was bei einer ansonsten durchaus Kenntnis ausstrahlenden Inszenierung noch am Meisten verwundert und auch am Meisten verärgert. Denn gerade zu Beginn heizt man die Nachfrage nach Mehr ungebremst an, profitiert auch davon, liefert aber ähnlich wie auch in der Handlung nicht die gewünschte Ware, sondern oft nur den Köder. Das Vorhandensein von Gründen und Konsequenzen kämpferischer Ausdrucksweise, aber nicht den Impakt ausführlicher Beschreibung. So wird gleich in den ersten Minuten mit Hochdruck das Aufkommen etwaiger Gefahrensituationen postuliert, auf Aktion konstruiert, diese Leidenschaft aber im Zaum gehalten und nach dem ersten Erscheinen stetig in das Nichts aufgelöst. Der Angriff einer ganzen Triadenbande in einer Bar hat sich nach wenigen Sekunden schon wieder erledigt. Die Störung einer Bergung durch ein zweites Boot entpuppt sich nicht etwa als der Versuch einer Übernahme, sondern doch nur als simples Missgeschick, Abteilung Verkehrsrecht Seefahrt. Zwangscharakter einer gedämpften Lust.
Aus dramatischen Kontexten befreit wird man eher mit dem Interesse weniger an der charakterzentrierenden Handlung als vielmehr den kleinen Eigenheiten abseits der Geschichte angeregt, mit kurzen artistischen Akten ohne großartigen Belang für die dramaturgische Handwerkslehre. Dort, wo man die Verbindlichkeiten der Erzählung aufgibt und sich mit deutlich verschiedenen strukturellen Konsequenzen abhebt, sprießen plötzlich die Ideen voll mit Eigenthematisierung an Fiktion. So schafft king of charity Wang Chuen unliebsame, ihn verfolgende Paparazzi beispielsweise mit Motorradattacken und Molotovcocktails aus der Sichtweite, um danach die ihn begleitende Schauspielerin Sherming [ Sherming Yiu ] auf seiner Yacht von zwei eigens angeheuerten Nymphen mit Zigarren missbrauchen zu lassen. What-the -fuck Fragezeichen gibt es auch bei einer Untergrund-Auktion, bei der der Verkauf von Waffengattungen an die anwesenden Terroristen aus aller Welt von orientalischen Klängen und auftretenden Bauchtänzerinnen begleitet werden. Selbst der Härtegrad gerade bei Folterungen löst einige Momente der irritierenden Ablenkung aus, wird eine arme Figur doch mit dem Schlaghammer malträtiert, darf der Nächste die Zerreißprobe aus Chang Chehs Heroic Ones nachspielen oder wird gar Jemand der Taucherhelm geflutet.
Wirkliche Action abseits dieser Peinigungsfüllsel gibt erst dann erst beim hintereinander gekoppelten Showdown, in dem die hinlängliche Täuschung aufgegeben, im aufschwellendem Affekt plötzlich die Opferzahl hoch getrieben und in einem schwerdonnernden Fischfarmmassaker mit viel Blut die See rot gefärbt wird. Gegenstände von mittlerer Größe, in solider choreographischer Praxis, vom finanziellen Hintergrund freiheitsbeschränkend interveniert; wobei es schon fraglich ist, wieso man dann und bei der Anwesenheit von Chin Siu-ho gerade den Martial Arts Bereich komplett verschwendet.