Nach "Im Geheimdienst ihrer Majestät" gab man bei United Artists den Dreh von "Diamantenfieber", dem nunmehr siebten James-Bond-Film in Auftrag. Bond-Darsteller Lazenby prophezeite der Serie jedoch ein baldiges Ende aufgrund des fehlendes Bezugs zum Zetgeist. Nun ja... Also musste schon wieder ein neuer Bond-Darsteller gefunden werden. Und der neue, alte James Bond ist: Sean Connery, der durch diesen erneuten Einsatz als 007 zum höchstbezahltesten Schauspieler aller Zeiten wurde.
Connerys Abschiedsvorstellung "Diamantenfieber" ist mit hoher Sicherheit besser als "Feuerball" oder "Man lebt nur zweimal", kommt aber bei weitem nicht an "Im Geheimdienst ihrer Majestät" oder "Goldfinger" heran. Die Action wirkt eher konfus, herausragend ist hier höchstens die Auto-Verfolgungsjagd und die deftige Klopperei zwischen Bond und dem weiblichen Schlägerduo Bambi und Klopfer. Wirkliche Highlights gibt es hier nicht, und auch die Geschichte scheint recht oft orientierungslos dahinzuplätschern. In "Diamantenfieber" tarnt sich unser Bond als Diamantenschmuggler Peter Franks, um einen Schmugglerring in den Staaten auffliegen zu lassen. Eine Stunde später wissen wir, dass der Diamantenschmuggel nur ein kleiner Teil im Plan von Ernst Blofeld ist, und es kommt zum finalen Showdown zwischen den Erzfeinden.
Mit Connery ist zwar schon die Hälfte der Miete kassiert, aber anscheinend muss man dann auch an anderer Stelle sparen: Bondgirl Tiffany Case (Jill St. John) mausert sich von der knallharten, mißtrauischen Schmugglerin zum tollpatschigen Bikinibunny. Und aus den edlen, diabolischen Blofelds von Savalas oder Pleasence macht hier Charles Gray einen Bösewichtkasper, der sich mal eben unsinnigerweise und ohne logischen Zusammenhang selber klonen lässt, und in Frauenkostümen herumspaziert. Und wenn das noch nicht zu viel ist, dann muss man leider dem "Goldfinger"-Regisseur Guy Hamilton hier unterstellen, dass er das gesamte Ende total verschossen hat. Blofelds Abgang ist lächerlich, und die Action gegen Ende wirkt halbherzig und müde.
Aber natürlich hat "Diamantenfieber" auch seine Stärken. Die Schwäche des Drehbuchs ist wiederum eine kleine Stärke des Films. Bond wirkt verspielt und vergnügt. Obwohl sichtlich gealtert, ist Connery vielmals frischer und freudiger am Werk als noch beim desaströsen "Feuerball". Und auch seine Gegenspieler (mal abgesehen vom enttäuschenden Blofeld) sind erstklassig: Mr. Kidd und Mr. Wint, das schwule Killerpärchen, unterstützt durch ein eigenes, herrliches Musikthema von John Barry. Auch ihr Zurückkehren in den letzten Minuten des Films ist absolut perfekt - Amüsant und gefährlich zu gleich. Die Konfrontation des Supermachos Connery mit den parfümierten Schwuchtelkillern ist köstlich. Und dieses geniale Ende wurde schließlich Tradition für viele weitere Bondfilme aus den Roger Moore-Tagen.
Insgesamt ist "Diamantenfieber" ein unausgewogener Bond. Es gibt viele Fehler. Die bunten Dekors und die wilde Abwechslung will auf Teufel komm raus alle Standards, die "Goldfinger" setzte, brechen, scheitert aber in jeder Minute kläglich. Dennoch bleibt "Diamantenfieber" ein solides Abenteuer, das man gerne anschaut. Ein wirklich guter Bond, oder gar ein Bond-Klassiker ist er wahrlich nicht.