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Nachdem George Lazenby keine Lust mehr hatte, weitere Bond-Filme zu drehen (entgegen anderslautender Gerüchte war es tatsächlich so, dass Lazenby selbst kündigte und nicht gefeuert wurde) sprang Sean Connery wiederholt ein letztes Mal ein, um Bond zu spielen. Und wieder sollte es nicht das letzte Mal gewesen sein.

Dieser Bond fängt da an, wo der letzte aufhörte: Nämlich da, dass Bond Blofeld jagt, weil dieser gerade seine Frau getötet hat. Doch anstatt einen ganzen Film daraus zu entwickeln, und Bond in eine ernste Richtung zu hieven, mehr Persönlichkeit zu verleihen, wird dieser Aspekt schon vor dem Vorspann getötet, weil Bond Blofeld gefunden und getötet hat.

Was nun folgt, ist eigentlich der erste Roger Moore Bond, nur eben noch ohne Moore: Dandyhaft und sich selbst nicht mehr die Bohne ernstnehmend kämpft Bond gegen Bambi, Klopfer, zwei übertrieben tuckige Schwuchtelkiller, seine eigenen nicht mehr ganz ernstzunehmende körperliche Fitness usw.
Dabei bleibt Bond nicht eine Sekunde sonderlich ernst und versprüht den fast schon Oskar Wild-like Kapriziösen von sich, dass es kaum noch ernst nehmbar ist.

Das ist gerade daher umso mehr schade, da hier bereits vor mehr als dreißig Jahren das Blutdiamantengeschäft angeprangert wird sowie eine Hommage an Howard Hughes zum Besten gegeben wird und so ganz nebenbei auch noch Spectre erledigt wird.
Dies ist nicht nur Bonds Abschied von Connery, sondern auch gleichzeitig der Abschluß der Reihe um Blofeld und der absolute Abschied von Ernsthaftigkeit.

Klar, Connery ist cool ohne Ende und voll in seinem Element, klar die Mädels sind wieder einmal allererste Sahne, klar ist die Spannung bis zum Ende vollumfänglich vorhanden und klar, die Action setzt auch hier teilweise Maßstäbe.
Dennoch wird man nach dem äußerst brutalen Cliffhanger nach dem vorhergehenden Teil das Gefühl nicht los, dass die Macher sich erst im letzten Moment umentschieden haben, und keine ernste Rachegeschichte drehen wollten, sondern wieder in luftige Gefilde wandern wollten.
Daher bleibt das Gefühl von verschenktem Potential unwillkürlich übrig.
Nie mehr wird auf Bonds Ehe so richtig eingegangen werden, einmal wird Roger Moores Bond seinen Humor für drei Sekunden auf die Frage nach seiner verstorbenen Frau verlieren und einmal Pierce Brosnan. Und nach Blofelds Tod nach drei Minuten des Films spricht auch Connery nie mehr über sie sondern bumst sich weiter durch die Weltgeschichte. Sehr schön.
Der Fan scheint damit glücklich, ich nicht, denn ein faszinierender Einblick in Bonds Psyche bleibt dem Zuschauer hiermit nämlich verweigert.

Fast ist man geneigt in späteren Bonds (etwa Timothy Daltons und Daniel Craigs zweitem Bond) Versatzstücke jenes verschollenen tatsächlichen Drehbuchs zu vermuten. Aber sei's drum.

Alles in allem ist das hier eine Negierung der ernsten Ausrichtung des Bond des Vorfilms und eine neue Marschrichtung in sinnlosen Action-Klamauk.
Gut aber hätte auch besser sein können.

Auf Wiedersehen Mr Connery.

6 Punkte

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