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Wenn Guy Hamilton bei einem Bond Regie führt, ist fast alles drin: Zwei wahre Highlights („Goldfinger“, „Leben und sterben lassen“), aber auch zwei der schwächeren Beiträge („Der Mann mit dem goldenen Colt“, „Diamantenfieber“).
Dabei ist die Pre-Title Sequenz echt dynamisch gemacht: Mit ungewohnter Härte geht James Bond (Sean Connery) auf die Jagd nach SPECTRE-Chef Ernst Stavro Blofeld (Charles Gray), der im vorigen Film Bonds Ehefrau meucheln ließ. Da lässt sich Bond mal nicht vom Bikini einer Informatin ablenken, sondern würgt sie damit. Blofeld, der gerade auf eine Gesichts-OP wartet, versenkt er noch im Schönheitssaal, was zwar nicht extrem spektakulär ist, aber Bond nach Erfüllung seiner Rachegelüste wieder Zeit gibt sich richtiger Geheimdienstarbeit hinzugeben.
Wie der Titel schon sagt, geht es hier um Diamanten. Diese werden aus Minen in Afrika herausgeschmuggelt, doch das schwule Killerpärchen Mr. Kidd (Putter Smith) und Mr. Wint (Bruce Glover) bricht in die Kette aus Schmugglern ein. Der Weg der Diamanten wird verfolgt, die Schmuggler einer nach dem anderen umgenietet. Das auf sehr makabere, schwarzhumorige Weise, denn die beiden Killer kommentieren den Abgang jedes Kontaktmann ohne ein Zeichen von Mitgefühl.

Das Verschwinden vieler Diamanten macht aber auch den MI-6 nervös und man setzt Bond auf die Sache an. Bond nimmt die Identität eines verhafteten Diamantenschmugglers an und macht sich auf die Suche…
„Diamantenfieber“ gehört klar zu den schwächeren Filmen der Bondserie, da mögen die Connery-Enthusiasten ihn noch so schönreden. Vor allem auf Plotseite bietet der Film echt wenig, da man Bond kaum richtige Ermittlungen gönnt, sondern er zum Großteil nur Leichen hinter den Killern aufsammeln darf. Die wenigen Verstrickungen des Films sind mäßig erdacht und verwirren eher als dem Plot mehr Komplexität zu verpassen und nur Einzelszenen, z.B. als Bond beinahe lebend in den Genuss einer Feuerbestattung kommt, sind wirklich spannend.

Auch auf humoristischer Seite ist „Diamantenfieber“ nicht immer stilbewusst. Bonds Oneliner zünden zwar immer wieder (u.a. spielt er sogar einmal auf „Man lebt nur zweimal“ an) und auch das Killerpaar sorgt für makabere Einlagen, aber teilweise driftet „Diamantenfieber“ hier auch in Trashregionen ab. Bestes Beispiel wäre Bonds Kampf zwei Kämpferinnen mit den hirnrissigen Namen Bambi und Klopfer, die Bond erst den Arsch versohlen und dann aus heiterem Himmel unglaubwürdigerweise nichts mehr auf die Kette kriegen, sodass Bond jede von ihnen mit einem Arm im Whirlpool untertauchen kann.
Auch im Bereich Action wäre mehr drin gewesen. Die beiden großen Verfolgungsjagden des Films sind OK, aber nicht überragend, das Finale auf der Bohrinsel ist auch nicht so spektakulär wie andere Bondshowdowns. Doch immerhin geht es mit ordentlich Pyrotechnik und einigem Munitionsverbrauch zur Sache, nur das Ende des Oberfieslings muss man als sang- und klanglos bezeichnen. So bleibt die besten Actionszenen zwei kleinere, nämlich ein Kampf zwischen Bond und einem Fiesling in einem Fahrstuhl und das finale Duell zwischen Bond und dem schwulen Killerpaar.

Doch es gibt schwächere Bonds, denn Regisseur Guy Hamilton kann hier immerhin durch seine halbwegs temporeiche Inszenierung Boden gutmachen. Auch die Auswahl der Schauplätze ist stimmig, wenngleich wirklich exotische Locations unter den Tisch fallen. Als Bondgirl bekommt man die Schmugglerin Tiffany Case (Jill St. John) vorgesetzt, die sich ziemlich gut schlägt und die meiste Zeit recht tough rüberkommt, ehe das Drehbuch sie im Finale auf einmal mit einer Blödheit sondergleichen straft, was leider wieder unglaubwürdig wirkt.
Sean Connery absolviert seine Paraderolle mal wieder mit gewohnter Lässigkeit und lässt keinen Grund zur Klage, auch Jill St. John als Bondgirl macht einen guten Job. In den Killerrollen können noch Putter Smith und Bruce Glover glänzen, während die Riege der MI-6-Darsteller enttäuschend wenig Screentime bekommt (Desmond Llewelyn bekommt immerhin eine sehr coole Szene mit Spielautomaten spendiert). Als Totalausfall kann hingegen Charles Gray als uncharismatische Blofeld-Verkörperung gelten, denn er lässt die Rolle kaum bedrohlich wirken.

Dank Connery, einiger netter Actionszenen sowie der Auftritte von Mr. Kidd und Mr. Wint ist „Diamantenfieber“ ganz unterhaltsam geraten, aber der schwache Plot und einige trashige Einlagen trüben das Vergnügen merklich. Da fällt der Abschied von Connery bei der Amtsweitergabe an Roger Moore nicht sonderlich schwer.

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