Review

Dass George Lazenby im 1971er Bond "Diamantenfieber" nicht mehr mit von der Partie war, überrascht nur wenig. Umso überraschender aber, dass man Connery nochmal zu einem Auftritt als Bond überreden konnte ($$$...).

Bond soll einen internationalen Schmugglerring unterwandern, der große Mengen Diamanten nach Amerika schafft. Unterstützt wird er dabei von der bezaubernden Schmugglerin Tiffany Case. Die Spur führt nach Las Vegas, und nun lüftet sich auch der Schleier über den mysteriösen Hintermännern des Ganzen...

Mit "Diamantenfieber" versuchte die Produktion nach Kräften, einen Bond-Film im Stile der mittleren 60er Jahre zu drehen. Durch die Konzentration auf Altbewährtes wollte man sicher auch den Vorgänger "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" vergessen machen, über den die Meinungen stark auseinandergingen. Doch schon dank der Rückkehr Connerys konnte nicht viel schiefgehen.

Im wohl fetzigsten und besten teaser seit langem serviert Bond Blofeld scheinbar endgültig ab. Damit bezweckte man sicherlich, die Tatsache, dass Blofeld einmal mehr Bonds Gegner wird, in der Haupthandlung möglichst lange geheimhalten zu können, was durchaus funktioniert. Im Folgenden unterwandert Bond nun also den Schmugglerring, womit er in Amsterdam beginnt. Wie die meisten Vorgänger, präsentieren sich die ersten Handlungsschritte als sehr kurzweilig. Mehrere Gags flogen in der deutschen Version zwar raus (weil Connery auch im Original manchmal "Deutsch" radebrecht), dennoch fällt schnell auf, dass durchgehend ein sehr selbstironischer, sexistischer, manchmal makabrer Humor die Handlung beherrscht. Das versieht auch die im Vergleich zu den Vorgängern etwas härtere Action mit einem gewissen Pfiff. Schnell wird Bond die gute Miss Case an die Seite gestellt, bei der man erstmals in der Reihe (abgesehen von Ursula Andress) mit Jill St.John eine echte Sexbombe präsentiert. Durchgehend legt der Film ein gutes Tempo vor und täuscht so über die sich nun etwas verkomplizierende Handlung hinweg.
Die wird nämlich spätestens mit der Ankunft in Amerika etwas undurchsichtig. Zu viele Mitwisser und Zwischenstationen gibt es im Schmugglerring, dazu versuchen auch noch zwei weitere Typen neben Bond den Ring zu unterwandern. Die zwei Gesellen, Mr. Wynt und Mr.Kidd, verdienen natürlich eine genauere Betrachtung. Das schwule Pärchen gibt dem Film ein sehr originelles Element, wenngleich ihre Homosexualität eher veralbert wird. Es kommt aber nie besonders klar heraus, dass sie eigentlich in Blofelds Auftrag handeln, sodass ihr Handeln teilweise verwirrt. Weniger verwirrend sind da schon die Actionsequenzen, die zwar überwiegend unspektakulär, aber spannend sind und gut im Film verteilt werden. Diesmal liegt das Hauptaugenmerk auf Autoverfolgungen, die sehr temporeich und originell rüberkommen.
Bonds Ausflug bis dahin hatte viel von den allerersten Ausgaben, eine bodenständige, realistische Ermittlungsarbeit, die mit viel trockenem Humor aufgelockert wurde. Ab der atemberaubenden Hochhausbesteigung verabschiedet sich der Film von dieser Ernsthaftigkeit und konfrontiert Bond mit Dauergegner Blofeld, der diesmal gleich zweimal auftritt. Die Doppelgängernummer führt den Film nun auf ein leicht trashiges Fahrwasser, der Eindruck verstärkt sich mit den armseligen Weltraumszenen, die ähnlich wie in "Man lebt nur zweimal" etwas lächerlich wirken (über die Anschläge durch den Satelliten-Laser breite ich lieber einen Mantel des Schweigens...). Der sächselnde Professor, das "Döschen im Höschen", Bambi&Klopfer und Bonds immer wilder werdende Sprüche machen den ohnehin (unterschwellig) witzigen Film gegen Ende fast schon zu einer Parodie. Der Schlusskampf auf der Bohrinsel verläuft ähnlich unspektakulär wie im Vorgänger, die Effekte sind eher zum Gähnen, und dass Blofeld auch diesmal nicht stirbt, verärgert allmählich sogar. Klasse dagegen die Schlusseinlage mit den beiden Schwulen, die die inoffiziellen Superschurken des Films geben und für das vorhergehende einfallslose Geballer entschädigen.

Connery ist als Bond natürlich brillianter denn je und zeigt, wie schwach Lazenby im Vorgänger wirklich war. Jill St. John´s Rolle der Tiffany verkommt im Laufe des Films von einer toughen Ganovin zum reinen sidekick Bonds. Die beiden Schwulis und Blofeld geben deutlich bessere Schurken ab als die in den letzten drei Filmen. Bemängeln muss man erstmals die deutsche Fassung. Die Stimmauswahl ist nicht gerade berauschend (z.B. der sächselnde Professor), und an einigen Stellen versuchte man den ohnehin witzigen Film noch etwas zu "veredeln", indem man Bond überflüssige Kommentare aus dem Off nuscheln lässt (z.B. bei Bambi und Klopfer). Das hätte man sich wirklich sparen können.

"Diamantenfieber" schließt beinahe lückenlos an Connerys vorherige Bond-Filme an und bietet damit gewohnt gute Kost ohne große Überraschungen. Die vielen Gags und Sprüche geben dem Film eine eigene Note, wenngleich der Film mit fortschreitender Dauer immer abgedrehter wirkt. Schade nur, dass die Actionsequenzen nicht gerade perfekt sind, und die Handlung mitunter etwas verwirrend ist. Das sind aber nur Randerscheinungen eines wirklich guten Films, der ein mehr als würdiger Abschluss für Connery als James Bond 007 ist.

8,5/10

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