Review

1955 drehte Charles Laughton seinen einzigen Spielfilm, ein nachtdunkles Drama, das von zwei Kindern handelt, die von einem dämonischen Wanderprediger verfolgt werden.
"Night of the Hunter" ist dabei viel mehr als ein Thriller. Er ist ein Märchen, Horror- und Kunstfilm sowie zeitgeschichtliches Sozialdrama in einem.
Dass der Film auf so vielen Ebenen gleichzeitig funktioniert, ist dem Genie seines Regisseurs zu verdanken, der hier eine außergewöhnliche Atmosphäre kreiert hat. Viele Szenen sind in ihrer Symbolkraft einfach atemberaubend. Die tote Mutter im See, die dort angestrahlt wie im Traum schwebt. Eine andere Sequenz ist die Szene am Fluss, die in der Filmgeschichte an Magie und Atmosphäre einzigartig ist. Wie sich hier Musik, märchenhafte, zum Teil bewusst künstlich wirkende Naturbilder (z. B. Spinnennetze und Frösche) und Eindrücke des ländlichen Amerikas der 20er/30er Jahre zusammenfügen, ist so phänomenal gemacht, dass man sie nie wieder vergisst.  Wer bei Youtube "Night of the Hunter - River Boat Scene" eingibt, kann sich hier einen Eindruck davon machen.
Beeindruckend sind auch die Sequenzen bei der Pflegemutter, die sich der Kinder annimmt und die auch hier wieder ein sehr stimmiges Bild jener Zeit vermitteln.
Auch auf der schauspielerischen Ebene funktioniert "Night..." sehr gut. Robert Mitchum spielt den falschen Prediger beängstigend gut. Als die Kinder ihm in der schon erwähnten Fluss-Szene knapp entkommen, bebt sein Gesicht vor Zorn und ein erst unterdrückter Schrei wird immer lauter und verhallt dann in der Nacht über dem Fluss. Auch seine Erklärung für die Tätowierungen auf seinen Fingerknöcheln (Hate und Love) zeigt, wie mühsam er seine wahren Gefühle unterdrückt. Seine stets in dunklen Anzügen gekleidete Gestalt ist die Personifizierung des schwarzen Mannes schlechthin. Als die Kinder während der Flucht in einer Scheune übernachten, werden sie plötzlich von wildem Hundegebell und seiner singenden Stimme geweckt. Als kurz darauf die Silhouette des Predigers am linken Bildrand im Panorama der offenen Scheune erscheint (wieder eine absolut grandiose Einstellung), fragt sich der Junge zurecht, ob er denn nie wie die anderen Menschen schlafe.
Am Ende ist man dann froh, dass die Geschichte auch ein glückliches Ende nimmt - ganz wie in den meisten Märchen - und der falsche Prediger einer gerechten Strafe zugeführt wird.
Ein Meisterwerk von einem Film, den ich in regelmäßigen Abständen immer wieder gern sehe und der aufgrund seiner tollen Geschichte und der nie dagewesenen Bilder auch nicht an Faszination einbüßen wird.
Den Film gibt es auf DVD in seiner ungekürzten Fassung (die nicht nachzuvollziehende und übertriebene FSK 18-Einstufung ist ohne Schnitte auf FSK 12 korrigiert worden) und ist uneingeschränkt zu empfehlen!

10 von 10 Wertungspunkten!

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