Timothy Daltons zweites Leinwandabenteuer als Geheimagent war auch gleichzeitig nach "Der Hauch des Todes" sein letzter Auftritt im Dienste ihrer Majestät. Das Experiment, nach Moore wieder einen ernsteren Ton anzuschlagen und mit Konventionen zu brechen, kam beim Publikum nicht sonderlich gut an. Dabei kommt diese Interpretation Ian Flemings Romanvorlage sogar recht nah.
Dalton agiert nicht als Charmebolzen oder eleganter Gentleman. Sein Bond ist ein ernster, seinem Plan verschriebener Mann, der sich in "Lizenz zum Töten" auf dünnem Eis bewegt. So hängt er den Job beim Secret Service an den Nagel, um nach dem Anschlag auf zwei Freunde einen persönlichen Rachefeldzug gegen Drogenbaron Sanchez durchzuziehen - passend besetzt und schön widerlich: Robert Davi. Diesem zur Seite steht ein Benicio Del Toro am Anfang seiner Karriere und die austauschbare Talisa Soto; Carey Lowell hinterlässt hier als Pam Bouvier den besseren Eindruck.
Der humorvollste Bondfilm ist "Lizenz zum Töten" sicherlich nicht und es geht ungewohnt hart zur Sache - inklusive einer Handvoll Splatter. Der Entstehungszeit geschuldet schlagen die 80er voll zu. Das gilt für den annehmbaren Titelsong, aber ebenso für die teils gruselige Garderobe der beteiligten Figuren. Auch fallen einige (wenige) unscharfe Einstellungen auf und Maurice Binder, der seit Beginn der Reihe fast alle Titelsequenzen gestaltet hat, lieferte hier mit den fadesten Vorspann der Serie ab.
Die Action ist gut verteilt und gerade der feurige Showdown fetzt ordentlich. Und trotz seines inoffiziellen Handelns wird Bond von Q, der hier angenehm viel Screentime hat, mit diversen Spielzeugen ausgestattet. Die Drehorte Florida und Mexiko erstrahlen in kräftigen Farben, der Soundtrack erfüllt seinen Zweck anstandslos, doch auch ohne auffallende Glanzlichter.
Leider blieb ihm ein (im Vergleich zu den anderen Teilen) finanzieller Erfolg verwehrt und es dauerte ganze sechs Jahre, bis ein Nachfolger erschien. "Lizenz zum Töten" ist ein in positiver Hinsicht bemerkenswerter Beitrag zur Reihe, wagt er doch eine überfällige Variation der bekannten Themen und ist einfach ein anständiger Reißer im 007-Gewand.