Nachdem James Bond aktuell mit „Casino Royale“ in vieler Munde ist und auch recht erfolgreich zu sein scheint, lohnt sich auch mal wieder ein Blick in die filmische Vergangenheit des 007.
Auch wenn man kein großer Bond-Fan ist, konnte man im Laufe der Zeit feststellen, daß seit „Dr. No“ alle zwei, maximal drei Jahre ein neues Abenteuer des britischen Geheimagenten das Licht der Leinwände erblickt hat. Bis zur Veröffentlichung von „Lizenz zum Töten“! Danach war sechs Jahre Sendepause und manch einer dachte schon Bond hätte endgültig ausgedient.Wenn man nur diesen Fakt betrachtet, dann kann man zu dem Schluß kommen, daß „Lizenz zum Töten“ der bisher schlechteste bzw. finanziell am wenigsten erfolgreiche Film der Reihe sein muß. Oder was sonst könnte die Macher dazu bewogen haben ihren Goldesel danach erstmal eine Runde aussetzen zu lassen? Lag es allein an diesem speziellen Film?
Fangen wir bei der Handlung an: Bond (Timothy Dalton) weilt in Florida um der Hochzeit seines alten Freundes Felix Leiter beizuwohnen. Kurz vor der Trauung machen er und Leiter aber noch einen seit langem gesuchten Drogenbaron (Robert Davi) dingfest. Mit Hilfe eines korrupten Polizisten entkommt dieser allerdings fast sofort wieder und rächt sich an Leiter, indem er seine Frau umbringen lässt und Leiter selbst einem Hai zum Frühstück serviert. Nun sinnt Bond auf Rache und scheut auch nicht davor zurück seine Lizenz zum Töten abzugeben um seinem Ziel näher zu kommen.
Die Handlung hört sich für Bond-Verhältnisse geradezu erfrischend anders an. Wie gesagt, für Bond-Verhältnisse! Eigentlich ist die ganze Rächerstory so alt wie die Menschheit, aber ich persönlich bin diese ewig gleichen, aus den immer gleichen Versatzstücken bestehenden, schon fast drögen OO7-Filme einfach leid und daher für fast jede Art der Abwechslung zu den unzähligen Vorgängern mehr als dankbar.
Und in diesem Sinne wurde auch etwas an Bonds Gegenspieler gefeilt. Endlich mal kein gigantomanisch-veranlagter, mindestens die Weltherrschaft anstrebender, durchgeknallter Spinner, keine Lachnummern wie der russische General und der US-Waffenhändler aus dem vorherigen Film, sondern ein eiskalter, brutaler Drogenschieber, der übrigens von Robert Davi überzeugend gespielt wird.
Das wären dann auch die beiden handlungstechnischen Pluspunkte dieses Streifens, der Rest ist sozusagen „Same Same“, will sagen dasselbe unausgegorene Drehbuch-Flickwerk welches nach „Goldfinger“ in fast jedem Bond-Film zum Einsatz kam.
Man muß sich die Bond-Drehbücher wie verschiedene Puzzles vorstellen, bei denen jeweils ein großer Teil aus den immer gleichen Teilen besteht. Einige neue Teile kommen dann bei jedem einzelnen Drehbuch/Puzzle dazu, passen aber nicht immer an die wenigen freien Stellen im Gesamtpuzzle. In solchen Fällen holt dann der Autor den Hammer raus und drischt solange auf das unpassende Teil ein, bis es schließlich doch irgendwie passt. Genau das passiert in Sachen Bond schon seit Ewigkeiten, mal mehr und mal weniger auffällig. Hier gibt es natürlich auch solche unpassenden Teile, die ins größtenteils vorgegebene Drehbuch eingepasst wurden, wie z.B. die Sache mit Leiter.
ACHTUNG SPOILER!!
Zuerst dringen die Gangster in dessen Haus ein, nehmen ihn mit und lassen ihm von dem Hai das Bein abbeissen. Danach bringen sie ihn wieder zurück in sein Haus, wo Bond ihn lebend und seine Frau tot auffindet. Sorry, aber der Mann müsste in dem Fall sogar zweimal verblutet sein! Und am Ende sitzt der gute Felix, dann quietschvergnügt in seinem Krankenhaus-bettchen, als wäre der Tod seiner Frau und der Verlust seines Beines nie passiert. Hier zeigt sich die ganze Misere recht deutlich. Leiter ist eben eine wiederkehrende Figur und die darf nun mal nicht so einfach den Löffel angeben, genauso wie z. B. Q oder M.
James Bond ist eigentlich ein Filmcharakter, der schon seit Ewigkeiten quasi am offenen Herzen operiert wird. Statt dem Patienten endlich ein neues Herz zu geben wird alle paar Jahre irgendwie an der alten Pumpe herumgedoktert ohne dem Patienten damit ernsthaft zu helfen. Hauptsache das Herz schlägt und spült ordentlich Kohle in die Kassen der Broccolis.Bond tritt seit Goldfinger eigentlich auf der Stelle. Seitdem haben mehr Darsteller dem Agenten ihr Gesicht geliehen, als es vernünftige Neuerungen oder Entwicklungen im Bond-Universum à la Broccoli gab.
In diesem Sinne ist man schon für die wenigen Neuerungen in dieser Bond-Ausgabe dankbar und sieht über die üblichen Problemzonen wie Darsteller und Technik großzügig hinweg.
Fazit: Leider wieder nur ein halbherziger Versuch die lange schon überfällige Rundumerneuerung des britischen Agenten durchzuführen. Wieder kein Meilenstein, aber wenigstens ordentliche Unterhaltung.