"Licence to kill" war der erste Bond-Film, für den es keine Vorlage von Ian Fleming mehr gab, obwohl auch viele der vorangegangenen Filme inhaltlich kaum etwas mit den entsprechenden Romanen gemein hatten. Mehr noch, Bond arbeitete hier erstmals nicht im Auftrag des Secret Service, sondern auf eigene Rechnung, um sich an einem südamerikanischen Drogenboss für die Verstümmelung seines Freundes Felix Leiter und die Ermordung seiner Frau zu rächen (allerdings erfolgt dieser Rachefeldzug offensichtlich mit der stillschweigenden Billigung von M).
Timothy Dalton bekam dadurch die Gelegenheit, sich von seiner harten Seite zu zeigen - und brutale Gewalt regiert auch im Drogenimperium des Franz Sanchez, der nicht nur seine unbotmäßige Geliebte auspeitscht, sondern einem Rivalen um deren Gunst schon einmal bei lebendigem Leibe das Herz herausreißen lässt. Bond gelingt es, sich als Killer auszugeben und das Syndikat zu infiltrieren, in dem sich eine ganze Anzahl von eher unspektakulären, aber dafür umso glaubwürdigeren Handlangern tummelt: so zum Beispiel der kriecherische Drogenschmuggler Milton Krest, der wahnsinnige Ex-Contra Dario, der Söldnerführer Ed Killifer, der Pseudo-Guru Joe Butcher und der yuppiehafte Anlageberater Truman Lodge. Von Bond auf perfide Weise gegen seine eigenen Kumpane aufgehetzt, bringt Sanchez die meisten seiner ehemaligen Weggefährten nacheinander um, ehe er schließlich in einem feurigen Showdown gegen Bond auch selbst den kürzeren zieht.
Robert Davi als Franz Sanchez ist zwar kein verhinderter Welteroberer, aber als Drogenboss absolut glaubwürdig. Bei den Frauen bleibt Bond bis zum Schluss zwischen der früheren CIA-Agentin Pam Bouvier und Sanchez' Lebensgefährtin Lupe Lamora hin-und hergerissen, ehe er sich schließlich erwartungsgemäß für die Amerikanerin entscheidet (Lupe darf sich dafür mit dem korrupten Staatschef der fiktiven Bananenrepublik trösten). Trotz des Fehlens besonders außergewöhnlicher Wunderwaffen (die Detonationspaste und die Signaturwaffe, die Q mitbringt, fallen ja eher in den Bereich des üblicherweise machbaren) zeigt sich Bond actionmäßig von seiner besten Seite: so gelingt es ihm, ohne Skier über das Wasser laufend ein startendes Wasserflugzeug einzuholen und zu kapern, und am Ende mischt er mutterseelenallein und in echter Indiana-Jones-Manier einen Konvoi von vier Tanklastzügen und etlichen Begleitfahrzeugen auf. Eine der besten Szenen ist übrigens diejenige, in der Milton Krest Sanchez wahrheitsgemäß berichtet, wie Bond ihn um die Drogenladung und den von den Empfängern entrichteten Kaufpreis erleichtert hat, jedoch von seinem Chef wegen der Unglaubwürdigkeit der ganzen Geschichte für einen Verräter gehalten wird.
Insgesamt eines der härteren, weniger abgehobenen Bond-Abenteuer, das dem Zuschauer den Abschied von Timothy Dalton nach nur zwei Auftritten nicht leichter werden ließ - zumal sich an diesen Film die längste Pause der Bond-Geschichte anschließen sollte.