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„Lizenz zum Töten“ ist die einzige Variation der bekannten Bondformel mit überzeugendem Ergebnis und zudem einer der besten Filme der Reihe.
Schon der Auftakt ist so eng mit dem eigentlichen Plot verknüpft wie sonst selten bei der Reihe: James Bond (Timothy Dalton) und sein Freund Felix Leiter (David Hedison), CIA-Agent, wollen an sich zu Felix’ Hochzeit, doch bekommen Nachricht, dass der Drogenboss Franz Sanchez (Robert Davi) in der Gegend gesehen wurde. Als wird der in einer spektakulären Aktion verhaftet, die vielleicht nicht ganz mit anderen Bondopenern mithalten kann, aber nette Stunts bietet, ehe Bond und Bräutigam via Fallschirm zur Hochzeit kommen (nette Idee, wenn die Brautjungfern auch die Fallschirme wie Schleppen nehmen).
Doch Sanchez hat seine Leute überall, zahlt reichlich Bestechungsgelder und ist ruckzuck wieder auf freiem Fuße. In seiner Ehre gekränkt heißt es erstmal Rache nehmen: Felix’ Frau wird ermordet, der CIA-Agent selbst einem Hai vorgeworfen, der ihn schwer verletzt. Als Sanchez sich absetzt. Da ihm legal nicht beizukommen ist, will Bond ihm privat nachsetzen – Krach mit M (Robert Brown) und Verlust der Lizenz zum Töten sind die Folge. Das sind ganz neue Wege: Bond mal im Alleingang ohne zig Verbündete und Unmengen von Equipment, auch wenn sich gegen Ende beides in geringer Zahl einfindet.

Also heftet sich Bond an die Fersen des Drogenbarons, der gerade neue Geschäftspartner zwecks Expansion aufgetan hat. Zwar ist dem stark gesicherten Sanchez schwer beizukommen, doch Bond macht sich langsam daran an ihn heranzukommen…
„Lizenz zum Töten“ ist ein erfrischend anderer Bondfilm, der gerade dadurch unterhält. Ein kleines Häufchen Puristen mag ja jetzt nach der x-ten Geheimbasis im Vulkan oder achso originellen Motiven wie der Weltherrschaft schreien, doch es ist schön, dass in diesem Bondfilm sowohl Held als auch Fiesling down to earth sind. Sanchez hat keine größeren Ambitionen, sondern will nur sein Imperium sichern, ähnlich wie z.B. Ramon Cota in „Delta Force 2“. Sanchez ist mit seiner skrupellosen Art ist einer der stärksten Fieslinge der Reihe, der eiskalt mordet, aber gleichzeitig nicht so unvorsichtig wie andere Bösewichte vorgeht.

Zwar geht die Story eher in Richtung von „The Punisher“ oder Seagalfilm, doch trotzdem ist „Lizenz zum Töten“ nicht allzu simpel. Stattdessen muss Bond alles Geschick aufbieten, die Fieslinge teilweise gegeneinander ausspielen und auch die übliche Tarnung als reicher Geschäftsmann darf nicht fehlen. Zwar gibt es komplexere Bonds, doch ein paar nette Wendungen hat die Story schon und Langeweile kommt zu keiner Sekunde auf.
Ebenfalls sehr gelungen ist die Gratwanderung zwischen traditionellen Elementen und Neuerungen. So dürfen Casinobesuch und Wodka Martini natürlich nicht fehlen und Bond ist auch auf Rachefeldzug noch etwas eleganter als andere Vertreter des 80er Jahre Actionfilms. Dafür haben wir mit Pam Bouvier (Carey Lowell) ein Bondgirl, das mal besser bewaffnet und besser ausgerüstet als Bond daherkommt und alles andere als wehrlos ist. Auch die darf prügeln, schießen und Flugzeuge fliegen – wenngleich sie James natürlich trotzdem verfällt. Girl Nummero zwo ist da schon klassischer: Lupe Lamora (Talisa Soto), Sanchez’ unfreiwillige Freundin. Da muss James sie nicht lange zwecks Hilfeleistung überreden und hat dann noch eine etwas damenhaftere Frau an seiner Seite, in Ergänzung zu Pam.

Auch im Bereich Action ist „Lizenz zum Töten“ etwas bodenständiger als andere Bonds, sodass er etwas spektakulärer sein könnte, doch fetzig ist die Action schon. Bond hat hier einige Schießereien und Nahkämpfe zu überstehen, die auch mit erfrischender Härte inszeniert (z.B. wenn ein Wachmann in ein Becken mit Zitteraalen geworfen wird). Die Stunts sind auch toll (u.a. fällt ein brennender Jeep in eine Schlucht und verfehlt nur haarscharf ein Flugzeug), wobei vor allem das Finale noch mal richtig aufdreht: Hier wird eine LKW-Jagd mit reichlich Blechschaden und Pyrotechnik geboten, in deren Verlauf Bond Sanchez und seine Anhänger nach und nach ausschaltet.
Timothy Dalton lässt hier den härteren Agenten raushängen, doch sein vorheriger Auftritt in „Der Hauch des Todes“ hatte zugegeben etwas mehr Bondcharme. Gut spielt er aber trotzdem, ebenso wie Carey Lowell und Talisa Soto als weibliche Unterstützung. Wahres Highlight ist jedoch Robert Davi als Fiesling. Außerdem hat Desmond Llewelyn als Q hier mal mehr zu tun als Gadgets zu präsentieren, während David Hedison als Felix Leiter eher wenig Screentime bekommt. In frühen Rollen mischen zudem noch Everett McGill, Benicio del Toro und Cary-Hiroyuki Tagawa als Nebendarsteller mit.

So bleibt unterm Strich ein ungewöhnlicher, aber erfrischend realistischer Bondstreifen mit geradliniger Handlung und coolen Actionszenen. Gerade wegen seiner Ausnahmestellung einer der besten Bondfilme, wenngleich die Action stellenweise spektakulärer sein könnte.

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