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Das Actionkino der 80er Jahre ließ auch die James Bond-Filme nicht unberührt, weshalb Timothy Dalton (American Outlaws) in seinem zweiten und letzten 007-Einsatz eher auf den Spuren des Punishers, Rambos und anderen Konsorten wandelt als auf denen von Sean Connery oder Roger Moore. Ohnehin ist Daltons Bond-Performance eine ganze Ecke härter als der lustige Bond, den man vorher mehr als ein ganzes Jahrzehnt von Moore gewohnt war.

Mit seinem alten Freund Felix Leiter (David Hedison) bringt James Bond (Timothy Dalton) Drogenbaron Sanchez (Robert Davi) hinter Gitter. Kurz darauf flüchtet der aus der Gefangenschaft und rächt sich an Leiter. Sanchez lässt dessen Frau töten und ihn den Haien zum Fraß vorwerfen, was Leiter schwer verletzt überlebt. Jetzt ist Bond nicht mehr zu halten und will Sanchez zur Strecke bringen. Obwohl der MI-6 ihm die Lizenz zum Töten entzieht, geht 007 auf eigene Faust weiter vor...

Zugegeben... Timothy Dalton mag nicht unbedingt der beste 007-Darsteller sein. Doch schafft er es der Figur des Top-Agenten die nötige Charatertiefe zu verpassen, womit James Bond hier menschlicher wirkt als in seinen üblichen Missionen. Robert Davi (Der City Hai) verkörpert als Drogenbaron einen der wohl realistischsten Bond-Gegner, die es je gegeben hat. Während die vorherigen Schurken stets den utopischen Traum der Weltherrschaft hatten, ist Sanchez lediglich auf das große Geld durch Drogenhandel aus. Carey Lowell (Wilde Kreaturen) geht als Bond-Girl in Ordnung und auch Talisa Soto (Mortal Kombat) macht einen zufriedenstellenden Job. Natürlich darf auch Desmond Llewelyn (Golden Lady) als Gimmick-Erfinder Q nicht fehlen, der hier auch etwas mehr Spielraum erhält als sonst. In Nebenrollen sind noch Everett McGill (Alarmstufe: Rot 2), Cary-Hiroyuki-Tagawa (Art of War) und Benicio Del Toro (Sin City) in seiner ersten großen Kino-Rolle zu sehen.

"007 - Lizenz zum Töten" ragt durch seine Handlung sowie Daltons Bond-Verkörperung aus den anderen Streifen der Reihe heraus. Denn die Handlung um Bonds Rachefeldzug gegen einen Drogenbaron stellt eine erfrischende Abwechslung zum üblichen Ablauf eines typischen 007-Abenteuers da. Warum viele ihn so schlecht finden, kann ich nicht wirklich verstehen. Vermutlich wollen die meisten Leute den stets charmanten und niveauvollen 007-Agenten sehen, der gegen einen Finsterling vorgeht, der (mal wieder) die Welt vernichten bzw. beherrschen will. Doch eben nicht so in diesem 16. Bond-Film, der klar ein Kind der 80er Jahre ist, was man vor allem an der Action sehen kann. Bond darf trotz Fehlen seiner Killerlizenz ein wenig härter und kompromissloser ans Werk gehen, wobei er aber auch seine grauen Zellen benutzt und Sanchez' Organisation unterwandern will. Was den Gebrauch der Projektilwaffen angeht, so begnügt sich Bond hier trotz der actionorientierten Stoy noch mit seinem kleinen Locher aus dem Hause Walther, während das später u.a. bei "007 - Der Morgen stirbt nie" schon ganz anders aussieht. Natürlich dürfen bei einem Action-Bond auch die eine oder andere Explosion nicht fehlen und vor allem im Showdown zieht Regisseur John Glen (007 - Octopusy) nochmal alle Register der Pyrotechnik, was ein Fest für die Augen des Actionfreunds ist. Dennoch enttäuscht das Finale bis auf die großartigen Tanklastwagen-Explosionen und Sanchez' Performance als wandelnde Fackel etwas. Da hier mehr auf harte Revenge-Action gesetzt wird, bleibt somit der Humor ein wenig auf der Strecke, was aber halb so schlimm ist. Auf der Strecke bleiben tut trotz zwei toller Bond-Girls auch ein bisschen die Erotik, da irgendwie das erotische Knistern zwischen ihnen und Bond fehlt. Dafür kann "007 - Lizenz zum Töten" aber bezüglich der Spannung punkten, da diese Mission Bonds eben nicht nach dem herkömmlichen Muster verläuft, sondern neue Wege einschlägt.

Mögen Connery und Brosnan klar die besseren und niveauvolleren Doppelnull-Agenten sein, so machen die harte Gangart und das realistische Feindbild des letzten Einsatzes von Dalton diesen Bond zu einer kleinen Ausnahme in dem 007-Universum. Vor allem schauspielerisch kann Dalton hier etwas mehr rausholen als das normale Standartprogramm. Mir hat es jedenfalls gefallen.

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