Ein französicher Slasher bekommt in den USA ungekürzt das NC17-Rating? Da kann ja nur der Hype des diesjährigen Fantasyfilmfests gemeint sein. Und so gab es schon viele Vorschußlorbeeren & einige ganz Schnelle hielten sich auch nicht mit Lobeshymnen zurück. Nur was ist von alledem zu halten - sehr viel.
Alexandre Ajas Debüt bringt dabei nicht einmal allzu viel Neues. Erzählt wird die Geschichte zweier Freundinnen, Alex und Marie, die zwecks Studium trockenen Lernstoffes ins abseits gelegene Haus Alex' Eltern einziehen. Um ihnen nur Felder und ab und zu fährt ein Zug vorbei. Doch schon in der Ankunftnacht klopft ein stoischer Hinterwäldler an die Tür und metzelt schon im nächsten Moment die gesamte Familie nieder & entführt die Tochter des Hauses. Die insgeheim in Alex verliebte Marie kann allerdings ihre Anwesenheit verbergen & folgt der Gefesselten in den rostigen Lieferwagen, um ihr die Flucht zu ermöglichen. Daß das gar nicht so einfach ist & der Killer dabei auch noch irgendetwas Übernatürlich-boshaftes hat, macht die Sache für Marie wirklich nicht leichter.
Und so fängt einer der beeindruckendsten Horrorfilme der letzten Zeit an sich mit brachialer Gewalt mitten ins Zentrum des Gehirns des Zuschauers zu hämmern. Es sind wenige Morde, aber diese sind überaus brutal & sadistisch. Man mag zwar bei den italienischen Urvätern des Genres teilweise weitaus mehr gesehen haben, wo Aja auch bei den härtesten Details einmal abblendet & alles der Verstellung des Betrachters überlässt, aber das, was Aja uns zeigt ist äusserst verstörend & für den 08/15-Zuschauer sicherlich in keinster Weise zu ertragen (welches die FSK sicherlich nachvollziehen kann). Die knapp 90minütige Tour de Force lässt uns keine Sekunde verschnaufen, da jederzeit das Böse wieder zuschlagen kann. Das Spiel mit Licht & viel Schatten, die stimmige Musik- & Geräuschuntermalung, die unverbrauchte düstere Umgebung & das recht gute Spiel der Darsteller lässt einem ein ungutes Gefühl im Magen.
Daß das Ende so oder so ähnlich schon einmal im ein oder anderen Beitrag des Genres vorkam, mag den ein oder Rezensenten zwar verärgern, da dadurch durchaus eine Latte an Logikfehlern entstehen kann, aber immerhin ergibt sich daraus am Ende noch eine völlig andere Situation als bei vielen andren Filmen dieser Art. Mit gutem Willen ist das Alles noch zu verzeihen. Die doch recht starken Hinweise am Anfang, verbargen sich mir glücklicherweise durch fehlende Französischkenntnisse & einen untertitelverdeckenden Vordermann. Wer sich also tatsächlich den Film über noch Gedanken über den Zusammenhang machen kann & sich ein wenig mehr Unterhaltung gönnen will, sollte erst einige Minuten nach Beginn einsteigen & ab dann den Rest auf sich wirken lassen.