Review

Hight Tension gehört ganz klar zu den besseren Schnätzelfilmen, die die letzten Jahre hervorgebracht haben.

Die Freundinnen Alex und Marie wollen die Ferien nutzen, um sich intensiv auf ihr Examen vorzubereiten. Um nicht allzu abgelenkt zu sein beschließt man, zu Alex' Familie zu fahren, die in einem sehr abgelegenen Landhaus wohnt. Fernab von Verlockungen wie Partys oder anderem Krimskrams lernt es sich eben am besten. Leider kommen die beiden Freundinnen jedoch gar nicht erst dazu. Denn bereits in der ersten Nacht, quasi direkt nach der Ankunft, klingelt ein fetter schmieriger Typ am Haus und tötet mal eben so, mir nichts dir nichts, die komplette Familie von Alex, packt diese in seinen Lieferwagen und düst davon. Marie konnte sich verstecken und ist dem Massaker so entgangen und nun natürlich drauf und dran, ihre beste Freundin aus den Fängen des Fettsacks zu befreien.

Schon beim Anfang gelingt dem Film ein schöner Spagat zwischen "ruhig und langsam anfangen" aber gleichzeitig dennoch "relativ schnell zur Sache kommen". Das Timing passt einfach sehr gut. Die Protagonisten werden ausführlich, aber nicht ausufernd vorgestellt, man bekommt die Ausgangssituation präsentiert und nach ein wenig weiblicher Masturbation geht es dann auch schon los.

Ja, es geht los und hört auch bis kurz vor dem Ende nicht wieder auf. High Tension - Hohe Spannung, das ist hier größtenteils wirklich gegeben. Die Szenen, in denen sich Marie wieder und wieder vor dem Killer versteckt sind wirklich gut gemacht und nicht vorhersehbar. Findet er sie nun oder nicht? Auch die Morde sind sehr intensiv und brutal inszeniert. Wirken dabei jedoch Gott sei Dank nicht künstlich oder überzogen. Hier wollte man nicht übermäßig schocken oder anecken, sondern war einfach nur darauf bedacht, der Filmatmosphäre keinen Abbruch zu tun. Besagte Atmosphäre ist erdrückend, unbehaglich und ganz leicht verstörend. Die Morde fügen sich hier sehr gut ein und vermitteln ein ähnliches Gefühl. Man hat hier wirklich das Gefühl, dass Leben beendet wird. Einzig und allein der kleine Bruder ist meiner Meinung nach zu gut weggekommen. Ich weiß, ich weiß, es ist doch nur ein Kind und es klingt irgendwie bestialisch und unmenschlich wenn man sagt, dass man Kinder in Filmen sterben sehen will, aber mir geht es hier um Konsequenz. Sämtliche Morde wirken rau und gnadenlos, lediglich das Ableben des kleinen Toms hat mich merken lassen, dass ich doch nur einen Film sehe, der, wie alle anderen auch, einem scheinbar ungeschriebenen Film-Gesetz unterliegt.

Aber ich will mich nicht künstlich daran auhängen, denn der Film ist wirklich klasse. Er erinnert in seiner Machart an Klassiker aus den 70- und 80gern. Das alte Landhaus, der alte Lieferwagen sowie die ländliche Umgebung an sich versprühen einen nostalgischen Charme, der der wie gesagt ohnehin sehr dichten Atmosphäre nochmal sehr zu gute kommt.

Absolut hervorzuheben ist übrigens die Soundkulisse. Ruhige Passagen werden stellenweise von Störgeräuschen (wie z.B. ein rauschender Fernseher oder ein Radio ohne Empfang) unterbrochen und die ausgewählten Lieder, allen voran das Hauptthema, strahlen eine perfekte Mischung aus Melancholie und Verzweiflung aus. Wirklich klasse!

Also ein echt dufter Film, der sehr spannend ist, einen angemessenen Grad an Brutalität aufweist und durch brilliante musikalische Untermalung nochmals an Dichte gewinnt.

Allein das Ende ist es, das es mir leider unmöglich macht, die volle Punktzahl zu vergeben. Denn der Schluss wirkt völlig deplatziert und an den Haaren herbeigezogen. Vor allem, wenn man den Film ein weiteres Mal ansieht und "bescheid weiß", wirken unzählige Stellen absolut unlogisch und einfach bescheuert. Die lassen sich vielleicht auf Biegen und Brechen doch noch irgendwie erklären, wirken aber selbst dann einfach zu unglaubwürdig.

Ich sag mal so: Man hätte es einfach halten sollen und nicht versuchen, durch so einen Schnickschnack eine Überraschung einzubauen. Das ging meiner Meinung nach nämlich volle Kanne nach hinten los.

Ansonsten ein spannender und toller Film! 08/10

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