Gestern war es so weit ... kurz nach Mitternacht, konnte ich mir die österreichische Fassung dieses vielumschriebenen Titels aus den gallischen Reihen zu Gemüte führen und war gespannt, was dieser mir an graphischer Gewalt bieten könne ...
Da man bereits Vieles über dieses teils in den siebten Himmel gelobte Werk gehört und gelesen hatte, war die Vorfreude besonders groß, machte mir aber nach dem visuellen Konsum einen Strich durch die Rechnung, da ich mir die Offerenz der Gore-Szenen durch den Einfluss einer Schar von Filmverrückten eine Ebene zu hoch angesiedelt habe. Nein, nein, mal ganz im Ernst ... der Film hat schon 'was. Er ist äußerst mitreißend, verleitet zum Nachdenken und ist mit grandioser Musik untermalt, die ihn in dieser Kombination zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.
Freilich liegen die graphischen Effekte in der Minorität, jedoch sind sie adäquat in der Abfolge impliziert, in ihrer Wirkung brisant und ganz und gar treffsicher. Man denke da nur an die Sequenz mit der Kommode ... brachial!!! Gorehounds kann ich den Film nur stellenweise empfehlen - Es werden eher Freunde desTerrorkinos angesprochen. Denn es muss nämlich nicht immer sein, dass man das gesamte Zelluloid mit "braindeadartigen" Exorbitanzen zuschüttet, damit ein Film funktioniert - Das wissen wir seit Hoopers THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE (1974).
Die Laufzeit von HIGH TENSION ist mit 87min. (Uncut-Fassung!) für jedermann lakonisch und ertragbar. Seltene Gesprächsführung und die subtile Sounduntermalung machen den Rest aus - Eine filmische Odyssee, welche die geflissentliche Narration eines Hardcore-Terrorfilms in wahrlich grandioser Umsetzung darstellt. Die Schockmomente hätten fühlbarer in ihrer grimmigen Aussprache nicht sein können. HIGH TENSION ist somit ein Film, der nach Tagen noch wirkt und Lust macht, nochmal gesehen zu werden. Von vielen Seiten wirft man ihm Logiklöcher, vorallem aber dem Ende vor. Ich persönlich muss mich da mit geteiltem Herzen auch anschließen, denn mit dem Schlussakt habe ich gestern auch mehr als gerungen. Man könnte dies aber in einen cineastischen Rahmen zwängen und behaupten, dass diese Art von Abstrusität den Streifen erst ausmacht, ihm Gestalt verleiht, eine Form aufzeigt, die einfach amorph und unentdeckt bleiben möchte, was ihre Auflösung betrifft.
Wenn ich den Film irgendeinem anderen Streifen gegenüberstellen müsste, der ähnliche psychologische Wesenszüge annimmt, dann wäre das KOLOBOS - Die schizophrene Story, wie sie bei HIGH TENSION immanent ist, ist dort ebenso vorhanden und mündet in beinah dem selben Fluss.
Es steht ganz außer Frage, ob dieser Film in die Geschichte des Terrorkinos eingehen wird - Denn das ist er bereits ...
Meine Kaufempfehlung!