High Tension
Das Videothek-Wochenende neigt sich dem Ende zu und mit „Ice
Age 2“, „High Tension“, sowie „Cowboy Bebop“ hat sich ein werkwürdiger, wenn auch abwechslungsreichen Genre-Mischmasch ergeben.
Französische Filme sind meistens schwierig, französische
Horrorfilme selten gut. Doch „High Tension“ klang doch recht hoffnungsvoll und da ich seit langer Zeit keinen guten Horrorfilm mehr gesehen hatte (und „Fluch
der Karibik 2“ schon verliehen war, was für ein Ersatz), dachte ich mir, dass man den Versuch doch mal wagen könnte, auch wenn die hiesige deutsche Fassung um einige Szenen beraubt wurde.
Marie fährt zusammen mit ihrer Freundin Alexia zu deren Eltern und kleinen Bruder aufs Land, mitten in die Pampa. Das Haus liegt abgelegen in einem riesigen Mais(?)-Feld, getrennt
von anderen Menschen, ein perfekter Ort für einen Horrorfilm.
Und in der Nacht bricht denn auch das Grauen über die
Familie ein: ein unbekannter Mann taucht wie aus dem Nichts auf und schnetzelt sich mit dem Rasiermesser durch die gesamte Familie…
Gute Slasher-Filme sind generell schlecht zu finden, aber Genre-technisch hat „High Tension“ doch einiges zu bieten. Zwar ist von Anfang an klar, auf wen die Handlung fokussiert wird, nämlich auf Cécile de France (Marie) und damit wird ein wenig Spannung genommen, aber dafür weist der Film in anderen Bereichen doch Stärken auf.
Schon die Anfangssequenz in der Marie vor einem Unbekannten
durch den Wald flieht zeugt von einer unheimlichen Atmosphäre. Als denn der unbekannte Mörder anfängt die Familie einen nach dem anderen zu ermorden nimmt das Grauen seinen Lauf.
Die Story ist natürlich recht dünn und wartet kaum mit
Überraschungen auf. Man vertraut eher auf Altbewährtes.
Dabei setzt Aja, seines Zeichen Regisseur des „Hills have
Eyes“-Remake, jedoch weniger auf effektvolle Schockmomente als viel mehr auf eine sich langsam nähende, grausame Bedrohung und auf spannende Sequenzen.
Blutige Gore-Effeke sind spärlich gesät und dominieren nicht den Film, sondern unterstreichen mehr seinen brutalen Unterton. In der deutschen Version sind nahezu alle Gore-Effekte rausgeschnitten, aber immerhin so gut, dass es fast nicht auffällt. Und der Film wirkt auch ohne diese blutigen Einlagen.
Viel mehr lebt der Film durch seine unheilvolle Stimmung,
durch die Spannende Verfolgung und die Rettungsversuche von Alexia durch Marie, weswegen Marie sich selbst immer wieder in die gefährlichsten Situationen bringt.
Atmosphärisch ist der Film ekelig und stets unheilvoll. Das
wird vor allem durch die düstere Musik oder viel mehr durch die verschiedenen Soundeffekte erreicht, die einen schon Schlimmes ahnen lassen, bevor es überhaupt geschehen ist.
Darstellerisch machen alle ihre Sache gut, wenn auch keine
sonderlich bemerkenswerte Leistung dabei ist.
Leider läuft der Film am Ende auf einen unsinnigen Plot-Twist raus, der nicht zu überzeugen vermag und irgendwo unlogisch wirkt. Viele Fragen werden dadurch aufgeworfen und die Ernsthaftigkeit des Films wird in Frage gestellt. Wären die Macher durchgängig bei der Ursprungsstory geblieben und hätten nicht auf so ein mysteriöses Ende gewechselt, wäre das dem Film
besser bekommen.
Aber alles andere bis zu diesem Zeitpunkt vermag es an den
Bildschirm zu fesseln und mitzubfiebern. Immerhin schaffte es der „Epilog“ mir ein Schmunzeln zu entlocken.
Unter dem Strich also endlich mal wieder ein guter
Horror-Film, der vor allem durch seine Atmosphäre zu überzeugen weiß. Es ist geradezu schade, dass Aja das nicht auf sein Hills-Remake übertragen konnte und das sie am Ende so einen Nonsens anfügen mussten.
[8 von 10]