Grimmiger Thriller aus Frankreich – mit einem bißchen “Identity”
Wohin soll man denn noch in Urlaub fahren...Amerika geht schon lange nicht mehr, wegen der vielen Serienmörder und überhaupt. Nach Australien darf man seit „Wolf Creek“ auch nicht mehr, England verbietet sich wegen „Dog Soldiers“ und ähnlich ekligen Wesen, man denke nur an „X-Tro“, in den Schwarzwald schon gar nicht, da lauert der untote Dr. Brinkmann, aber Frankreich, ja, das wäre doch was. Land der schönen Felder, der Genüsse des Essens und des Weins, schöne Frauen allenthalben, Sehenswürdigkeiten, eine malerische Sprache, Cannes und Nizza, ja, das ist eine gute Idee, obwohl, auch dort lauert der Tod in einsamen Landstrichen, es ist doch wirklich eine Plage mit diesen Serienmördern...bald kommt sogar mal ein Film mit diesem Thema aus der Schweiz, man könnte einen Killer einführen, der seine Opfer mit Schokolade und Käsefondue meuchelt, aber das wäre wohl zu albern.
Albern allerdings ist nicht das richtige Wort für den echt harten Schocker „Haute Tension“, den man uns unbedarftem Publikum aus Frankreich einfach so vorsetzt. Hier geht es derbe zur Sache, dabei fängt alles – wie eigentlich immer im Horrorfilm – ganz harmlos an. Alex und Marie wollen bei den Eltern von Alex, die in einem abgelegenen Landhaus wohnen, ausspannen und sich aufs Lernen konzentrieren, doch schon in der ersten Nacht ist Schluß mit der Ruhe. Ein Fremder klopft an die Türe, meuchelt im Handumdrehen die Eltern, den Bruder und sogar den Hund und verschleppt Alex in seinem Lastwagen, um sich später mit ihr zu vergnügen. Doch das möchte Marie nicht geschehen lassen und folgt dem Mörder mit einem kleinen und blutigen Zwischenstopp bei einer Tankstelle in dessen heimische Gefilde. Dort bekommt der Killer, was er verdient, doch zu Ende ist der Film damit leider noch lange nicht, denn man kann den Zuschauer ja noch ein wenig terrorisieren, sodaß er nicht schlafen kann. Es sei an dieser Stelle nur erwähnt, daß nicht jeder das ist, was er zu sein scheint.
Harte und wirklich sehr blutige Kost bekommt man hier auf den Tisch. Das ist echter Terror, ohne irgendwelches Zurückzucken und teils sehr blutig. Es geht aber nicht um Splatter, obgleich die Kamera bei den Morden stets voll draufhält, sondern um eine weitere Spielart des guten alten Serienkillers, der zum einen nicht alle Latten am Zaun hat, zum anderen aber auch stets brutal zuschlägt, ohne moralische Bedenken. Das kommt so nicht im amerikanischen Mainstreamkino vor, da sind es Teenager, die ihre gerechte Strafe für Sex vor der Ehe erhalten. Viel derber machen es die Franzosen, denn hier wird jedes Tabu gebrochen, welches als unbrechbar galt. Der Film ist nichts für schwache Gemüter, wenngleich der erfahrene Filmfreund schon in der Eingangssequenz erahnen kann, wohin die Reise geht. Daß es aber derart kompromißlos zur Sache geht, hätte man sicher nicht erwartet. Die Musik sei lobend erwähnt, atonale Geräusche sorgen für ein ständiges Gefühl der Bedrohung, und so fügt sich prima, was zusammengehört. Wegen des „Identity“-Kniffs aber gibt es einen Punkt Abzug, das hätte man perfekter machen können. Nix für Kinder, aber 9/10.